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Seite 17 Donnerstag, 26. September 2002 Kultur-Anzeiger “Palinckx” mit Kon-Fusion - Stil in der Alten Gerberei Alfons Petzold Petzold lernte in Bozen seine zweite Frau Hedwig, geh. Ga- millschegg, kennen, die er 1915 heiratete. Sie lebten zwei Jahre in Wien, wo 1916 die Tochter Christiane geboren wurde. Dann übersiedelten sie endgül tig nach Tirol. Die letzten sechs Jahre seines Lebens verbrachte Petzold in Kitzbühel; er be trachtete es so sehr als seine zweite Heimat, dass er seit 1918 sogar einen Sitz im Gemeinde rat hatte und sich aktiv für das Allgemeinwohl einsetzte. In zwischen war er ein anerkann ter Schriftsteller geworden. Es erschienen regelmäßig neue Werke, sowohl Lyrik als Prosa, und Petzold stand mit vielen berühmten Künstlern in Kon takt; er blieb ein überzeugter Sozialdemokrat, wurde aber gleichzeitig immer mehr zum ^ Gottsucher. Gustinus Ambrosi schuf 1916 ^ eine Büste von ihm, Alfons Walde malte einige Porträts des Dichters. Er ,, unternahm » viele Vortrags reisen, die letzte führte ihn im Herbst 1922 durch weite Teile Deutschlands. An den Folgen einer schweren Grip- ^ pe starb er we nige Wochen ersten Reise (Herbst 1909) später in Kitzbühel, erst 40 Jah- blieb er Tirol zeitlebens eng re alt. Er hinterließ seine Frau verbunden. Im Jahre 1909 er- mit drei Kindern; sie hat ihn um schien sein erster Gedichtband „Seltsame Musik“, 1910 der Band „Trotz alledem“. Durch dem Kitzbüheler Friedhof. Der sie wurde er einem größeren einzige Sohn Wolfgang fiel Publikum bekannt und lernte er 1944 in Russland. Das Haus, in auch selber viele bedeutende dem der Dichter seine letzten Menschen kennen. Er lebte im- Jahre verbracht hat, besteht mer wieder einige Zeit in Gries noch; es liegt am „Alfons-Pet- bei Bozen, ab 1911 mit seiner zold-Weg“. Im Jahre nach sei- Frau Johanna, geb. Kraml, die nem Tod erschien die Erzählung ebenfalls lungenkrank war. „Das letzte Mittel“, in der er ein 1913 erschien sein erster Ro- Südtiroler Thema behandelte, man „Erde“, 1914 bekam er für Seine „Gesammelten Werke“ seinen Gedichtband „Der Ewi- kamen erst nach dem Zweiten ge und die Stunde“ den Bauern- Weltkrieg in 7 Bänden heraus. feld-Preis. Nachdem das Ehe- In Tirol ist man sich wenig be- paar im Mai 1914 eine ständige wusst, dass Petzold in einem Wohnung in Gries bezogen hat- Gedicht geschrieben hat: „...zu te, verschlechterte sich Johan- jeder Stunde eins mit dir und nas Zustand. Sie starb im Okto- tief verwandt / bin ich mit dir ber 1914. Ihrem Andenken widmete der Dichter den Band „Johanna” (1915). Lyriker und Erzähler, geb. am 24. September 1882 in Wien, gestorben am 26. Jänner 1923 in Kitzbühel. Seine äußerst schwierige Jugend hat er im au tobiographischen Roman „Das rauhe Leben“ (1920) geschil dert. Er entstammte einer armen Arbeiterfamilie. Früh vaterlos, musste sich der kränkliche Bub ab seinem 14. Lebensjahr allein durchschlagen als Bauhilfsar beiter, Metallschleifer, Heizer, Fensterputzer, Kellner, sogar einmal als „Zughund“ vor ei nem Karren. Nach dem Tod sei ner Mutter (1902) war er ar- beits- und zeitweise obdachlos, dazu lungenkrank. Trotzdem fing er an zu schreiben, zunächst Stücke und Couplets für Vorstadtbühnen und Volks sänger, dann unter dem Einfluss der sozialdemokratischen Be wegung soziale Balla den. Er sollte der bedeutendste Ar- beiterdichter Österreichs wer den. Nach einem schweren Zusam menbruch infolge der Tuberkulose im Jahr 1908 ermöglich ten ihm Freunde und Gönner (u. a. Burg- - > Schauspieler Ferdin- and Gregor!) einen Aufenthalt in der Lungenheilanstalt Alland und eine Kur in Bozen. Seit dieser ST. JOHANN. Egal, was auch immer erwartet wird - ein im provisierendes Jazz-Quintett, ein Ensemble der Neuen Musik oder eine Rockband, zu der Garry Glitter wimderbar passen würde - all dies und noch mehr kann man am Samstag, 5. Okto ber, um 20 Uhr in der Alten Gerberei erleben! Enttäuschen werden die vier Holländer bzw. der Brite von PALINCKX mit ihrem originellen Fusion-, oder doch besser Kon-Fusion-Stil auf keinen Fall. Humorvollen Sound und neue mitreißende Klangcollagen präsentiert d:e Band, die rund um die Brüder Bert am Bass und Jacques Pa linckx an der E-Gitarre vor 13 Jahren gegründet wurde. Ohne Scheu haben sie dabei tief und lustvoll in den musikalischen Traditionsfundus Melodien von Beethoven, den Beatles oder Charles Mingus mixen sie elegant mit TV- Jingles, Radioansagen und den eigenen Kompositionen. Ver vollkommnend um den Schlag zeuger Alan Purves und dem ebl-dronischen Sound von DJ Donotask fügt sich noch c:e scundorientierte Stimme des Vokalakrobaten Har. Buhrs em. Singend, schimpfend, gurgelnd wirft er seine Texte ins Pubh- kum und wirkt dabei nicht sel ten vAe die Iifcamation eines Dämons - eines überaus musi kalischen allerdings. PALINCKX klingt roeldger als Pop, weit süßer als Noise, wuchtiger als Wiegenlieder und niemals so glatt wie mancher Jazz, dieser genuine Musikstil bleibt stets uneinordbai, aben- teuerich, witzig, multidimen sional und virtuos Ihrem breit angelegten, offe ner. Stil entsprich: die Einsatz- fahigkeit in zahlreichen Projek ten wie Theaterexperimenten, zeitgenössischem Tanz and der Zusammenarbeit mit einer Rei he von Gastmusikern, wie John Zorn, Lol Coxhill, Maarten Al tena j.a. Kartenreservierrngen unter T/F: 05352/61284 oder E-mail: info@muku-stj oharm.at L II pL:- Recycling- igm gegriffen: 45 Jahre überlebt. Ihr gemein sames Grab befindet sich auf ioU"i oiiLiriM : : t Do.3: Oktober, l6bis18Uhr ^ JT aAC-Geschäftsstelle Kitzbühel MWaL Rennfeld 13 und du mit mir, Tiroler Volk und Land!“ (Aus dem Tirol Lexikon, Gertrud Pfaundler) _____________ ^
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