Kitzbüheler Anzeiger

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Simon Thaler, Neuhäuslwirt, wurde am 16. Mai 1864 zu Kirchern in Oberndorf geboren. In seinem Tagebuch, das der “Kitzbüheler Anzeiger” mit dieser Serie auszugsweise veröffentlicht, beschreibt er die Jahre von 1864 bis 1944. Es bietet sich somit eine äußerst seltene Gelegenheit, Einblick in eine Zeitspanne zu erlangen, die längst Geschichte ist me Der Kampf ums man rief den obersten Herrn Di­ rektor und bat um Auskunft. Dieser gab zur Antwort: Wir brauchen vorher Einkunft, dann köimen wir Auskunft geben, die Kanzleien sind geschlossen und heut ist überhaupt Feiertag und Schluss. Und so war das erste Ständchen mit dem Hochzeits­ wagen beendet. Als Zugpferde von diesem Fahrzeug waren im voraus zwei Ziegenböcke und dann vier Ochsen gespannt. Der Fuhr­ mann schrie Wio und nochmals Wio imd es ging rasch hinein durchs Dorf aufwärts. Es ent­ schloss sich ein heilloses Gelächter und alle anwesenden Zuschauer xmd vorhandenen Gäste begleiteten diesen Hoch­ zeitswagen vom Anfang bis zum Ende. Sie kamen am Ende des Dor­ fes an. Die Straße war aber nicht dazu beschaffen, um wie­ der retour fahren zu können und sie mussten daher mit diesem 20 Meter langen Fahrzeug ins freie Feld hinein fahren, um umdrehen und wieder herunter fahren zu können. Auch diese Schwierigkeit hinterließ dem guten Humor keine Schmerzen. Alle anwesenden Zuschauer waren entschlossen, diesen lu­ stigen Humor der Hochzeitsgä­ ste nicht zu verhindern, und je­ de BCellnerin war bemüht, die Gäste bestens zu bedienen. Und es ging wieder durchs Dorf ab­ wärts und die Luxusfahrt durch Europa kam wieder am Platze auf der Schneiderwirtsbrücke an. Es tönte das Flügelhom und dieses Signal bedeutete Antre­ ten; es begann die Morgensup­ pe. Der Hochzeitswagen wurde verkleinert mit den zwei Zie­ genböcken und vier Ochsen wieder retour nach Hause ge­ führt und die Hochzeitsgäste traten beim Schneiderwirt ein. Das Brautpaar und ihre näch­ sten Verwandten wurden schon vom Hochzeitsführer begrüßt und freundlichst empfangen und das Brautpaar begrüßte jetzt seine Gäste. Das Frühstück bestand aus drei “Richtln” Eine lustige Bauernhochzeit Die Uhr schlug 8 Uhr früh Historischer Rückblick von Sylvia Hofer Es war im Monat Februar 1884, da wurde beim Schnei­ derwirt in Oberndorf eine groß­ besuchte Bauernhochzeit abge­ halten. Zu dessen Zeit noch wurde ein solches Fest von der Bevölkerung als ein Freudentag begrüßt, denn der Beifall an solchen Festen langte nicht nur in nächste Umgebung; denn es kamen auch von Nachbarge­ meinden und noch weiterher Bewohner, die sich an solchen Lustbarkeiten anschließen und beteiligen wollten. Man hörte von Feme Musik, Gesang und ein lebhaftes Trei­ ben und dies waren die Hoch- zeitsbuam. Sie kamen mit ei- Fuhrwerk Wiesenschwang her ins Dorf und jene neu angekommenen Gäste mit ihrem lustigen, gut- gelaunten Humor wurden von allen Seiten begrüßt und das Fest der Feierlichkeit war eröff­ net. Und dieser hochinteressan­ te, großartige, noch nie gesehe- Kunstbau Hochzeitswagen - stammte vom Baumeister Leopold Gros, Bau­ unternehmer von Großbritanni­ en, Australien, Hinlerindien usw. Dieses hochmoderne Rie­ sengebäude, wie dieser Hoch- zeitswägen, würde bei einer Weltausstellimg niemals leer ausgeben. Der Hochzeilswagen bestand aus drei Abteilungen. Im 1. Wagen, wo die Hoch- zeitsbuam in Wohnung waren, stand an der Tafel groß ge­ schrieben “Luxusfahrt durch Europa - und wieder zurück“ und dieser Musiksaal war mit Komfr-rt und Gesang gut verse­ hen. nem von der ne Man ging zum Wagen Nr. 2 Und dort stand angeschrieben: “Aufklämngszentrale uad Hil­ feleistung für alle jene, 'die kei­ ne brauchen”. In diesem Wohn­ haus befanden sich gutgelehrte große Herren und intelligente anständige Herren, sowie auch Gauner, Beutelschneider und Zigeuner als Wahrsager. Nun. man rief den obersten Herrn Professor und bat um Auf- klämng, was denn der Mensch tun soll, um ein recht langes Le­ ben zu erhalten. Dieser hochge­ schulte Professor gab zur Ant­ wort: Im Buche steht; nur lange nicht srerben, dann wirst du alt. Nun rief man einen zweiten hochstudierten Herrn Professor der Medizin und bat um Auf­ klärung, was der Mensch tun soll, wenn er Schmerzen hat. Und der Fachmann gab zur Ant­ wort: Ein altes Sprichwort lehrt, Mensch hilf dir selbst. Nun rief man den Wahrsager, um mit großem Interesse etwas Neues zu erforschen. Dieser Zi­ geuner gab zur Antwort: Die Zukunft hat er nicht studiert und weiß nur das, was gewesen : ist. Man geht noch zum Wagen Nr. 3. Dort stand angeschrie­ ben: “Auskunftsbüro für alle je­ ne, die in der Lage sind, sich selbst zu verteidigen”. Nun, Hochzeitsgäste in Originaltracht um 1900. Rechts im Bild Peter Thaler vom Kircherbauem. Nämlich Suppe mit Würstl, Vorspeise mit “Pangei” (Sem-
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