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Donnerstag, 7. Juni 2001 Lokal-Anzeiger Seite 31 Krieg. Tirol kann sich gegen die französisch-bayerische Besatz ung nicht durchsetzen. Für kur ze Zeit gerät das Land und mit ihm die Region Kitzbühel ein weiteres Mal unter bayerische Herrschaft. Zu dieser Zeit stellt sich Kitzbühel als bescheidene, ruhige, ja arme Landgemeinde dar. Handel und Gewerbe dürf ten damals mit ihrer zünftischen Organisation, den einzelnen Klein- und Kleinstbetrieben, deren Angestellte im Haus des Meisters wohnten, noch weitge hend den seit dem Mittelalter üblichen entsprochen haben. Die ent scheidende Lebensgrundlage stellt die Landwirtschaft dar, die seit dem Niedergang des Bergbaus das Gros aller Er werbstätigen beschäftigt. Neben den Bauern, nennen auch viele Bürger, Handels- und Gewerbe betriebe, Vieh ihr eigen, wofür die gemeindeeigene Weide am Schattberg und Ehrenbaeh genutzt wird. strie- und anderswo kostengün stiger erzeugte landwirtschaftli che Produkte finden ihren Weg vermehrt und noch rascher in die Stadt und ihr Umland. Die Landwirtschaft gerät zuneh mend unter Druck und setzt Arbeitskräfte frei. Von 1850 bis 1910 sinkt der Anteil der in ihr Beschäftigten in Nordtirol von 78 auf 58 Prozent. Unter Druck geraten aber vor allem auch Handwerk und Gewerbe, deren vielfach noch mittelalterliche weisen mit der industriellen Produktion längst nicht mehr Schritt halten können. Teilweise gelingt es, sich zu spezialisieren oder auf den Handel umzustei gen. In vielen Fällen bleibt aber nur die Schließung. Über Jahr hunderte in der Stadt ansässige Handwerke und Gewerbe, wie Schmiede, Gerber, Weber oder Ölstampfereien werden sehr bald von der Bildfläche ver schwunden bzw. weitgehend bedeutungslos sein. Die Knap pen sind von der allgemein und im Bergbau besonders tristen Situation doppelt betroffen. Einer von ihnen, der Kitzbühe- ler Johann Aufschnaiter, erzählt Jahrzehnte später von der Not seiner Jugend. Vor allem der Hunger, der ihm und seinen Geschwistern den Kauf eines Brotlaibes zum Fest geraten ließ, blieb ihm zeitlebens in Erinnerung. y 1- •Sattl.T. Produktions- Stadtumbau 1837 - ehemaliges “Spitalstor”. Lithographie von A. Schilling. Foto: Srandstätter Produktionsweisen monarchie zu Reformen in Poli tik und Verwaltung. Die Grund entlastung von 1848 befreit den Bauernstand. Zwanzig Jahre später wird mit der Einrichtung von Bezirkshauptmannschaften und Bezirksgerichten Verwal tung und Gerichtsbarkeit getrennt und so die Vorraussetz ung für den modernen Rechts staat geschaffen. Auf diese Wei se schlägt die Geburtsstunde des <Bezirks Kitzbühel>. Er geht aus dem Gebiet des seit dem Mittelalter eingeriehteten <Landgerichtes Kitzbühel>, be stehend aus dem Großachental und seinen Seitentälern inklusi ve des Pillerseegebiets und dem 1816 zu Tirol gekommen Brixental hervor. In der Stadt Kitzbühel setzt man in den 1830er Jahren eine Initiative zur Krisenbewälti gung. Die von St. Johann über den Paß Thum führende Land straße, die vormals dem reehten Großachenufer entlang verlief, wird als heutige Bichl- und Josef-Pirchl-Straße durch die Stadt geführt. Die dazu notwen digen Baumaßnahmen verän dern das Stadtbild nachhaltig. Durch die Schleifung des Nord oder Spitalstors (beim Tiefen brunner) und die Überbrückung von Graggau und Gänsbachgas- se wird der ehemals so wehrhaf te Charakter des die Umgebung überragenden Stadthügels abgemildert. Das dabei verfolgte Ziel, Ver kehr in die Stadt zu bringen und diese zu beleben, wird vorerst allerdings nicht erreicht. Der bis heute so wichtige Fremden verkehr sollte erst ab 1850 mit dem stetigen Ausbau des Eisen bahnnetzes Aufschwung neh men. Entseheidender noch erweist sieh die “Entdeckung” des Wintersports in den 1890er Jahren. Die Wintersaison, bis her eine Domäne der milderen Gegenden Südtirols, wird nun auch im Norden nicht nur mög lich, sondern äußerst attraktiv. Ab dieser Zeit verlagert sieh der Schwerpunkt des Fremdenver kehrs nach Nordtirol. In Kitz bühel macht sich Franz Reisch nicht nur als Pionier des Ski sports einen Namen, sc>ndem schätzt vor allem auch den Wintersport als entscheidenden Faktor für die touristisehe md wirtschaftliche Bedeutimg der Stadt und Region richtig ein. Fortsetzung am 21. Juni Niedergang der alten Lebensgrundlagen So dramatisch die Tiroler Freiheitskriege des beginnen den 19. Jahrhunderts bis heute empfunden werden mögen - die wirklich entscheidenden Verän derungen sollten erst im Laufe der kommenden Jahrzehnte ein- treten. Mit der zunehmenden Industrialisierung und dem ste tigen näher Rücken der Eisen bahn gewinnt der andernorts schon länger spürbare wirt schaftliche und soziale Wandel auch in der peripheren Region Kitzbühel an Dynamik. Indu- Museum Kitzbühel Förderverein DANKE Initiativen zur Krisenbewältigung fir die bisher^ Uaterstttzang. Aktueller Mitgliederstand 49 Hand in Hand mit den gravie renden sozialen und wirtschaft lichen Umwälzungen kommt es in der gesamten Habsburger- Spender Granit 1 Spender Gold 0 Spender Silber 1 •- Um weitere Uaters^tzaag m Form von Mitgfiedschafi osd/od^ Spende wird gebet». Nibere Intbrmatioaen erhaiteo Sie bm Signe KramheUer-Reiscii, Tel. 0535^65252. info^mnsenm-iätzbaebeLat actionURI(http://www.mnsenm-kitzbiiebdLat):www.mnsenm-kitzbiiebdLat Bankverbindungen: Raiffeisen Bank: BLZ 36263 ■ Kto-Nr. 507400 Sparkasse der Stadt Kitzbühel BLZ 20505 ■ Kto-Nr. 0000-030999 Bank für Tirol und Vorarlberg BLZ 16430 • Kto-Nr. 143-123049 Foto: Jöchl Bergbau Jochberg - letzte Einfahrt (1926).
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