Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
- gekommen. (Kerschbaumer, Front sagte sie schließlich “Ja”. Faszination Drittes Reich). Wie offiziell Riefenstahls Ar- polizei beobachtete am 29. Ok- beit an “Tiefland” behindert tober 1943 ein Zusammentref- wurde, zeigte sich auch darin, fen von Riefenstahl und ihrem dass die in den Studios von Ba- Verlobten, die im Deutschen belsberg mühsam nachgebaute Hof in Nürnberg wohnten, mit Alhambra von Granada abgeris- dem ehemaligen Gauleiter und sen wurde, weil man angeblich psychopatischen Antisemiten Platz für einen Unterhaltungs- Julius Streicher. (Knopp), film brauchte. (Sigmund, Die Frauen der Nazis). Hatte Riefenstahl auch das Leni Riefenstahl (Knopp). Die Geheime Staats- Deutsche Tänzerin, Schauspielerin, Regisseurin, Fotografin und Tiefseetaucherin, geboren am 22. August 1902 in Berlin Am 21. März 1944 heiratete Riefenstahl im Alter von 42 Jahren. Ihr waren in einer vier- Wohlwollen des Propagandami- jährigen Verlobungszeit die nisters verloren, der zum Rie- Schwächen Jacobs nicht ver- fenstahl-ProJekt “Tiefland” ver- borgen geblieben, die als “noto- merkte: “Da wird ein tolles rische Untreue” (Sigmund) be- Geld herausgepulvert.” (Knopp, zeichnet wurden. Hitlers Frauen), so hatte sie über Hitlers Sekretär Martin sehe Kriegstrauung im kleinen Bormann noch Geld erhalten. Kreis in Kitzbühel. Die Hoch- Auf Staatskosten und als “Chef- zeitsnacht verbrachte das Paar Sache” sollte in der Nähe der im Hause Ebersberg. Im An- Riefenstahlschen Villa in Berlin Schluss an die Hochzeit emp- ein Riefenstahl-Filmgelände fing Hitler das Ehepaar auf dem entstehen, das 1940 mit mehr Obersalzberg. Es war die letzte als 28.000 m^ Fläche geplant Begegnung der Künstlerin mit war und von Hitlers Architekten dem “Führer”. Albert Speer noch 1942 als ein Teil der neuen Hauptstadt “Ger­ mania” konzipiert war. Noch die Unterkunft am Schwarzsee vor der Grundsteinlegung zum nicht sicher genug und sie Riefenstahl-Filmgelände lag flüchtete auf den Hahnenkamm, das “Reich” in Trümmern. Ihre Freundin Annetta Ebers- Die Hochzeit war eine typi- Das Kriegsende erlebte Rie­ fenstahl in Kitzbühel. Dir schien (BCnopp, Die Frauen der Nazis). berg musste Dir auf Drängen der Im Jahr 1943 übersiedelte Rie- Söhne Lothar und Heiner, die fenstahl nach Kitzbühel. Ver- aus dem Kriegseinsatz zurück- mutlich war bereits damals ihr gekehrt waren, den Aufenthalt Asyl Seebichl am Schwarzsee verweigern. Das verzieh ihr (Besitzerin Maria Herold). Riefenstahl nie (Erinnerungen Bei den Dreharbeiten zu Maria Brink). “Tiefland”, nach anderen Anga- Das Kriegsende 1945 war ein ben im Zug der Karwendel- tiefer Einschnitt in Leni Riefen­ bahn, hatte Riefenstahl den Ge­ birgsjägermajor träger Peter Jacob kennen ge­ lernt. Sie war von dem Nach einem Malerei- imd Tarizstudium zuerst Tänze­ rin, nach Verletzung Ende der Tanzkarriere mit 21 Jah­ ren. Schauspielerin unter der Leitung vcn Dr. Arnold Fanck, dem bedeutendsten Bergfilmpicnier, mit Luis Trenker. Im ersten eigenen Film “Das blaue Licht” kam naturverbundene Spruchkammerverfahren reihte die persönliche Re­ präsentantin Hitlers nur in der Gruppe der “Mitläufer” In formaler Hinsicht wur­ de festgestellt, dass sie nie Mitglied der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen war, womit keine Schuldver­ mutung vorlag. Seit den Siebzigeijahren wirkte Rie­ fenstahl als Fotografin und Autorin (“Die Nuba”, 1973), aber auch als Tiefsee­ filmerin (Filmpremiere Au­ gust 2002). Ihre “Memoiren” erschie­ nen 1987. Leni Riefenstahl gilt als eine der interessantesten Frauen des 20. Jahrhunderts, allerdings auch eine der um­ strittensten, weil sie “das Auge Hitlers” war und sich mit ihm in einer “arbeitstei­ ligen Symbiose” befand (Biograph Jürgen Trimbom, 2002). Stahls Leben. Sie wurde unver- Ritterkreuz- züglich verhaftet und gemein­ sam Nationalsozialisten zur Vemeh- schmucken Soldaten fasziniert, mung in ein Sammellager ge­ schreckte jedoch von einer fest- bracht. Einer der Vemehmungs- eren Bindung zurüek. Nach auf- Offiziere des Interrogation reibenden Eifersuchtsszenen, Center der 7. US-Armee war Ir- Streit, Versöhnung und flam- ving Rosenbaum, der vor seiner menden Liebesbriefen von der Emigration aus Deutschland mit hochrangigen ein. jenes sportliche Schönheitsideal zum Ausdruck, das Adolf Hitler begeisterte, sodass er ihr die Filmdokumentation des Reichsparteitags in Nürnberg 1934 (der Film “Triumph des Willens” gilt als bester Propagandafilm aller Zeiten) und der Olym­ pischen Spiele in Berlin 1936 (“Fesr der Schönheit” und “Fest der Völker” ist in­ ternational nach wie vor ei­ ner der zenn besten Filme der Welt) übertrug. Nach dem Krieg war Rie­ fenstahl als Regisseurin er­ folglos. Ein langwieriges Das “Alpenhaus Ebersberg” am Hahnenkamm war wiederholt der Aufenthaltsort von Leni Riefenstahl, 1945 wurde ihr das Asyl ver­ weigert. Foto: Hans Kogler (aus “Kitzbühel, Sonne und Pulver­ schnee”, 1935)
< Page 41 | Page 43 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen