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Ambos,s'-Stein und Klopfstein - Unentbehrlich bei der Zerkleinerung des kupferhältigen Gesteins, Kitzbü hei, Kelchalpe, um 1.000 v. Chr. )ONNERSTAG, 12. APRIL 2001 LOKAL-ANZETGER SEITE 37 Bergbauzentrum in der Bronzezeit Zum ersten Mal hellt sich die lieschichte des Kitzbüheler aums um 1000 vor Christus uf. Es ist die Epoche der spä- en Bronzezeit, benannt nach Lem damals wichtigsten Metall, [er Bronze. Der Region kommt Luf Grund ihrer Kupfervorkom- nen, dem wichtigsten Rohstoff Ur die Bronze, das Interesse rößerer, im Voralpenland gele- lener Siedlungen zu. Eine rege 3ergbautätigkeit entwickelt ich nicht nur, insbesondere iber auf der Kelchalpe wenig ;üdlich der heutigen Stadt. Das )eweisen die Ausgrabungen, lie der Wiener Archäologe und rähistoriker Richard Pittioni in len Jahren vor und nach dem weiten Weltkrieg durchgeflihrt iat. Die teilweise sensationel- en, heute im Besitz des Mu- ;eums Kitzbühel stehenden Eunde sind beredtes Zeugnis für ien sowohl in technischer als auch in sozialer Hinsicht hohen Drganisationsgrad der damali- en Bevölkerung. Dass im stei- len Gelände der zwischen 1.500 und 1.800 m Seehöhe gelege- nen Kelchalm überhaupt Berg- bau betrieben werden kann, setzt etwa erst die Anlage von Terrassen voraus. Sie dienen zur Aufbereitung des aus dem Berg gewonnenen Gesteins, des sogenannten Hauwerks. Zur Erleichterung der schweren bergmännischen Arbeit werden weiters Wasserleitungen verlegt und spezielle, für die einzelnen Arbeitsschritte gefertigten Gerätegruppen hergestellt. Mit Einmaliger Beleg aus dem Alltag der Bronzezeit: Quiri, Kitzbü hei, Kelchaim, um 1.000 v. Chr letzteren wird das Hauwerk zunächst zerkleinert und um das taube Material reduziert, während der kupferhältige Rest zusätzlich nassmechanisch auf- bereitet wird. Ein für diese Tätigkeit geschaffener Holztrog stellt einen einmaligen Fund dar, dessen Bedeutung im neu zu gestalteten Museum entspre- chend hervorgehoben werden wird. Die der Aufbereitung folgende Verhüttung des aufbe- reiteten Materials und die Tatsa- che, dass teilweise auch Schlacke zu Kupfer recycelt wurde, lassen auf eine regel- rechte Bergbauindustrie schließen. Leben in der Bronzezeit Steinerne Fundamente, Reste von Pfosten und Schindeln, die von Blockhütten herrühren, steinerne Herde und Kochge- schirr bezeugen, dass auf der Kelchalpe eine Siedlung be- stand. Viehhaltung und damit einhergehend die Abdeckung des Fleisch- und Milchbedarfs war auch in Höhen um 1.500 m möglich, wie eine große Anzahl von Knochen von Rindern, Schweinen und eine kleinere Mengen von Ziegen- und Schafsknochen zeigen. Eimer, Axtschäftteile, Milehquirl, Schaufel, Löffel, Schöpfer, Spindel oder Teile von Spinn- rocken - in summa eine Holz- gerätereihe, wie sie kaum wo sonst bezeugt ist - sowie der Nachweis von Resten von Milchfett und Weizenbrei, dür- fen als Zeugen einer entwickel- ten Almwirtschaft der Bergbau- bevölkerung der Kelchalpe gelten. Die bronzezeitlichen Bergleute waren dennoch auf den Verbund mit der Talbevöl- kerung angewiesen, deren Grä- ber u. a. in unmittelbarer Nähe der heutigen Stadt Kitzbühel am Lebenberg entdeckt wurden. Getreide musste auch unter der Annahme klimatisch günstiger Bedingungen vom Tal herauf- geliefert werden. In Tallagen werden auch die Keramik- Koch- und Vorratsgefäße gebrannt. Dass andererseits von den Keramikproduzenten die in Bergbaugebieten zerteilte Kup- ferschlacke zur Tonmagerung verwendet wurde, weist auf die enge Verflechtung der beiden Bevölkerungsgruppen. Wer waren die ersten Bewohner Kitzbühels? Die archäologischen Zeugnis- se vermögen so reichlich Aus- kunft über die materielle Kultur der ersten Einwohner des Kitz- büheler Raums geben. Ihre gei- stig-religiöse Vorstellungswelt lassen sie hingegen vielfach nur erahnen. Dass sie ihre Toten verbrannten und ihre Asche samt Beigaben, darunter Waf- fen, Schmuck oder Kleidung, in Urnen bestatteten, lässt sich ohne weiteres feststellen. Die Ausgrabungen machen weiters klar, dass diese Bestattungs- fonn von etwa 1.250 bis 850 vor Christus über ganz Mittel- europa verbreitet war. Die mo- derne Forschung spricht daher von der „Urnenfelderzeit" oder „Urnenfelderkultur". Welche Glaubensforinen sich hinter diesen Bestattungsformen ver- bergen, lässt sich aber kaum eruieren. Glaubte man an ein Leben nach dem Tod? Ver- mutlich. Aber in welcher Form? Keine Antwort bietet die Archäologie letztlich auch auf die Frage der Identität der Kitz- büheler Urbevölkerung. Deut- lich fassbar wird sie, wie beschrieben, erst am Ende der Bronzezeit. Ihre Spuren sind daher um gut 2000 Jahre jünger als "Otzi", der am Ubergang von der Stein- zur Bronzezeit steht. Welchem Volk sie aber angehörte, kann in Ermange- lung jeglicher Schriftquellen nicht dingfest gemacht werden. Das erste durch Schriftquellen namentlich bekannte und näher charakterisierte Volk sollte den Kitzbüheler Raum erst viel spä- ter besiedeln. Die Ausbreitung der Kelten über den östlichen Tiroler Raum wird heute ins 2. vorchristliche Jahrhundert datiert. Zu dieser Zeit, lag die von den Urnenfelderkultur- Leuten getragene erste Blüte- zeit des Bergbaus in Kitzbühel bereits Hunderte von Jahren zurück. Nächste Folge am 26.4.2001 Unterstützen Sie den Förderverein Museum Kitzbühel Gegründet, um die Wiedereröffnung des Museums Kitzbühel zu ermöglichen (Proponentenkomitee: Signe Kramheller- Reisch. Dr. Michael Huber, Mag. Manfred Filzer) Um Unterstützung wird gebeten in Form von Mitgliedschaft und/oder Spende. Nähere Informationen erhalten Sie bei Signe Kramheller-Reiseh, Tel. 05356/65252. Bankverbindungen: Raiffeisen-Bank: BLZ 36263 . Kto-Nr. 507400 Sparkasse der Stadt Kitzbühel: BLZ 20505 Kto-Nr. 0000-030999 Bank für Tirol u. Vorarlberg: BLZ 16430 Kto-Nr. 143-123049
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