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Willi Gantschnigg mit Peter Feyrsinge. ous Kitzbühel (Reichsju- gendsieger 1943, Tiroler Jugendmeister 1 44), Aufnahme aus den letzten Lebensjahren. Die Fotos wurden freundlicherweise v'n Stadtarchiv Kitzbühel (Sammlung Martin Wärgötter) zur Verft1gug gestellt. Glanzzeit der St. Johanner Sportgeschichte Gantschnigg (124 m), Hans Eder, Franz Grömmer und Al- bin Plank (jeweils 122 m), Wal- .ter Steinegger (120 m), Franz Mair (107 m), der Seefelder Ru- di Dietrich, der Schützling Gantschniggs (102 m), Walter Reinhart (102 m) und Flubert Neuper sen. (101 m) ausge- zeichnet. Besondere Erwähnung ver- dient die Ausrüstung Gantsch- niggs. In dieser Nachkriegszeit hatte keiner der Teilnehmer eine späteren Maßstäben entspre- chende Materialvorgabe vorzu- weisen, aber Gantsclmiggs Schier waren doch ungewölm- lich: Lord Hickory Vollbau mit drei Rillen und einer WilIy- Walch-Bindung, d. h. Auf- schraub-Metallbakken, Zehen- riemen und Seilzug. Der linke Schi hatte vorne bis zur Schau- fel einen Sprung und musste mit Eisenklammern zusammen- gehalten werden. Schon in Oberstdorf erhielt Gantschnigg das Angebot, seine "Rekordschier" einem Industri- ellen für seine Trophäensamm- lung zu überlassen, aber er trennte sich davon erst 1971, als er sie seinem Freund Martin Wörgötter für das Heimatmuse- um Kitzbühel übergab. Mit der Errichtung der Wilde- Kaiser-Schanze am Rueppen- hang kurz nach dem Krieg be- gann eine Glanzzeit der St. Johanner Sportgeschichte. Zu den Springen, an denen auch Sepp Bradl und die gesamte starke salzburgerische und tiro- lerische Spitze kamen, strömten Tausende Zuschauer. Lokalma- tador war Willi Gantschnigg. Gantschnigg gewann in den Jahren 1947 bis 1950 mehrere Springen, so dreimal in Kitz- bühel, einmal in St. Johann und in Seefeld, in Murau und Le- oben. Im Jahr 1947 war er bei der Osterreichischen Meister- schaft hinter Sepp Bradl und dem Schweizer Charles Blum plaziert. 1949 wurde er auf der St. Johanner Schanze Landes- meister im Sprunglauf. International trat Gantsch- nigg bei einer Springertournee in der Schweiz zur Jahreswende 1949/50 mit Mittelfeldplätzen und in Ponte di Legno mit ei- nem 6. Rang (Sieger Bradl vor Weiler) hervor. Nach dem Weltrekordsprung hatte Gantschnigg keine Erfol- ge aufzuweisen. Bei der Schi- flugwoche wurde er verletzt, beim Eröffnungsspringen 1950 i1 Sz Johann erlitt er eine schwere Rippenverletzung, im Jahr 1951 startete er in Bad Rei- chehall, stürzte und erlitt einen doppelten Kieferbruch und ei- nen Bruch des rechten Unter- arms. Nach seiner Aktivenzeit wa: Gan:schnigg beim Verein SC St. J3hann als Funktionär tätig. Zudem war er nun als hann bein? Eröjfn ungsspringn ude hier Tiroler Meister (1949). Schwergewichtseis schütze er- folgreich. Nach dem Verfall der St. Jo- hanner Schanze erreichte Gant- schnigg im Jahr 1974 erneut den Bau einer Schanze auf ei- nem Grund des Eigenbauern im Hinterkaiser. Die später neu geschaffene St. Johanner Schanze erhielt den Namen "Willi-Gantsch- nigg-Schanze". „ Willi Gantschnigg (1920 - 1977) Willi Gantschnigg kam am 22. Dezember 1920 in Jochberg zur Welt. Das kleine Bauern- haus "Gassen" in Hechenmoos wurde allgemein "beim Postin- ger" genannt, weil mehrere Fa- milienmitglieder im Postdienst standen. Nach dem Schulbe- such in Jochberg erlernte Gant- schnigg bei der Fa. Lutz Gerza- bek in Kitzbühel den Beruf eines Maurers. In Kitzbühel schloss er sich dem Skiclub an, dem er mit 15 Jahren beitrat. Als Jüngster einer Partie von sechs Jochbergern war er 1937 bei einem Stollenbauvorhaben für Hitlers Adlerhorst am Ober - salzberg bei Berchtesgaden be- schäftigt. Während des Zweiten Welt- kriegs war Gantschnigg Flieger bei der Luftwaffe, zuletzt im Rang eines Unteroffiziers. Im letzten Kriegswinter war er als Heeresschilehrer im Raum Innsbruck abgestellt. Nach dem Krieg arbeitete Willi Gantschnigg bei der Bun- desgebäudeverwaltung in St. Johann und wurde hier sesshaft. Gantschnigg war als Sänger und Trachtler Mitglied des Trachtenvereins "Edelraute", den er von 1956 bis 1977 als "Jodler- und Schuhplattlergrup- pe Willi Gantschnigg" leitete. Die Gruppe war im In- und Ausland bei "Tiroler Abenden" und verschiedenen Veranstal- tingen im Einsatz, machte wo- chenlae Werbereisen in eu- ropäisc3e Länder und war an- lässlich einer Fremdenverkehrs- Weltausstellung in Montreal durch acht Wochen als Vertre- tung Osterreichs eingesetzt. Im Srätherbst 1977 erlebte der schon von seiner schweren Krankheit gezeichnete Obmann Gantschnigg das Fest der Fah- nenweihe der "Edelraute", am 2. Dezember 1977 verstarb er in St. Johann. Willi Gantschnigg war Ehren- mitglied der "Edelraute", Trä- ger des "Bronzenen Lat- schenzweiges" des Trachten- verbandes und des Sportehren- zeichens von St. Johann. Hohe Auszeichnungen verliehen ihm der SC St. Johann, der Kitz- büheler Ski Club, der Tiroler Skiverband und der Osterreichi- sehe Skiverband. Eine besondere Auszeich- nung war für Gantschnigg die Einladung zur Schiflugwoche nach Planica im Jahre 1966, 30 Jahre nach Sepp Bradls erstem Sprung über 100 m. Gregor Höll und er wurden von Staats- präsident Marschall Tito emp- fangen. Der SC St. Johann benannte die Sprungschanze zur "Willi- Gantschnigg-Schanze" um. Willi Gantschnigg bleibt als Draufgänger und "Stimmungs- kanone" in Erinnerung. 4
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