Kitzbüheler Anzeiger

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Willi Gantschnigg '-echß) urd Andreas Däscher dir e.sten Sprin- ger des aerodyra Sls, der im Windkanal ent.'ickelt worden war. Willi Gantschnigg (rechts) mit dem legendären "Buwi" Bradl bei einem Bewerb in Bischofshofen (1949). Raum ziehen kann. Däscher tat es. Er versuchte gar nicht erst, wie das bislang alle Schisprin- ger taten, kräftig abzuspringen und den Körper hochzureißen. Nein, er schob ihn nur nach vorn, freilich mit einer blitz- schnellen Streckung unmittel- bar nach dem Absprung. Er zog auch nicht die Arme nach vom wie alle anderen. Er führte sie im Gegenteil nach hinten und legte die Handflächen dabei an die Rückseite der Oberschen- kel. Nur wenn ihn ein Windstoß während des Flugs erfasste, nahm er eine Hand leicht zur Seite und balancierte seinen Flug wieder aus. Der Schweizer Dr. Straumann hatte diesen Stil bei Versuchen im Windkanal der Technischen Hochschule in Zürich vorbereitet." Im Buch "Skilauf in Oster- reich", dem offiziellen Jahr- buch des Osterreichischen Schiverbandes für 1952, schrieb Theodor Hüttenegger: "Sprung- schanzeneröffnung in Oberst- dorf, 28. Februar bis 4. März 1950. Ein gewöhnlicher Werk- tag, ein Dienstag. Und doch tu- ten und hupen hunderte Auto- busse und Wagen, drängen sich Zehntausende auf den schmalen Wegen in die Birgsau. Wird heute der bisherige Weltrekord, den der Schweizer Tschannen auf der Mammutschanze in Pla- nica auf 120 Meter schraubte, gebrochen werden? Wie ein riesiges schlafendes Ungeheuer liegt der Bakken im prallen Sonnenlicht und auf sei- nem silberhaangen Pelz bewe- gen sich zahlreiche kleine Menschlein, trampeln und tre- ten. Die Musik spielt, der Laut- sprecher hallt, die Staffier ge- hen aus der Bahn. Hoch oben auf dem riesigen Anlaufturm werden Knirpse sichtbar, star- ren die glatte Bahn hinunter, bis tief zur Talsohle, die einem Ameisenhaufen gleicht. Doch was zwischen Schanzenkante und diesem von Menschensäu- len umrungenen Auslauf ist, das können sie nicht sehen. Und ge- rade dort entscheidet sichs, ob die Berechnungen Klopfers und die Theorien Straumanns richtig sind oder nicht, ob der Hügel der beste der Welt ist oder ob Planica weiterhin diesen stolzen Titel tragen darf. Dort, auf dem unheimlich steilen Aufsprung ist der Boden für höchsten Ruhm, aber auch für den Trans- port ins Krankenhaus, im böse- sten Falle... Doch daran wollen sie nicht denken, die oben auf dem hölzernen Wolkenkratzer, denn wer zuviel denkt, hat dort oben nichts zu suchen. Und dann gehts los. Deut- sche, Osterreicher, Schweizer, Schweden, Italiener rasen die schwindelnd steile Abfahrt her- ab, springen, nein, fliegen in die glaskiare Luft hinaus. 110, 115, 118 Meter. Noch ist keiner über die große blaue Tafel hinaus, die bei 120 Meter eingerammt ist und den Weltrekord anzeigt. Da flitzt der Tiroler Gantsch- nigg die Abfahrt herab, segelt prachtvoll in die Luft hinaus. Lange, lange, schier endlos schwebt er in der Luft. Die hart an der Aufsprungbahn stehen, merken, wie er über die blaue Tafel hinauskommt. Endlich springt er auf. 124 Meter. Schon richtet er sich auf und braust dem Auslauf zu. Zuerst rufen, schreien die Wenigen im Sicht- bereich, dann kündet der Laut- sprecher die Weite. Ein unge- heurer Jubel donnert auf. Die Scaanze hat ihre Bewälirungs- probe bestanden. Doch er soll:e IIICIL alt wer- den, dieser Wetrekor: des jun- gen Tirolers. Schon am Dcn- nerstag geht Sepp Weiler, cer deutsche Springerkänig, den bisher eine kle:ne lnc.:srositinn an der Entfal:ung seine; Kn- nens hinderte, aufs C-arze. Mi: einem ungeheuren Satz wirft er sich hinaus m Iie Luft und wtchtig treibt er sich vorwärts, tierer, immer tiefer hinaD. Die Weltrekordtafel, die seil zwei Tagen auf ihrem ?latz steht. läß: er unter sich und sieht bomben- sicher 127 Meter. Das ist zuviel für die Einheimischen. Ihr Wei- ler, der in Obers:dorf zu Hatse ist, der mit Kram?er und Schaufel mi:geare:tet ta:, um diese schönste Anlage cer Welt zu schaffen, er hat a.if :nr den Weltrekord aufgestellt. Ein Ju- bel rauscht auf, wie ihn diese Felsen noch nie gehört nen. Unbekannte i.mzrnien si.l, je- der gratuliert jedem, man weiß nicht aus vor Freide. Aur eine Stunde ist der Sprungbetrieb unterbrochen. Lrd dies is: gut so, sonst wäre diesem Rekord noch früher das Leberis]icht ausgeblasen worden. als es so der Fall ist. Denn bald darauf satzte der Sa1zurger Eder mLchtig hinaus nd landete erst be: 130 Meter. Berührt dabei leicht den Bode:i mi: der Hand, weshalb der SprLng als gestürzt gewertet wird. DDci trotz alle- dem: Er hat die grö3te Weite, die bis dahin ein Menscn über eine Schanze erreichte, ge- sprungen. Aber auch so sollten die 127 Meter der ku:zleb:gste Rekord bleiben, der je aufgestellt wur- de Denn schoi am nächsten Tag geht cer Schweizer Däscher am ersten AnhieU auf 130 Me- ter. Dies lässt sich Weiler nicht bieten iund landet LAeich auf 133 Meter. Jie Begeisterung der Massen ist kaum mehr im Zaum zu halten, da wird der Schwede Dan Ne:?ell angekündigt. Ru- hig, mi: echt nordischer Gelas- senheit geht er beherrscht, aber unzähmbar energisch in die Luft. Und der 3trecker der Weltrekordtafel, :1er sie heute schon zweimal eirrammte, sieht seine Areit schon wieder über- holt. Denn erst bei 135 Meter landet der blonde Flieger. Dann bricht die Wettkamfleitung die Konkurrenz ab. Für diesen Tag reicht es. R'indfLnk, Telegraph, Fernsprecher geben die Kunde weiter, Rotat:onsmaschinen al- ler Kominen:e seheudern die Nachricht in alle Welt und Mil- lionen verschlingen sie. Alles erwartet vor den beiden nächsten Tagen, den Höhepunk- ten der Flugwoche, neue Wei- ten. Und werden enttäuscht. Ein eingebrcchener Föhn ver- langsam: die Fahrt, nur 128 Me- ter ist der längste Flug, den die herbeigeströmter Hunderttau- sende zu seien beommen. Für dieses Jahr war dem Stockhol- mer Angestellten seine Welt- meisterschaft gerettet. Doch schon am 2. März 1951 erreich- te der junge Finne'auno Luiro in Obe:stdc.rT 13 3 Meter. Und die Entwicklung geht weiter... Wie lange noch? Schon arbei- ten Bloncek, der Schöpfer von Planica, an einer Schanze mit kritischem ?unki von 140 Me- ter, das hei1t, das; auf ihr even- tuell . 150 Meter sicher gestan- den werden können. Dieser Plan ditrfe aber andere wieder nicht ruhen lasser und so dür- 1
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