Kitzbüheler Anzeiger

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Donnerstag, 10. Mai 2001 Lokal-Anzeiger Seite 31 schon bisher bekannter Kupfer­ kiesvorkommen bzw. neue derartige Vorkom­ men erschlossen werden. So nimmt beispielsweise der Berg­ bau um Jochberg im 16. Jahr­ hundert einen gewissen Auf­ schwung. Der "Rerapichl" wird weitum bekannt. Der vermut­ lich in den Jahren zwischen 1560 und 1570 verfasste "Berg­ werks reimb von Rerapichl", in dem der Sterzinger Erzknappe Christoff Gayßmair das (Ar- beits-)Leben und Standesbe­ wusstsein des Bergmannes cha­ rakterisiert, kündet wie folgt vom Ruhm des Rerobichl (Stro­ phe 5): "Das Bergwerck das ist weit erkandt. Dz ich euch nenn mit schal: Am Rerapihl ist es ge- nandt, Ligt in dem Leückenthal. Dauon man vil thut sagen. Im Land ja unden unnd oben, Ney- mandt soll darüber klagen. Ich kann euchs nit gnug erloben." (Zitat nach Karl Obergmeiner, Der "Bergwerks reimb von Re­ rapichl", Kitzbüheler Heimat­ blätter Jg. 5, 1995, Nr. 3). "Goldenes Bergbau- Zeitalter" 'semmmm intensiviert Mit den Funden am Rerobichl erlangt der Kupfer- und Silber­ abbau eine neue Dimension. Die in "Goldrausch-Stimmung" befindlichen ersten Privatperso­ nen, Abenteurer und Glücksrit­ ter werden sehr bald von Großunternehmern und Unter­ nehmergesellschaften großer Kapitalbasis abgelöst. Fröschlmoserische (später Kös- sentaler) Gesellschaft, Fugger und Rosenberger, um nur die klangvollsten Namen anzu­ führen, verfügen über genug Kapital und teehnisches Know- how, um das in immer größeren Tiefen aufgespürte Erz syste­ matisch abzubauen. Die großen Fundtiefen spornen zu techni­ schen Höchstleistungen an. Um 1550 werden wasserbetriebene Förderanlagen, Wassergöpeln, errichtet, mit de­ ren Hilfe Fördermengen und Vortriebsleistungen erhöht wer­ de können. Die gewaltigen Tie­ fen der Richtschächte werden mit Die heutige Bezirkshauptmannschaft - einstmals Sitz der "Gewer- Foto: Obermoser steigende technisehe Aufwand. Die dadurch verursachten im­ mensen Kosten lassen die Erträ­ ge drastisch sinken und fuhren zum siakzessiven Rückzug der privaten Unternehmer aus dem Silber- und Kupferabbau xmd aus der Silber- und Kupferer- zeugung. Schon vor 1600 ist der Höhepunkt des IGtzbüheler Bergbaus, zu dem allein am Rerobichl knapp 1700 Bergleu­ te beschäftigt sind, überschrit- ken und Herren". Hotel Harisch) oder Erzstufen, beispielsweise über dem klei­ nem Durehgang westlich des Jochberger Tores, Genüge ge­ tan. Die Änderungen jener Zeit bleiben indessen nieht auf Bau­ lichkeiten beschränkt. Der Bergbau bringt neue Arbeits­ kräfte in die Stadt, die sich be­ vorzugt in Ehrenbach- und Knappengasse niederlassen. Vereinzelt sind die bescheide­ nen Knappenhäuser jener Zeit aueh heute noch erkennbar. Die Bevölkerung nimmt schnell zu, viele der zuwandemden Berg­ leute sind Protestanten. Soziale Spannungen bleiben nicht aus und werden insbesonders durch das intolerante Vorgehen der Ti­ roler Landesregierung ver­ schärft. Die Verfolgungen der Jahre 1575/76, die zu Auswei­ sungen protestantischer Fach­ leute im Bergbauwesen führten, können als Vorbote des Nieder­ ganges angesehen werden. Die Religionspolitik ist freilich nicht der entscheidende Grund für diesen Niedergang. Aus­ schlaggebend ist der infolge der immer größeren Abbautiefen sogenannte Bergbaustadt Kitzbühel r ten. Bis zur Auflassung des Rero­ bichl im Jahr 1774 sollte der Bergbau seiner Rolle als wichti­ ger Wirtschaftsfaktor der Regi­ on dennoch gerecht werden. Nach dem "Goldenen Zeitalter" des Bergbaus wird in diesen gut eineinhalb Jahrhunderten die glanzvolle Epoche barocker Le­ bensart, Kirnst und Kultur an­ brechen. Kitzbühel wird sich als barockes Kunstzentrum eta­ blieren, dessen Kunstschaffen­ de, allen voran die Maler- und Bildhauerfamilie Faistenberger, über die Region hinaus ins Un- terinntal und ins Salzburgische Einfluss nehmen werden. Fortsetzung am 25. Mai Der neue Wohlstand kommt der gesamten Region, beson­ ders aber ihrem Zentrum zu­ gute. Kitzbühel wird zuneh­ mend vom Bergbau beherrscht. Gleich mehrere Bauten der Hin­ terstadt, u. a. die Fronfeste, sind im Besitz von Bergbau-Gesell­ schaften bzw. -Gewerken, das heutige Finanzamt ist Sitz des Bergrichters. Auch das mit sei­ nen beiden Flügeln und mittig gelegenem Arkadenhof reprä­ sentativste Gebäude, die heuti- Bezirkshauptmannsehaft steht im 16. Jahrhundert im Be­ sitz der "Herren und Gewer­ ken". Aber nicht nur einzelne Bauten, das gesamte heutige Stadtbild geht auf diese Zeit zurück. Im Verlaufe des 16. und 17. Jahrhunderts werden die ur­ sprünglich bescheidenen Stadt­ häuser vergrößert und verschö­ nert, die alte romanisehe Stadtmauer erhöht und zur Rückseite dieser neuen Bauten umfunktioniert. Dem gesteiger­ ten Repräsentationsbedürfhis der zu vermehrtem Wohlstand gelangten Bürger wird mit an­ sehnlichen Fassaden, präehti- gen Portalen, wie jenem des Hauses Hinterstadt 24 (heute a r «i 1 iM aaa» iSC- [ '* -i ge . -- Spätgotisches Portal beim Hotel Goldener Greif. Foto: Sieberer berühmt. Anfang des 17. Jahr­ hunderts erreichen Heiliggeist- Richtschacht und Daniel- Schacht knapp 900 bzw. ca. 850 Meter Tiefe und bleiben bis zum Jahr 1872 die tiefsten Schäehte der Welt. Vom Rerobichl-Bergbau pro­ fitieren auch die benachbarten kleineren Bergbaue. Zum Ver­ schmelzen der silberhältigen Fahlerze werden neben anderen Erzen aueh Kupferkieserze benötigt, wodureh der Abbau Unterstützen Sie den Förderverein Museum Kitzbühel Gegründet, um die Wiedereröffiiung des Museums Kitzbühel zu ermögliehen (Proponentenkomitee: Signe Kramheller- Reisch, Dr. Michael Huber, Mag. Manfred Filzer) Um Unterstützung wird gebeten in Form von Mitgliedschaft und/oder Spende. Nähere Informationen erhalten Sie bei Signe Kramheller-Reisch, Tel. 05356/65252. Bankverbindungen: Raiffeisen-Bank: BLZ 36263 • Kto-Nr. 507400 Sparkasse der Stadt Kitzbühel: BLZ 20505 • Kto-Nr. 0000-030999 Bank für Tirol u. Vorarlberg: BLZ 16430 • Kto-Nr. 143-123049
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