Kitzbüheler Anzeiger

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SEITE 8 LOKAL-ANZEIGER DONNERSTAG, 19. OKTOBER 2000 Reiter: "Nuildefizit kostet ein Monatsgehalt" KITZBÜHEL. Tirols ÖGB- Chef Franz Reiter bezog im Anzeiger-Interview über Null- defizit, soziale Treffsicherheit und über neue Belastungspa- kete für die Bevölkerung Stel- lung. Kitzbüheler Anzeiger: Was bedeutet für Sie "Soziale Treffsi- cherheit"? Franz Reiter: Das Durch- schnittseinkommen in Tirol beträgt in etwa 23.400,- brutto md. aller Sonderzahlungen. Dies bedeutet rund 16 bis 17 Tausend Schilling netto. Mit diesem Einkommen gibt es in Tirol kein Auskommen. Und jetzt kommt noch das neue Belastungspaket, dass ifir mich eine eindeutige Schieflage auf- weißt. Arbeitnehmer und Pen- sionisten müssen, um das ange- peilte Nulldefizit im Jahr 2002 erreichen zu können, 42 Milli- arden Schilling zur Budgetsa- nierung beitragen. Anderes Klientel, wie etwa Großgrund- besitzer und Bauern steigen dagegen ab 2003 mit einem Plus von rund drei Milliarden Schilling aus. Umgemünzt auf Tirol bedeutet dies, dass jeder Arbeitnehmer durchschnittlich 13.000,- Schilling pro Jahr zur Budgetsanierung beitragen muss. Wenn jetzt eine Familie noch zusätzlich studierende Kinder hat, erhöht sich die Summe auf über 20.000,- Schil- ling. Dies ist in meinen Augen ein Wahnsinn. Das sogenannte Nulldefizit kostet dem Arbeit- nehmer ein ganzes Monatsge- halt. K. A.: Was halten Sie generell von den geplanten Studienge- bühren? Reiter: Prinzipiell sage ich, Chancengleichheit ifir Alle. Das ganze Leben besteht aus Aus- und Weiterbildung. Ich bin prin- zipiell gegen Studiengebühren. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass auch der Kindergartenbe- such kostenlos sein sollte, denn dort beginnt bereits die Bildung. Wenn man jetzt Studi- engebühren einftihrt, wird es so VOLVO Tor uTe ÖGII-Tirol CheJ Franz Reiter Foto: Obermoser sein, dass sich das Studieren nur mehr die Gutetuchten leisten können und die.rmeen Schichten bleiben auf der Strecke. Mit dieser Ma3nahme schaffl man wieder zwei Klas- sen, anstatt die Talente zu fördern. Daher bin ich generell gegen die Einfl.ihrung von Studiengebühren. Bildung muss dem Staat einfach etwas Wert sein. K. A.: Arbeitnehmer müssen in ihre Ausbildung aber auch viel investieren. Eine Meister - pr4fung kann je nach Branche 100.000,- Schilling und mehr kosten. Reiter: Man muss davon aus- gehen, dass jemand, der eine Lehre absolviert, diese auch bezahlt bekommt. Gute Betrie- be sind auch bereit, in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitar- beiter viel Geld zu investieren. K.A.: Was halten Sie i.'on den Plänen der Regierung, das Arbeitslosengeld bei befristeten Arbeitsverträgen, wie sie im Tourismus häsfig vorkommen, für vier Wochen auszusetzen? Reiter: Das ist in meinen Augen überhaupt ein Wahnsiim. In Osterreieh sind davon rund 350 bis 400.000 Arbeitnehmer betroffen. In Tirol ist jeder zehnte Arbetnehmer davon betroffen. Ein Beispiel: Wenn ein Arbeitnehmer 13.000,- Schilling verdient, die Gehälter im Tourismus sind oft nicht höher, dann ergibt diese neue Regelung einen Einkommens- ausfall von 12.400,- Schilling übers Jahr gerechnet. K.A.: Hält die neue Regie- rung nicht mehr allzuviel von sozialpartnerschaftlichen Ver- handlungen? Reiter: Sowohl die Alleinre- gierung der OVP unter Klaus (1966-70 Anm.) wie auch die SPO-Alleinregierung unter Kreisky (1970-83 Anm.) haben immer auf die Sozialpartner- schaft gehorcht. So wie jetzt war es noch nie. Auf die Sozial- partnerschaft wird teilweise überhaupt nicht mehr Rücksicht genommen. Die Arbeitnehmer- Innen werden einseitig geschröpft. K.A.: Ist das ein Ende der Konsenspolitik? Reiter: Ja, wir bewegen uns weg von der Konsens- und hin zur Konfliktdemokratie. Die Verhandlungen am Grünen Tisch werden weniger, durch den Abschluss bei den Verhand- lungen mit dem Offentlichen Dienst ist aber wieder ein ldei- ner Lichtblick am Horizont zu erkennen. Wenn das nicht geklappt hätte, wären wir aber schon Gewehr bei Fuß gestan- den. Die Aktionsbereitschaft war schon sehr hoch. K.A.: Nach der Einigung mit der starken Beamten gewerk- schaft war das Thema General- streik, das bei vielen Gewerk- s c h aft s v e r s a m m 1 u n g e n herum geisterte, sehr schnell vom Tisch. Sind die restlichen Fachgewerkschaften überhaupt stark genug, einen grbj3eren Streik zu organisieren? Reiter: Meine persönliche Anschauung ist, dass man zuerst den Dialog führen soll. Erst wenn das nichts nützt, muss man Aktionen setzen. Ich bin aber zuversichtlich, dass es auch bei den weiteren Lolmver- handlungen zu einem Abschluss kommt. Ich orte allerdings eine erhöhte Bereitschaft der Arbeit- nehmerschaft, sich an Aktionen zu beteiligen. Ein Streik ist aber fUr mich immer nur das letzte Mittel. K.A.: Welche Pläne hat die Gewerkschaft für die nächste Zukunft? Reiter: Die Zeichen der Zeit haben wir erkannt. Dennoch sind wir immer dialogbereit. Wir werden uns den Themen der Zeit anpassen. Wir werden nicht Reagierer sein, sondern Agierer und werden das Tempo vorgeben. Interview: Felix Obermoser MOBILES EALHENTER MIT 6 AIRBAGSB Die Oberklasse-Limousine von Volvo set7t nicht nur neue Sicher- heitsmaßstäbe, sondern ist auch punkto Kommunikationstechnik auf dem letzten Stand: Mit dem eingebauten GSM-Telefon (Option) können Sie Anrnfe tätigen und annehmen, ohne das Lenkrad loszu- lassen. Über alle Details informieren wir Sie gerne. Ab € 33.100,- DER VOLVO S80: 455.466,- Autohaus Bernhard 6300 Wöryl, Brixentalerstraße 82, TeI.: 05332/76 012 auto.bernhard.woergl@utanet.at 6370 Kitzbühel, Jochberger Straße 116, TeI.: 05356/62 676 auf o.bernhard.kitzbuehel@utanet.at
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