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Ein Speisezimmer nach dem Umbau durch Arch. Kaörasduld unier dem Besitzer Eger Mayer aus Berlin. Durch Jahrzehnte hielt sich in Itter das Andenken an eine güti- ge und freundliche Schlossher- rin. In einem in Tirol verlegten Reiseführer wurde noch 1982 behauptet, bei ihr hätten sich u. a. Liszt, Tschaikowsky, Richard Wagner und Hugo Wolf getrof- fen. 20 Jahre später war die große Meisterin, die als bedeu- tende Pianistin ihrer Zeit galt, völlig verannt aus dem Schloss ausgezogen. Nach dieser Anga- be hätte Sophie Menter in ei- nem nahegelegenen Häuschen mit ihrer treuen Magd und 40 Katzen ihre letzten Jahre ver- lebt. Im Jahre 1901 musste Schloss liter zum Verkauf ausgeschrie- ben werden, im folgenden Jahr kaufte es der Großindustrielle Eugen Mayer aus Berlin, der dafür 80.000 Kronen bezahlen musste. Mayer begann umge- hend die Restaurierung. Die Pläne dafür lieferte Architekt Knömschild. Am alten Gebäu- de wurde fast alles restauriert, dazu wurden neue Teile errich- tet und Mayer füllte den ganzen Bau mit Gegenständen der Kunst und des Kunstgewerbes "in reichstem Maße" (Matthias Mayer). Mit der Erwerbung durch Mayer hatte für liter eine neue Zeit begonnen. Die gewaltigen Ringmauern wurden gefestigt, Steinbrücken erstellt, der Pallas neuen Wohnerfordernissen an- gepasst und dem Zeitgeist ent- sprechend entstanden Zinnen und Türmchen "in allzu reicher Menge" (Franz Gruener). Damals wurde eine Hoch- quellenwasserleitung angelegt und das elektrische Licht einge- leitet, es entstanden Remisen und Garagen sowie Bäder. Durch Jahre wurden von vielen Handwerkern Arbeiten gelei- stet, um das Schloss zeitgemäß wohnbar zu machen. Mayer soll über eine Million Mark in den Bau hineingesteckt haben Der bürgerliche Schlossherr aus Berlin hat sich auf histori- scher Stätte "ein fürstliches, j i märchenhaftes Heim erbaut" urteilte der langjährige Mu- seumskustos Kaspar Schwarz über diese Bemühungen, die nicht ungeteilte Zustimmung fanden. "Mancher Zünftige bekrittelt den Bau, möchte eine Romatz- tik, eine Gotik, wie sie dieses oder jenes Jahrhundert einmal zeitigte. Ich halte die strenge Zurückführung auf eine be- stimmte Zeit für ebenso verfehlt wie unverständiges Ne.±auen. Haben doch auch die Vorbesit- zer nach ihren eweiligen Be- dürfnissen md dcii neuen Aus- drucksmitteln ihrcr Zeit gebaut und noch heute Icann uns ihr Werk her21 --ch erfreuen. Die große Linie ist jedenfalls ge- troffen worden." So urteilte der Nachbesitzer Dr. Franz Gruener über den BiueinsEtz Mavers. Unter Mayer zog fiirsthches Leben, bunt und frchbowegt, in die Burg. C'lznc nähere Angaben behauptet Gruener, dass berühmte deutsche Künstler, Maler, Bildhauer, Virtuosen, Sänger das Schloss bewohnt ha- ben sollen. ganze Gesellschaf- ten, einmal sogar :n ritterlichem Wams und in Waffen, die Küche unl Keiler gestürmt ha- ben sollen. Tfler d:e Hochze:t des bür- gerlichen Schlossherrn berich- tet Gruener: "Bei der Hochzeit des Schlossherrr müssen ganze Glasfabriken floriert haben, so viel Glas wurde, Glück bedeu- tend, geopfert. Drei Dörfer ka- men angerückt, tranken und schleppten den Wein il Melkei- mcm mit nach Hazise, so sie im eigenen Leibe keinen Platz mehr fanden. Wochenlang war weit unc breit alles betrunken und noch heute reden die Leute vcn diesen Zeiten." Nach ungefahr 20 Jahren hat Mayer das kostbare Schloss aufgegeben. Der e:ste Weltkrieg Schlafgemach im Schloss (um 1910) für Eugen Mayer. Die Biblio"hek ‚ach dem Umbau urterArch. Knörnschild.
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