Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Gedanken zum Kirchberger Heimatbuch Von Dr. Gertrud Heß-Haberlandt J Vergangenheit und Gegenwart. - An erster Stelle steht Anton Se- I' bastian Flecksberger, Bauer und § Heimatforscher. Er hat mit der T- (kostendeckend abgegoltenen) I Überlassung seiner jahrzehnte- 1 langen Forschungsergebnisse an die Gemeinde einen wichti­ gen Teil ihres im Aufbau be­ findlichen Archivs geschaffen. Nach Oberlehrer Ludwig Wein­ old d. Ä. ist und bleibt Flecks­ berger der Pionier der Kirchber­ ger Heimatforschung, was im Rahmen dieser Zeilen aus­ drücklich festgehalten werden soll. : ■■ =?• Vorweg: Dieses Gemein­ schaftswerk, zustande gekom­ men unter der Leitung von Oberschulrat Dir. Peter Gwirl, ist ein gediegenes, mit vielen Bildern bestens ausgestattetes Buch geworden. Kirchbergs Geschichte, ver­ fasst von Hoffat Dr. Friederike Zaisberger, der langjährigen Di­ rektorin des Salzburger Landes­ archivs, bildet ein umfassendes, interessantes Eingangskapitel; es beinhaltet außer der politi­ schen Geschichte die ehemali­ gen rechtlichen Grundlagen von Handel und Gewerbe, Bergbau, Bauernstand und Waldnutzung. Entsprechend der gegen­ wartsbezogenen Tendenz des Buches werden nicht nur histo­ rische Kriegsereignisse geschil­ dert. Vielmehr wird die Chronik folgerichtig mit der Schilde­ rung der Auswirkungen des zweiten Weltkrieges vervoll­ ständigt. Ältere Kirchberger ha­ ben diese leidvolle Zeit noch selbst miterlebt. Ein ausführliches Kapitel ist dem historischen Bergbau ge­ widmet und behandelt Standor­ te, Betreibergesellschaften, Ab­ baumethoden und Verar­ beitungsprozesse. Zahlreiche Wiedergaben aus dem Schwa- zer Bergbuch (1556) veran­ schaulichen die Tätigkeiten al­ ler im Bergbau Beschäftigten, vom einfachen Arbeiter bis zum höchsten Beamten. Vergangene und zum Teil in Resten noch be­ stehende, mit dem Bergwesen zusammenhängende Bauwerke und Örtlichkeiten sind ange­ führt und anschriftsmäßig fest­ gehalten. Einer dazu kartogra­ phischen Lokalisierung könnte man noch besser folgen. Sehr knapp ist leider der Ab­ schnitt über die Landwirtschaft in Geschichte und Gegenwart ausgefallen. Und dies ange­ sichts der jahrhundertealten bäuerlichen Grundstruktur, die auch heuer noeh über Gemein­ de- und ehemalige Landesgren­ zen hinausreicht. Es waren zu allererst Bauern, die dieses Land urbar machten, bewirt­ schafteten und damit Siedlungs­ bild und Kulturlandschaft präg­ ten. Treue zum eigenen Grund und Boden spiegelt die große Zahl der Erbhöfe, der meisten aller Gemeinden im Bezirk, wi- mm mmm WMM m m WS ! *1 Anfänglich gerade wegen sei­ ner Pioniertätigkeit als Außen­ seiter betrachtet und vielleicht auch teils seiner etwas schwie­ rigen Persönlichkeit wegen, hat er erst in späten Lebensjahren schon lange verdiente Ehnmgen empfangen (Ehrenring der Ge­ meinde Kirchberg, Verdienst­ medaille des Landes Tirol). Flecksbergers Wunschziel war ein Heimatbuch für Kirch- herg. Als Einzelperson konnte er dies nicht verwirklichen. In mehreren historischen Artikeln des Kirchberger Heimatbuchs ist die geistige Autorenschaft Flecksbergers in der Quellenan­ gabe vermerkt. Um die ausgiebige histori­ sche und gegenwärtige Bilddo­ kumentation haben sich beson­ ders Christian Homgacher und Peter Gwirl verdient gemacht. Um wieder an den Anfang mei­ ner Gedanken zurückzukehren: Dir. Peter Gwirl ist es gelungen und daher zu danken, seine zahlreichen eigenen Beiträge und ihre Bebilderung mit jenen der anderen Mitarbeiter zu ei­ nem harmonischen Ganzen, dem Kirchberger Heimatbuch, zu vereinen. Gwirl hat neben der Schrift­ leitung und der Texterfassung eine Vielzahl von Beiträgen selbst erarbeitet und über das von ihm geleitete Gemeindear­ chiv erforscht. Gwirls Bemühen ist auch die umfassende Mitar­ beit der Vereine, Institutionen und Interessensgruppen am Heimatbuch zu danken. Die schwierige wie umfangreiche und zeitaufwendige Arbeit des Schriftleiters und die bedeuten­ de Investition der Gemeinde verdient Wertschätzung und Nutzung durch die Gemeinde­ bürger und alle an der Heimat­ kunde Interessierten. iflM I V. - liiiiiJ ii: fKi ISfi fei £- Ii Hi! i i P3 " ’ Kirchberg gegen der. Gr. Rettenstein (Aufnahme um i>50). der. Diese 13 Höfe werden in schönen Aufnahmen wiederge­ geben. Ihre Besitzerreihen sind nur wenige Beispiele aus einet umfassenden Höfechronik von Anton Flecksberger. Ihre ge­ samte Veröffentlichung hätte den Rahmen des Buches ge­ sprengt. Die ehemals sehr mühsame bäuerliche Arbeit wurde nur an­ gedeutet, die großen Verände­ rungen der sozialen Lage “wei­ chender Geschwister”, die ihr Brot meistens als Dienstboten verdient hatten, wurden nicht erwähnt. Diesen Menschen blieben in den Jahren nach dem zw'eiten Weltkrieg, als die Land­ wirtschaft sich nach und nach auf den Einsatz von Landma­ schinen umstellte, Arbeitslosig­ keit und Abwanderung zum größten Teil erspart Denn durch den stetig v/achsenden Fremdenverkehr hatten sich neue Berufsmöglichkeiten “zu­ hause” ergeben. Das bewirkte zwar eine Verminderung des bäuerlichen Bevölkerungsan­ teils, aber Kirchberg bewahrte trotzdem seinen urwüchsigen Eigencharakter. Nebenbei erwähnt sei noch ein Zusammenhang zwischen uralter bäuerlicher Wirtschafts­ weise und dem Tourismus. Gä­ be es Keine gepflegte Almregi- nn, gäbe es kein s: ausgedehn­ tes. walcf-eies Gelände für den dominierenden Die bedeutende Almwirtschaft von einst beweist der Nach­ druck der Alostatistik ven 1878, wenn auch ohne Bezug zur Gegenw^, oh oder welche Almen noch bestehen bzw. noch bewir.sbnaftet werden. Förderungen und Forschritce des “verbhehenen” Bauernstan­ des durch schulische Aus- und Fonbildung auch durch die Landvcirtschaftskamtner ^Ge­ sundheitswesen für Mensch und Tier, Hauswirtschaftsl<.mrse u. a. m.) bleiben unerwähnt, ebenso die sicherlich vorhandenen Ak- hvifäten der Landjugend. Die Vorstellung .aller Nutztierzucht- verbände gehörte sim Kapitel Landwir.se haft. Va±ildHch und ausführlich, mit schöner Bebilderung sind die zahlmichen anderen Kapitel des Buches. Sie hetrsffen Kir­ che und Seelsorge, Schule und Bildung, wehere Einrichrungen des öffentlichen Lebens und die ausgeprägte, Vereinstätigkeit, die das rege C-emeinschaftsleben anschau­ lich widerspi^elt. Nicht vergessen sind Lebens­ bilder ven Persönllchiielten aus Wintersrort. vielfältige
< Page 28 | Page 30 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen