Kitzbüheler Anzeiger

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Heimatkxindliche Beilage des “Anzeiger” mit Beiträgen über Volkstum, Geschichte, Volksleben, Kultur und Natur Schriftleitung Hans Wittenberger Nr. 5/2001 11. Jahrgang Die größte Quellendokumentation Tirols Sicherung der Gemeindearchive des Bezirks Kitzbühel abgeschlossen Das Tiroler Landesarchiv (TLA) konnte nun in der auf 43 Bände angewachsenen Serien “Tiroler Geschichtsquellen” die Übersicht über die Markt- und Gemeindearchive des Bezirkes Kitzbühel vorlegen. Ausgenommen werden musste wegen der bedeutenden Archivalienmenge das Stadtarchiv Kitzbühel, das wie Kufstein und Rattenberg in einem eigenen Band der “Tiro­ ler Geschichtsquellen” behandelt wird. Das Kitzbüheler Stadt­ archiv gilt als eines der bedeutenden Kommunalarchive. Die bis 1850 reichenden Regesten (Schriftstücke) aus neun Gemeinden mit beachtlichen 24.554 Personen-, Orts- und Sachbegriffen im Register sind in dem von Dr. Sebastian Hölzl bearbeiteten Band zusammengefasst. Dr. Hölzl ist seit mehr als 20 Jahren im Tiroler Landesarchiv mit den “Tiroler Geschichtsquellen” befasst. Mit dem Band Be­ zirk Kitzbühel ist die Arbeit in fünf Bezirken abgeschlossen. Nachstehend berichtet Dr. Hölzl - auch bekannt als Verfasser des Gemeindebuchs “Reith bei Kitzbühel” (1988) - über seine Arbeit und die Vorbildwirkung Tirols bei der systematischen Erschließung der Gemeindearchive. den als Archiveigner ja nicht zur Ablieferung des wertvollen Kulturgutes verpflichtet werden konnten. Das fehlende gesamt­ österreichische Archivgesetz und die Unantastbarkeit der Ge­ meindehoheit erforderten das Einvernehmen zwischen Lan­ desarchiv, der Gemeindeabtei­ lung und den Gemeinden. Eine wichtige Brücke, um an gefährdete Archive heranzu­ kommen waren imd sind die Ortschronisten, die schon seit Jahrzehnten eine feste Heimat im TLA haben. So begann ich 1980 die syste­ matische Erschließung mit den Oberinntaler Gemeindarchiven Fließ, Nauders, Serfaus undTö- sens. Die Heftchen der Reihe “Tiroler Geschichtsquellen” im Umfang von 70 bis 80 Seiten waren vor 20 Jahren der Anfang für die größte Quellendoku­ mentation, die es in Tirol je gab. Bis dato wurden vom TLA 160 Archive von insgesamt 279 Ge­ meinden geordnet, inventari­ siert, sicherheitsverfilmt und durch regestenartige Inhaltsan­ gaben der Urkunden, Akten und Kanzleibücher erstmals stück­ weise erschlossen. 936 Schriftstücke erfasst ln dieser Reihe wurden bisher 160 Tiroler Gemeindarchive auf 4147 Druckseiten dokumentiert und der Öffentlichkeit zugäng­ lich gemacht. Dazu kommen nunmehr weitere 400 Seiten aus dem Bezirk Kitzbühel. Im vor­ liegenden Band werden insge­ samt 936 Schriftstücke aus der Zeit vor 1850 inhaltlich erfasst. Die Einschränkung auf diese Zeitgrenze ist wegen der guten Quellenlage nach 1850 und we­ gen der Doppelüberlieferung gerechtfertigt. Nur mit diesem Zeitlimit ist die Sicherung und Erschließung der Gemeindear­ chive durch eine Einzelperson bewältigbar, ohne die Gesamt­ dokumentation in den “Tiroler Geschichtsquellen” zu gefähr­ den. Verlustquote 50 Prozent Wie sich leider zeigte, konnte von den 20 historischen Ge­ meindearchiven des Bezirkes Kitzbühel zehn nicht mehr ge­ rettet werden. Diese Verlustquo­ te von 50 % war aber großteils schon vor 100 Jahren festge­ stellt worden. Doch konnten im nunmehr vorliegenden Bezirks­ band "Die Gemeinde- und Marktarchive des Bezirkes Kitz­ bühel” dank der Vernetzung der erfassten 936 Geschichtsquel­ len im umfangreichen Namens­ register manche Lücken über­ brückt werden. Eine gute Überliefenmg gibt es in den Gemeinden Aurach, Fieber­ brunn, Going, Hopfgarten, Jochberg, Kirchdorf, Kitzbühel, Kössen, St. Johann und Waidring. Somit sind fünf Be­ zirke, nämlich Reutte, Landeck, Imst, Kitzbühel und Lienz erst­ mals ausreichend gesichert und für die Öffentlichkeit über Mi­ krofilm und vorliegende Publi­ kationen leicht zugänglich. Derzeit ist der Bezirk Kufstein in Arbeit, sodass nur noch die Bezirke Schwaz und Innsbruck einer Bearbeitung harren. We­ gen der bedeutenden Archivali­ enmenge werden die Stadtar­ chive Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg in einem eigenen Band der “Tiroler Geschichts­ quellen” veröffentlicht werden. All diese Arbeiten, ein­ schließlich der Mikroverfil­ mung sind für die Gemeinden kostenlos. Selbst der notwendi­ ge Archivalientransport nach Innsbruck wird vom Land Tirol übernommen. Nach kurzer Vor­ anmeldung entlehne ich die Ur­ kunden und Akten, die älter als 150 Jahre sind und bringe sie Jh. herauffeichen, so haben wir doch eine gute Vergleichsmög­ lichkeit, wo die größten Archi­ valienverluste zu beklagen sind. Archivalien auf Von Dr. Sebastian Hölzl Die Sorge um eine gesicherte Aufbewahrung der in Gemein­ dearchiven abgelegten Urkun­ den und Akten kam schon vor über hundert Jahren zum Aus­ druck. 1899 beschloss der Tiro­ ler Landtag auf Anregung des Historikers Josef Hirn, "Maß­ nahmen zur Ordnung und Er­ haltung der Gemeindearchive zu ergreifen". Tatsächlich be­ gann des Landesausschuss, also die damalige Landesregierung, mit der Einziehung von Ge­ meindearchiven. So haben der­ zeit 70 Gemeinden, davon fünf aus dem Bezirk Kitzbühel, ihre wertvollen Dokumente aus Si­ cherheitsgründen sukzessive im Tiroler Landesarchiv (=TLA) hinterlegt. Schon vor 100 Jah­ ren wurde bei historischen Ge­ meindearchiven ein Total­ schwund von 20 % bis zu 50 % (je nach Bezirk) festgestellt, wie aus den Archiv-Berichten Bd.I-IV, Wien 1888- 1912, zu entnehmen ist. Auch wenn da­ mals nicht alle Gemeinden er­ fasst worden waren und die Ar­ chiv-Berichte nur bis in das 16. Müllhalden entsorgt Weniger die zwei Weltkriege als vielmehr die zahlreiche Neu- und Umbauten der Ge­ meindeämter mit den damit ver­ bundenen brachten schmerzliche Archiva­ lienverluste mit sich. Noch in den sechziger Jahren wurde wertvollstes Archivgut auf der Müllhalde entsorgt. Öft hatte das TLA erst durch die Hinwei­ se von Chronisten die Chance, durch “Feuerwehraktionen” Ge­ meindearchive zu retten. An ei­ ne Bestandsaufnahme der Ge­ meindearchive, wie sie bereits dem Historiker Hirn vor­ schwebte, konnte aber erst ge­ dacht werden, als im TLA der Personalstand aufgestockt wor­ den war. Eine systematische Sicherung der Kleinarchive wurde mit Einführung der Mikroverfil­ mung am TLA möglich. An­ fangs wurde die Sicherheitsver­ filmung nur bei Anlassfällen durchgeführt, da die Gemein- Übersiedlungen
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