Kitzbüheler Anzeiger

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Wechsel etwas zu lesen bekom­ men hätte, hinterlege ich diese Freude Euch, mit der Bitte hal­ tet fest an heiliegen katholie- schen Glauben, und lebet nach denselben er alein macht den Einzelnen, die Familie, die Ge­ meinde die Völker die Stadt glücklich, das war in der Ver­ gangenheit so, in der Gegen­ wart, und in der Zukunft wird es ebenso bleiben. Erb, am 31. De­ zember 1900. Josef Haas, Schreiber dieses mit der Bitte um 1 Vater unser und Ave Ma­ ria, weil ich am 31. Dezember 2000 Hundert und Jahrtausend­ wechsel längst nicht mehr sein werde." Vielleicht erfüllen manche Leser dieser Zeilen den Wunsch von Josef Haas... Nicht überraschend ist das glühende Bekenntnis zum ka­ tholischen Glauben. Es ent­ sprach der althergebrachten Un­ terwerfung unter die religiöse Autorität der Kirche und seiner ehrlichen Überzeugung. Die na­ hezu beschwörende Ablehnung sozialistischer Gedankengänge zeigt, dass diese Ideologie selbst in dem kleinen Land­ städtchen, das Kitzbühel da­ mals war, bereits Fuß gefasst hatte. Bollwerke dagegen waren auf Veranlassung der Kirche die Gründung eines katholischen Gesellenvereins 1883, eines ka­ tholischen Meistervereins 1894 gewesen. Beider Anliegen war eine religiöse und sittliche Le­ bensführung ihrer Mitglieder. Aber sogar ein Bauer, Hans Fil­ zer hatte es zum sozialistischen Abgeordneten gebracht (1919 - 1925). Nur die Person des Kai­ sers stand in ihrem Ansehen über allen politischen Parteien. Zurück zur Person von Josef Haas. Er war keiner der großen Bauern der Gegend, aber ein allseits geachteter Mann von tiefer Frömmigkeit, den nicht nur wirtschaftliche Tüchtigkeit, handwerkliche und volkskünst­ lerische Fähigkeiten, sondern außergewöhnlich wache Gei­ stigkeit auszeichneten. Bis in alle Einzelheiten hat er die wirt­ schaftlichen Tätigkeiten der ganzen Familie rund um das Jahr aufgezeichnet; beein­ druckend dabei auch jene Aus­ nahmssituationen durch Unwet­ ter mit Sturm und Hagelschlag, die Schäden am schindelge­ deckten Hausdach, Emteschä- den auf Wiesen und Feldern und durch Windwurf auch im Wald anrichteten. Frühe Winterein­ brüche wurden sorgenvoll ver­ merkt, weil die Heuvorräte vor­ zeitig hergenommen werden mussten. Das bedeutete die Ge­ fahr, den Viehstand möglicher­ weise nicht durch den Winter bringen zu können. Ebensowenig zu übersehen in den Tagebuchaufzeichnungen In der Erber Krippe ist die Heilige Familie fast nur von Menschen bei ihrer Arbeit umgeben, lauter Szenen aus dem bäuerlichen Le­ bensbereich. Josef Haas hat diese Krippenfiguren geschnitzt und ei­ nen ungewöhnlichen Krippenberg gebaut. ist das Interesse am “V/eltge- ses zu bestimmten Anlässen. So schehen”, soweit es in seiner “ging Mutier (an einem Wo- Heimat erfahrbar oder auch chentag) am 2. Dezember kir- spürbar wurde. Ohne Radio und chen, weil ein Hochamt für den Fernsehen war die Welt von Jo­ sef Haas freilich klein. Äußerst respektvoll berichtet er z. B. von Feierlichkeiten in Kirz- bühel zu Ehren des Kaiserhau- len Glocken geläutet und dies Kaiser war, denn an diesem Tag hat er vor 50 Jahren die Regie­ rung übernomm.en. Am Vor­ abend wurde eine Stund mit al- Hier entstanden die Tagebücher des Bauern Josef Haas (1865 -1939) ab 1883, die Josef Haas jun. (1918 -1989) fortgesetzt hat. - Rechts der Hof Vordererb, links (tw. verdeckt) Hintererb. Die “Gass” war gemeinsam. Rechts vorne das Erberkreuz auf einem Findling aus der Eiszeit.
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