Kitzbüheler Anzeiger

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tem Leben und meiner Zeit der Musik in andere Gasthäuser begleitet, wo Platz war, wurde getanzt. Gegen 5 Uhr abends versammelten sich die Gäste beim Schneiderwirt, und es folgte daim das Hochzeitsmahl. Und diese Mahlzeit bestand aus vielen und guten Speisen: nämlich Knödel, Gulasch, Sied­ fleisch, Braten, Schnitzel, zwei­ mal Torten und einer großen Hochzeitsnudel. Und von die­ sem Überfluss war Brauch, ein Bschoadessenpacktl* Hause zu tragen und bei dieser Mahlzeit war noch alles mit guter Zuspeis versehen. Während dieser Mahlzeit herrschte ein anständig ruhiges Benehmen, denn von manchen Geistlichen und dessen Anhang wurden an die Brautleute Glückwünsche überbracht. So ging auch diese Zeit in vollster Gemütlichkeit von statten. Dasein und Beschreibung der Zeit von 1864 bis 1944 mein, Anm. d. Redaktion) und Brühküchel mit Glühwein imd auf jedem Tisäh drei Maß Wein, das war der Brauch. Auch diese < Stund ging gut von statten und ) es tönte die Kirchenglocke. Die Hochzeitsgäste versammelten sich und wurden von der Mu­ sikkapelle zur Kirche begleitet; alles in hochgeschmückter BQeidung. Voraus waren das Brautpaar und ihre nächsten Verwandten, dann die Hoch- zeitsbuam mit ihrem hochge­ schmückten, schönverzierten Hochzeitshut, dann die Jung­ frauen mit ihrem goldverzierten Jungfrauenkranz, Haarnadeln, goldenen Ohr- und Fingerringen, seidenen Schür­ zen usw. Die Frauen trugen ein Röckl- gewand, ein seidenes, mit Gold besticktes Halstüchel mit golde­ ner Brosche, silberne Halskette, einen mit Gold eingefassten Filzhut und zum Schluss noch einen Reifkittel. Die Männer trugen zum Großteil ircheme kurze Hose, weiße Strümpfe und niedere Schuhe, einen Ranzen um die Mitte, silbernes Messerbesteck, silberne Sackuhr, hohen Hut usw. Und so war der Einzug in die Kirche beschaffen. Am Anfang war im Gottes­ hause die Eheschließung und dann ein feierliches Hochamt nach goldenen Originale Hcchzeitsmusik. Das Foto stammt aus dem Archiv von Kunstmalerin Berta Thaler, St. Johann. mit Opfergang. Und beim Aus­ gang von der Kirche wurde nach altem Brauch die Braut gestohlen und der Bräutigam stand ohne Gehilfin ganz allein und verlassen da. Und auf der Kirchgasse war schon alles vor­ bereitet auf die Ankunft der Brautleute und es wurde dann auf allen Seiten vermacht. Das Vermachen galt nur für das Brautpaar und alle misslunge­ nen Erfolge in ihrem Leben wurden scmit der Bevölkerung mitgeteilt und alles Gewesene verlautbart Es waren sogar manche Anfüirer mit Masken und Faschingskleidem angezo­ gen, um sich dem Brautpaar un- kennbar zu machen, und man­ che Lustbarkeiten damaliger Zeiten in Ta: und Vorstellung aufgeführl. Auch diese Ehren­ bezeugung endete mit vollstem Gelächter. Und dann zog der Hochzeitszag von der Kirche wieder geschlossen beim Schneiderwirt ein und es wurde getanzt. Im ersten Stock spielte die Musik für die Hochzeitsgä­ ste und im zweiten Stock spiel­ te eine Musik für die Zuschauer. So wurde getanzt und gesungen bis in die späte Nacht hinein. Um 1 Uhr nachmittags gin­ gen die Buam und Diandln und alle, die sich ihnen anschlossen, über die Gasse und wurden von Und es folgte noch das Weisen Dieser uralte Brauch war, die Brautleute mit einer Geldspen­ de zu beglücken und sich dann mit besten Glückwünschen zu verabschieden. Die beiden Jungfraudiener während dieser Zeit von jedem einzelnen das Mahlgeld ein, was pro Person drei Gulden be­ trug. Nach dem Weisen gingen dann manche alten Leute nach Hause und alles andere wieder zum Tanz. Und gegen 11 Uhr nachts rief der Hochzeitsführer mit lauter Stimme: Musik aushalten, und es begann der Brauttanz und das Brautleut “aussisinga”. Die Tänzer zogen sich zurück und das Brautpaar tanzte allein, die Musik spielte kurze Tanzl und auf jedes Tanzl folgte ein Gsangl, aber nur fürs Brautpaar. Das eine sang der andere und das andere der eine und so da­ hin von Anfang bis zum Ende. Und es begann: kassierten I wünsch a’ die Brautleut Glück und äft sing ma des earscht. Kunnt leicht eppas wissn von jeatzt und ameascht. Und jetzt seids varheirat, is a nimma z’iriah. Hobs woi läng aso g’aigg, und zun Zoig kemma nia. Und wias an Handschlag seids gänga Brautschmuck aus Wachsperlen. Foto: Archiv der Marktgemeinde St. Johann, erschienen im St. Johan­ nen Buch, Band 2.
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