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SEITE 4 LOKAL-ANZEIGER DONNERSTAG, 6. JuNI 2002 Ein Leben im Zeichen der Kunst Abschied Seit 1980 gehöre ich zu einer kleinen Handvoll Bürgern, die regelmäßig Gemeinderatssit- zungen beobachten. Dass dazu eine gehörige Portion Maso- chismus gehört, will ich nicht leugnen, aber ich war immer cIon ein wenig anders und hege seit meiner Kindheit eine Neigung zum Skurrilen. Außerdem wurde schon früh h mir der Bazillus eines (Irr-) Glaubens eingeschleust, Poli- t:k sei wichtig. Politik ist ja auch wichtig und notwendig. Sogar nützlich. Letzteres allerdings nur für ei- ne kleine Elite von Politikern, die ganz oben hocken an den Fleischtöpfen der Pfründe, aus denen sie sich mästen. in der Politik ist es wie beim Sport oder beim Theater. Wenn schlech: und stümper- haft gespielt wird, verlieren sieh die Zuschauer. Es gibt ei- ne Toleranzgrenze, unter wel- cher sogar der rcueste Anhän- ger nicht mehr kann. Diese Toieranzgrenze, die bei mir hier in Kitzbühel nolens-vo- lens ohnedies sehr tief ange- legi ist, wurde in letzter Zeit und besonders bei der letzten Vorstellung unserer lokalen politischen Akteure so arg un- tergangen, dass ich es einfach nicht mehr ertragen kann. Ich bin allergisch gegen Dummheit und eklatanten Mangel an Hausverstand. Deshalb will ich währed die- ser Legislaturperiode des Kitzbüheler Gemeinderates meiner Politsucht entsagen. Auch ich habe meine Schmerzgrenzen! Leider wird es wohl auch nach der näch- sten Wahl nicht ‚esser werden. Solange die verkalkten Partei- en oe Kommunalpolitik ver- eint ahmen, ohne professio- ncllc Spieler ins Feld zu schicken, werden wir, die Bür- ger., weiterhin verlieren. Dies erfüllt mich mit großer Sorge. KITZBÜHEL. Am sechsten Juni feiert Prof. Ernst In- sam, der wohl bedeutend- ste lebende Kitzbüheler Künstler, seinen 75. Ge- burtstag. Er kann auf sechs Jahrzehnte umfang- reicher künstlerischer Tätigkeit zurückblicken, hat in der letzten großen Kunstausstellung des Mu- seums einen Querschnitt seines Schaffens präsen- tiert und ist immer noch regelmäßig in seinem neu- en Atelier in der Kitzbühe- 1er Fronfeste tätig. Ernst Insam hat in seinem er- eignisreichen Leben viele Wi- drigkeiten überwunden. Eine Kindheit in einfachsten Verhält- nissen, Kriegsverwun dungen und Gefangenschaft, geschei- terte Beziehungen, Kämpfe mit zahlungsunwilligen "Käufern" und schließlich eine schwere Krankheit. Aber all die Jahre hindurch begleitete und ermu- tigte ihn sein herausragendes Talent, das sich bereits im Alter von zwölf Jahren in den er- staunlich professionellen Aqua- rellen seiner Heimat offenbarte. Seit 1993 lebt der Vater zweier Töchter und Großvater von fünf Enkelkindern mit seiner gelieb- ten Frau Margit, die ihm während der Krankheit und der Zeit der Rehabilitation uner- müdlich zur Seite stand, wieder in der Nähe seines Geburtshau- ses in Aurach. Durch die Hilfe von Förde- rem und Sponsoren konnte Ernst Insam nach seiner Lehre als Elektrotechniker und dem Krieg die Akademie der Bilden- den Künste und die Akademie für Angewandte Kunst in Wien besuchen. Allerdings war er be- reits vor seinem Eintritt in die Akademie mit einer Ausstel- lung "Tiroler Maler" im Wiener Künstlerhaus präsent. Nach dem Studium arbeitete er von 1956 an als freischaffender Ma- ler und vor allem Grafiker und gewann für seine bahnbrechen- den Plakate zahlreiche nationa- le und internationale Preise. "Mein erstes Plakat war ein Weihnachtsplakat für Knorr- Haferflocken", erinnert sich der Maler. "Ich hatte überhaupt kei- ne Ahnung und keine Vorgaben, gewann damit aber auf Anhieb Prof. Ernst .'nsam hat noch viele Zukunftspläne. (sura) sionistischen Berglandschaften seiner Heimat bekannt wurde, heute rückblickend. Ernst In- sam, der sich im Verlauf der Zeit mit vielen Techniken und Richtungen auseinandersetzte, hat aber für die Zukunft noch einiges vor: "Zunächst möchte ich mich wieder verstärkt mit der Figur und der Aktmalerei beschäftigen. Außerdem arbeite ich schon länger an einer Bil- derserie, die sieh auch kritisch mit Kitzbühel auseinander- setzt." Ein Dokument eines ge- spannten Verhältnisses zu seiner Heimatstadt, das sich allerdings in den letzten Jahren sichtbar gebessert hat. So wurde Insam unter anderem auch das Golde- ne Ehrenzeichen des Touris- musverbandes verliehen. Mit der Gegenwartskunst kann sich der Jubilar nur mehr bedingt anfreunden. "Es gibt in der zeitgenössischen Kunst vie- le Abarten, wo die Kreativität so entfremdet wird, dass ich sie nicht mehr anerkenne. Ich bin ein Anhänger der Malerei von Picasso, Miro, Matisse oder der KOBRA-Schule, die aus dem Bauch heraus gemalt hat. Lei- der wird diese Malerei heute nicht mehr gepflegt. Und die Performance-Kunst zum Bei- spiel gehört in ein Theater aber nicht in die Galerie..." (sura) Die Vielfalt s9iner..Arbeit zeigte die große Museumsausstellung.
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