Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 34 Lokal-Anzeiger Donnerstag, 25. Oktober 2001 Die Blasenschwäche der Frau Viel versprechende neue Behandlungsmethoden im Bezirkskrankenhaus St. Johann/T. Blasenfiinktionsstörungen mit Inkontinenz, d. h. unfreiwilliger Harnabgang, zählen zu den häu­ figsten Erkrankungen vor allem der älteren Bevölkerung. Untersuchungen haben erge­ ben, dass 35 % der Frauen über 60 Jahre an Blasenschwäche lei­ den. Damit zählt die Inkontinenz in ihren verschiedenen Erschei­ nungsformen zu den Problemen, mit denen der Gynäkologe am häufigsten konfrontiert ist. Gleichzeitig gibt es kaum eine Erkrankung, die auch heute noch sehr stark tabuisiert wird. Dies geht laut Umfrage unter Frau­ enärzten so weit, dass nur jede 3. Frau mit ihrem Gynäkologen über dieses Thema spricht. Für knapp die Hälfte aller Patientin­ nen stellt die Inkontinenz ein so gravierendes Problem dar, dass sie ihre sozialen Bindungen auf­ geben und sich in die Isolation zurückziehen. Dazu kommt kamentöse Therapie hilfreich ist. Wenn ein operatives Vorgehen in­ diziert ist und auch von der Pati­ entin gewünscht wird, ist eine vorherige Untersuchung am so­ genannten urodynamischen Mes­ splatz unerlässlich. Bei dieser Methode kann vor allem festge­ stellt werden, welche Patientin­ nen nicht operiert werden sollen. Wie sind die Erfolge bei einer Beckenbodengymnastik? Bei konsequenter Anwendung und vor allem auch in Verbin­ dung mit einer oft notwendigen Gewichtsabnahme kann mit ei­ ner Erfolgsrate bis zu 30 % ge­ rechnet werden. Es hat sich aller­ dings gezeigt, dass diese Methode am besten unter konse­ quenter Anleitung in Form eines Kurses besonders effektiv ist. In unserem Haus werden an der Physikalischen Abteilung solche Kurse seit längerem angeboten und auch mit gutem Erfolg durchgefiihrt. Gibt es neue medikamentöse Möglichkeiten bei Blasen- schwäcbe? Gerade bei den leichten For­ men der Blasenschwäche und be­ sonders bei der sogenannten "Dranginkontinenz" gibt es heute sehr gute und vor allem neben­ wirkungsfreie Medikamente. Kann man zusammenfas­ send sagen, bei welchen Pati­ entinnen die besten Vorausset­ zungen für den Erfolg einer Operation gegeben sind? : ; 1. Bei htüiem Ueidensdruck, id. h. wenn die Krankheit die Le­ bensqualität bereits in hohem Umfang beeinflusst. ^ 2. Nach gründlicher urologi- scher Untersuchung und Durch­ führung einer urodynamischen Untersuchung, wie sie in unse­ rer Ambulanz angeboten wird. 3 Wenn alle bisherigen Maß­ nahmen wie Beckenbodengym- nastilL medikamentöser Thera­ pie und Änderung der Lebensgewohnheiten nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. 4. Ausschließlich bei der so­ genannten Stressinkontinenz, d h. Hamverlust bei körperlicher Tätigkeit vrae Laufen und Heben oder auch bei Husten, Niesen. noch, dass die bisherigen operati­ ven Behandlungsmethoden nicht den gewünschten Erfolg gebracht Primär Dr. Michael Trockenbacher, FTJege-Helßrin Karin und Assistenz-Ärztin Dr. Barbara Pirkl-Gamper (von links) am Foto: P@ul haben. Dieser Entwicklung Rechnung urodynamischen Messplatz. tragend wurde am BKH St. Jo­ hann in Tirol an der Geburtshilf- Nach den bisher wenig befbe- lich-Gynäkologischen Abteilung digenden operativen Ergebmssen bereits vor zwei Jahren eine Uro- scheint diese Methode so etwas gynäkologische Ambulanz ein- wie einen "Durchbruch" in der gerichtet, in der alle notwendigen operativen Behandlung carzu- diagnostischen Möglichkeiten stellen. Nach bisher fast vier Jah- einschließlich einer Urodynami- ren Erfahrung in dieser Methode sehen Untersuchung angeboten liegt die Erfolgsrate noch immer werden. von großer Wichtigkeit ist. Grundsätzlich kann gesagt wer­ den, dass diese Inkontinenz-Ope­ ration erst dann angewendet wird, wenn alle anderen Möglichkeiten wie Eeckenbodengymnastik und medikamentöse Maßnahmen nicht erfolgreich sind. Keinesfalls soll operiert wer­ den bei der mit zunehmendem Alter sehr häufigen Form der Blasenschwäche, nämlich der so­ genannten Dranginkontinenz. Welche Funktion hat in die­ sem Zusammenhang die Uro- gjmäkologische Ambulanz? Diese Ambulanz wird wegen der besonderen Problematik die­ ses Leidens von einer .Ärztin ge­ führt. Bei den von Hausärzten oder Fachärzten zugewiesenen Patientinnen wird zunächst eine genaue Vorgeschichte erhoben, nieht zu-etzt aber auch der Lei­ densdruck durch diese Erkran­ kung festgestellt. Anschließend erfolgt d_e notwendige "Basisdia- gr.ostik". mit deren Hilfe in vie­ len Fällen entschieden wird, ob zjnächst eine Beckenbodengym­ nastik oder eventuell eine medi- bei ca. 85-90 %! Ein weiterer In den letzten zwei Jahren wur- Vorteil dieser Methode liegt dar- de an der Gynäkologischen Ab- in, dass die Operation in lokaler teilung auch ein sehr viel ver- Betäubung oder in "Regionalnar- sprechendes neues operatives kose" durchgeführt wird und die Verfahren, die TVT-OräRATI- mittlere Aufenthaltsdauer bei nur ON, eingeführt. Über die neuen zwei bis drei Tagen liegt, operativen Möglichkeiten, aber Seit wann führen Sie diese auch über deren Grenzen haben Operationen durch? wir mit dem Leiter der Abteilung, Wir operieren nach dieser Me- Prim. Dr. Michael Trockenba- thode seit ca. zwei Jahren, wobei eher, gesprochen. Was versteht man unter ei­ ner TVT-OPERATION und wie sind die Ergebnisse? Wir wenden die von Prof xmd guter Patientenzufiiedenheit. Ulmsten in Schweden entwickel- Können nach dieser Metho- te Methode an. Dabei wird mit de aUe Patienten mit Blasen- einem speziell strukturierten und schwäche operiert werden? regulierbaren Band die Hamröh- Um nicht falsche Hoffnungen re unterstützt und damit in vielen zu wecken, kann nicht genug be- Fällen der ungewollte Hamver- tont werden, dass die Auswahl lust verhindert. der hierfür geeigneten Patienten die Zahl der Eingriffe in letzter Zeit immer mehr zunimmt, nicht zuletzt unter dem Eindruck sehr ermutigender eigener Ergebnisse
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