Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Lokal-Anzeiger Donnerstag, 16. März 2000 Kritik am Tiroler Verkehrsverbund Heftige Kritik am Tiroler Verkehrsverbund übte am Mittwoch, 8. März, der AK- Vorstand und Chef der Tiro­ ler Eisenbahngewerkschaft, Walter Vonbank, im Zuge ei­ ner Pressekonferenz der Fraktion Sozialdemokrati­ scher Gewerkschafterlnnen. Der Tiroler Verkehrsverbund würde äußerst ineffektiv arbei­ ten, erklärte AK-Vorstand Wal­ ter Vonbank. Die Fahrzeiten von Bahn, Post-Bus und priva­ ten Transportunternehmen sei­ en in Tirol viel zu wenig auf­ einander abgestimmt, der Fahrplan werde immer weiter ausgedünnt, schon für den kommenden Sommer stünden wieder weitere Kürzungen be­ vor. Dieser Mangel betrifft natürlich auch die zahlreichen Pendler. In Tirol ist da immerhin jeder fünfte Arbeitnehmer und allei­ ne im Bezik Kitzbühel sind da­ von 8500 Menschen betroffen. Für diese Menschen, die auch finanziell benachteiligt sind, möchte sich die FSG-Abteilung der Arbeiterkammer in Zukunft wieder vermehrt einsetzen. In den letzten drei Jahren hatte man ja die Verkehrsexperten der AK bei den Verhandlungen nicht mehr zu Rate gezogen, doch wurde mit 1. Jänner 2000 eine Neuordnung des Nahver­ kehrs beschlossen. Auch die nicht EU-konformen Monopol­ stellungen der Linienkonzes­ sionen von ÖBB, Post und pri­ vaten Transporteuren werden innerhalb der nächsten 10 Jahre fallen. Darin sieht Walter Von­ bank eine Chance. Wichtig wäre für ihn ein landesübergreifender Verkehrs­ verbund mit Salzburg und Vor­ arlberg und eine aktive Zusam­ menarbeit der beteiligten Unternehmen, der Gemeinden und der Großfirmen, bei wel­ chen viele Pendler beschäftigt sind. Dass dies im kleinen Kreis gut ftinktioniert, demon­ strierte Fraktionskollege Franz Reiter, Bürgermeister von St. Jakob, gemeinschaftlich mit den Orten St. Ulrich, Fieber­ brunn, Waidring und Hochfil­ zen. In der Pillerseeregion ar­ beitet man erfolgreich mit einem einheitlichen regionalen Busmanagement, das ständig verbessert wird. Auch Vorarl­ berg ist in Punkto funktionie- FELIX OBERMOSER Die Folgen der Vogel Strauß Politik Eigentlich war es schon seit dem Beitritt Öster­ reichs zur EU klar, dass die Getränkesteuer EU-widrig ist. Schon seit dem 1. Jän­ ner 1995 musste man da­ mit rechnen, dass die Steuer auf Getränke früher oder, später fallen werde. In Österreich hielt man sich aber wieder einmal an die typische “Kopf-in-den- Sand-Politik”. Dieser Kelch wird schon an uns Vorbei­ gehen, hörte man allerorts. Dass man in der EU mit solcher Art Politik nichts anfangen kann, ist von Österreich noch immer nicht begriffen worden. Ganz im Gegenteil: Bis zu­ letzt hat man von Seiten des Städte- und Gemein­ debundes die Gemeinden aufgefordert die Steuer frisch-fröhlich weiter einzu­ heben. Dabei haben die Gemeinden noch Glück im Unglück gehabt, wenn man bedenkt dass antial­ koholische Getränke von der Regelung ausgenom­ men wurden. Dennoch sind rund zwei Drittel der budgetierten Einnahmen aus dem Posten der Ge­ tränkesteuer vorerst ein­ mal weg, was bedeutet, dass man sich vielerorts längst nötige Investitionen nicht leisten wird können. Auf einen ganz anderen Blatt steht aber die Weiter­ gabe des Preisvorteiles durch die Wirte. Wie man hört will kaum jemand mit den Preisen runter gehen. Das hieße dann, dass die Gemeinden große Einnah- mensverluste hinnehmen müssten, die Konsumen­ ten, die ja die eigentlichen Steuerzahler waren, nach wie vor die überhöhten Preise zahlen müssten und die Wirte als die la­ chenden Dritten dastehen würden. So kann es wohl auch nicht gehen! Walter Vonbank kritisierte den Tiroler Verkehrsverbund, (sura) rendem Verkehrsverbund den Tirolern weit voraus, ebenso wie Niederösterreich und Wien. Die Finanzierung dieser Ver- bundkcnzepte sollte zu 50% durch den Bund, zu 30% von den Gemeinden und der Rest durch cas Land finanziert wer­ den. Für die Gemeinden ließe sich dieses Geld erfahrungs­ gemäß durch die Liftbetreiber, Wirtschaftssponsoren und Wer­ beaufschriften leicht aufbrin­ gen, erklärte Franz Reiter, (sura) Kein Auskommen mit dem Einkommen Am vergangenen Freitag fand im Hotel Klausner ein von der SPÖ veranstalteter runder Tisch zum Thema “Kein Auskommen mit dem Einkommen” statt. Konkrete Lösungsvorschläge sind offen­ bar schwer zu finden. Auch fanden sich keine “normalen” Zuschauer ein. An einer Diskussion über die Einkommenssituation in Kitz­ bühel namen LA Alois Leiter, AK-Kandidat Franz Reiter, AMS-Mitarbeiter Manfred Dag und FPÖ-Bezirksobmann Paul Steindl teil. Der Bezirk zählt ja mit einem Durchschnittsbrut­ toeinkommen von 21.100 ATS zu den einkommenschwächsten Bezirken in Tirol, gleichzeitig sind die Lebenserhaltungsko­ sten überdurchschnittlich hoch. Die Verschuldung ist hoch, ebenso die Anzahl der Exeku­ tionen. Mitausschlaggebend für die problematische Situation in Kitzbühel ist natürlich der rela­ tiv große Anteil an Gastrono­ mie-Saisonbeschäftigten. Doch gerade in diesem Be- Kein ÖVP-Vertreter hatte sich unter die Diskutanten gemischt. S.R. reich lässt sich offenbar keine Lösung finden, Gewerkschafts­ vertreter Kurt Mayerhofer plä­ dierte für längere Öffnungszei­ ten der Betriebe. Franz Reiter präsentierte wieder seine Vor­ schläge, durch die Ansiedelung von ausländischen Gewerbebe­ trieben ein zusätzliches Stand­ bein zum Tourismus zu schaf­ fen. Und Alois Leiter gab sich gesellschaftskritisch: die Wert­ schätzung für Arbeit an sich müsste wieder gesteigert wer­ den. Auch mehr überregionale Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und Tourismusver­ bänden wurde gefordert. Die Diskussion lief in sachlicher, freundschaftlicher Atmosphäre ab, konkrete Lösungsvorschlä­ ge blieben aber aus. (sura)
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