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Seite 4 Lo]«l\l-Anzeiger Donnerstag, 16. Dezember 1999 Viel zu wenig Arbeitskräfte für die heimische informieren, dass es keine Leu te gibt. Man kann überhaupt keine längerfristigen Pläne schmieden, weil man nicht weiß, wie es letztlich aussieht. Auch sollte man meiner Mei nung nach strengere Kontrollen einführen, ob die Leute auch wirklich arbeiten gehen, bzw. wollen. “Schandlöhne” bezah len wir heute sicher nicht mehr und überhaupt muss man die gastronomischen Berufe ima gemäßig aufwerten.” reich zu Saisoniers kommt, aber inzwischen kommen nicht mehr die hochqualifizierten Fach kräfte, sondern nur noch die Billigarbeiter. Der Fehler liegt oft auch bei den Gastronomie- betreibem, die Löhne sind teil weise extrem niedrig, viele Ar beiter müssen dem Lohn nachlaufen und man muss zu viele Stunden arbeiten. Da durch wird dieser Berufszweig systematisch hingerichtet, den Jungen fehlt die Lust und den Älteren die Kraft. Außerdem wird mit der sogenannten Ein stellzusage, (Arbeiter ver spricht, nach Zwischensaison im selben Betrieb weiterzuar beiten), zu viel Schindluder ge trieben, diese Leute werden dann vom AMS gar nicht mehr aufgegrifen und beziehen manchmal sogar von einer Win tersaison zur nächsten Arbeits losenunterstützung. Diese Ein stellzusage soll aufgehoben werden. Es brauchen nicht die Kontingente erhöht werden, sondern die Bedingungen müs sen sich ändern. Die Gastrono mie ist selbst schuld, dass es so weit gekommen ist. Außerdem “benötigt” das Gastgewerbe an Arbeitslosenversicherung 3 Mrd. Schilling mehr als es an Beiträgen einzahlt und lebt de facto vom Rest der Wirtschaft. Uschi Schorer, Chefin des Hotels Erika, Kitzbühel: “Wir haben heuer extremes Glück, weil alle Stellen besetzt sind, es war aber deutlich Die in der Kitzbüheler Hotellerie beschäftigten Geschwister Mana, Barbara und Simone Harisch (v. li.) hoffen auf eine Erhöhung des Kontingentes für Saisoniers. Von allen Seiten hört man in den letzten Tagen und Wochen, dass die Gastronomiebetriebe in den österreichischen Fremden verkehrsorten von einem akuten Personalmangel betroffen sind. Durch den schceereichen Winterbeginn haben zahlreiche Hotels und Restaurants früher als normal geöffnet, doch kön nen die Betreiber die günstige Wetterlage teilweise nicht aus nützen. Es gibt kein geeignetes Personal. Das Wehklagen der Gastronomen schallt laut, schlimmste Einbußen werden be fürchtet. Während die Hoteliers unzureichende Saisonierkon- tingente, das AMS oder das bevorstehende Millenium für die unbefriedigende Situation verantwortlich machen, kontert die Gegenseite mit dem Argument, schuld wären die unzumutbaren Arbeitsbedingungen in der österreichischen Gastronomie. Wo liegen nun wirklich die Gründe für diese imageschädigende Mi sere? Der Kitzbüheler Anzeiger erkundigte sich bei heimischen Gastronomen, Vertretern des Wirtschaftbundes und der Ge werkschaft. Susanne Raäke Uschi Schorer hatte Glück, bei ihr sind alle Stellen besetzt. Hans Ager, Obmann des Kitzbüheler Wirtschaftsbnn- des und Ittererwirt: Zunächst müssen wir einmal die echten Arbeitslosenzahlen offenlegen, also die “Unvermit- telbaren”, nämlich Kranke, Al koholiker, etc. aussieben. schwieriger als sonst. Natürlich mussten wir jetzt unsere Aus hilfskräfte aus den EU-Ländem rekrutieren. Problematisch ist, dass diese meist jungen Men schen nun für Arbeiten einge teilt werden, die sie teilweise überfordert, aber die Fachkräfte fehlen. Leider wollen ja unsere heimische Jugend und die Fach arbeiter nicht mehr in’s Service, auch weim längst eine Besser stellung der Löhne geschehen ist. Deshalb brauchen wir mehr ausländische Arbeitskräfte, die man als Hotellier aber in der Zwischensaison einfach nicht durchfüttem kann. Deshalb bin ich für eine Aufstockung der Saisoniers.” Maria und Barbara Ha risch, Betreiberinnen der Ho tels Goldener Greif und Ma ria Theresia, Kitzbühel: “Wir stehen heuer vor einer wirklich schlimmen Situation, es fehlen uns mindestens vier Leute, vor allem im Service. Erstmalig überhaup: ist es uns leider auch nicht mehr möglich, im Goldenen Greif einen A-la carte-Restaurantbetrieb bieten. Unverständlich bleibt, warum zum Beispiel eine Spitzenkraft aus Poten, die schon jahrelang bei uns tätig war, heuer plötzlich keine Ar beitserlaubnis mehr bekam. Die Kriterien, nach welchen die Sai- soniers vergeben werden, sind teilweise wirklich nicht nach vollziehbar. Statrdessen schickt man uns teilweise höchst unzu verlässige österreicliische Ar beiter. Bei uns ist es halt leider so, dass niemand mehr am Abend arbeiten möchte, jeder will fixe Arbeitszeiten. Aller dings glauben wir, dass Einige hoffen, zum Millennium viel Geld kassieren zu können, nach den Feiertagen entspannt sich die Situation wahrscheinlich wieder. Das Kontingent für Sai soniers sollte unbedigt erhellt werden.” Wolfgang Hagsteiner, Chef des Furtherwirts, Kirchdorf: “Wir suchen im Moment zwei Köche und zwei Leute im Ser vice. Ansonsten haben wir ein sehr gutes Stammpersonal, dass wirklich mithilft. Wenn sie aber aus Personalmangel Zusatzauf gaben übernehmen müssen, er fahrt ihr Job auch eine Wert minderung. Es sollte nicht aus der Notlage im Tourismus poli tischer Vorteil gezogen werden. Außerdem müsste man die Ga stronomiebetriebe viel früher anzu- Kurt Mayerhofer, Bezirks sekretär des Kitzbüheler Ge werkschaftsbundes : Es ging ja ursprünglich auch einmal von mir aus, dass Öster- BR Hans Ager kritisiert das österreichische System.
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