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IM 4 . . - . Typische JYohnanlagefiir Einheimische in der Kitzbüheler Bacherwiese: Unattraktive Wohnblöcke, in denen die Bewohner tagtäglich dem Lärm der Durchzugsstraße ausgesetzt sind. Foto: Obermoser SEITE 4 LOKAL-ANZEIGER DONNERSTAG, 9. NOVEMBER 2000 KITZBÜHEL. Kritische Aussagen zur Wohnsituation in der Stadt Kitzbühel macht SP-Landtagsabgeordneter Alois Leiter. Wohnen in der Sonnenlage sei in der Garns- stadt ein Privileg für Reiche. "Die schönsten Lagen zum Wohnen sind in Kitzbühel nur den Reichen vorbehalten", kriti- siert LA Alois Leiter (SPO) die Wohnsituation in der Bezirks- hauptstadt. Viele junge Einhei- mische müssten in die umlie- genden, preisgünstigeren Regionen aussiedeln. "Viele können sich das Wohnen in Kitzbühel nicht leisten", so Lei- ter, der in seinem Brotberuf Ge- schäftsfiihrer der gemeinnützi- gen Wohnbaugesellschaft Neue Heimat ist. "Hintergrund dieser Situation sind die hohen Grundstücks- preise, welche sich durch den hohen touristischen Anteil und der damit einhergehenden kauf- kräftigen Nachfrage ergeben", meint der SP-Politiker, der auch eine häufige "Schräglage sozia- ler Widmungen" ortet. "Es sind auch nicht die schönsten Lagen, welche dem Normalverdiener zur Verfügung stehen". Hier sei eine häufig verfehlte Wid- mungspolitik verantwortlich. "Nach meiner Auffassung müs- sten Kriterien wie Sonnen- scheindauer maßgebend für Wohnbaugrundstücke sein." Leiter fordert auch für Kitz- bühel innovative Wohmriodelle wie zum Beispiel in Oberndorf, wo für Einheimische preiswerte Liegenschaften in Sonnenlage über den Bodenbeschaffungs- fonds zur Verfügung gestellt worden sind. Auch die Gemein- den Kirchberg und St. Johann nennt Leiter als vorbildlich be- züglich sozialer Grundbereit- stellung. Auch bei der Wohn- und Mietzinsbeihilfe gehört einiges verbessert, meint Leiter. "Die Förderungspolitik soll überdacht werden. Wer mehr verdient, soll auch mehr in die einmal gewährte Wohnbauför- derung zurückzahlen". Dadurch könnte wieder mehr Geld in die Bauleistung fließen, beschreibt Leiter die Vorteile dieses Modells. fe SP-Leiter kritisiert Kitzbühels Wohnbaupolitik Im Interview mit dem Kitz- büheler Anzeiger hat der neue OGB-Chf Tirols, Franz Reiter, zum Thema "Soziale Treffsi- cherheit" eine eindeutige Schieflage beklagt. Dabei hat er einerseits die Belastungen, die auf die Arbeitnehmer zukom- men, kräftig beklagt und gleich- zeitig in sehr polemischer Wei- se behauptet, dass "etwa Großgrundbesitzer und Bau- ern" mit einem satten Plus aus- steigen würden. Dazu seien mir einige Bemerkungen erlaubt: Das "Nulldefizit" ist unum- gänglich geworden, weil die so- zialistisch dominierten Regie- rungen der letzten 30 Jahre Staatsschulden in einem unvor- stellbaren Ausmaß angehäuft haben. Osterreich zahlt für die- se Politik allein an Zinsen 114 Milliarden Schilling im Jahr. Die österreichische Land- wirtschaft hat als Preis für den EU-Beitritt enorme Einkom- mensrückgänge hinnehmen müssen, die nur durch die im Zuge der Beitrittsverhandlun- gen zugesagten Flächenaus- gleichszahlungen halbwegs in Grenzen gehalten werden konn- ten. Allzugern wird nämlich vergessen, dass die Grundnah- rungsmittel seit dem Beitritt zum Teil wesentlich billiger ge- worden sind - die im Abgleich dafür zugesagten Flächenaus- gleichszahlungen jetzt aber als "lästig" bzw. als Privileg der Bauern empfunden werden. Tatsache ist, dass im Zuge der Sparmaßnahmen die Ein- führung der neuen Bergbauern- ausgleichszulage um ein weite- res Jahr verschoben wird, was vor Allem die Bergbauern Ti- rols stark triffl. Der ebenfalls im Regierungsübereinkommen zu- gesagte "Agrardiesel" (Oster - reich ist eines der wenigen Län- der innerhalb der EU, das diese Einrichtung bisher nicht kennt, was die Wettbewerbsfähigkeit unserer Bauern stark beein- trächtigt) wird ebenfalls ausge- setzt und belastet die Bauern. Im Sozialversicherungsbe- reich wurden bereits in den letz- ten Jahren die Bauern durch die Anhebung der Mindestbeitrags- grundlage und die Einführung der Mehrfachversicherungen zusätzlich belastet. Die deutli- che Anhebung der Erbschafts- und Schenkungssteuer wird im Zuge der Hoffibergaben ebenso die Landwirtschaft treffen wie die zur Debatte stehende Bo- denwertabgabe. Durch die Kür- zung des Budgets werden auch die landwirtschaftsnahen Ein- richtungen wie Verbände, Kam- mern, Schulen, etc. mit deutli- chen Einschnitten rechnen müssen. Und letztlich muss auch berücksichtigt werden, dass der größte Teil der Bauern ja auch Dienstnehmer sind (mehr als zwei Drittel der Bauern haben einen außerlandwirtschaftli- ehen Nebenerwerb) und damit natürlich auch alle Belastungen, die im Zuge der Budgeterstel- lung auf die Arbeitnehmer zu- kommen, mittragen müssen. Mit Bedauern stelle ich fest, dass auch der neue 0GB-Ob- mann, obwohl eigentlich ein Vertreter der jüngeren Generati- on, auf das uralte Rezept "Klas- senkampf" zurückgreift. Mich verwundern seine Aussagen nicht zuletzt deshalb, weil er ja auf Grund seiner bäuerlichen Herkunft sehr genau wissen müsste, dass dieser Berufsstand seit jeher mit schwierigen Rah- menbedingungen zu kämpfen hat. Für eine sachliche Darstel- lung der Probleme der Arbeit- nehmer habe ich vollstes Ver- ständnis, nicht aber dafür, dass im Gegenzug ungerechtfertigt andere Berufsgruppen als "Rei- bebaum" oder gar Feindbild herhalten müssen. Bgm. ÖR Hans Nagele Obmann der Bez.-Landwirt- schafiskammer Kitzbühel Die hier veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion, sondern nur die des Verfassers wieder. Antwort auf Interview mit Reiter
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