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Der Skiclub-Nach suchs bereitete seinrm Idol Toni Sauer (im Bild 'nit BMHorst WeriJing) ein Spalier aus Schieren. Fotos: fe DONNERSTAG, 17. JÄNNER 2002 LOKAL-ANZEIGER SEITE 3 Toni Sailer wurde zum Ehrenbürger ernannt KITZBÜHEL. Kitzbühels berühmtester Sohn, der dreifache Olympiasieger Toni Sauer, ist seit vergangenen Donnerstag, 10. Jänner, Ehrenbürger der Gamsstadt. Bei einem Festakt im Rat- haussaal konnte das Schi-Idol die Ehrenurkunde aus den Händen von Bürgermeister Horst Wendung entgegenneh- men. Einem sichtlich gerührten Toni Sauer wurde am vergange- nen Donnerstag Abend jene Eh- re zuteil, für die er schon seit Jahren im Gespräch war. Rund 45 Jahre nach der Uberreichung des Ehrenringes wurde der drei- fache Olympiasieger und sie- benfache Weltmeister zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt Kitzbühel ernannt. In bewegten Worten gab Sailer seine Freude über die Eh- rung zum Ausdruck und beton- te, dass es ihn mit Stolz erfülle, ein Ehrenbürger Kitzbühels zu sein. "Ich habe mich immer für meine Heimatstadt eingesetzt und werde das auch in Zukunft tun", so der Geehrte. Nach dem Festakt gab es vor dem Rathaus einen großen Empfang für den neuen Ehren- bürger. Der Skiclub-Nach- wuchs bereitete seinem Idol ein Spalier aus Schieren, die Stadt- musik spielte auf und die Kitz- büheler Traditionsvereine warteten mit ihren Falmenab- ordnungen auf. Durch ein Spa- lier aus fackeltragenden Schi- lehrern schritt Sailer in die Goldene Garns, wo noch bis spät in die Nacht gefeiert wur- de. Mit dem Satz "Ich will für meine Heimatstadt Kitzbühel auch immer das Beste leisten", beendete Toni Sailer im Kitz büheler Anzeiger vom 17. März 1956 seinen Dank für das, was er seit den einmaligen Erfolgen von Cortina erfahren hatte. Der damalige Bürgermeister Camil- lo von Buschmann hatte am En- de des triumphalen Empfanges in der Vorderstadt den Sportlern den Auftrag mitgegeben: "Hal- tet die Fahnen der Stadt Kitz- bühel und Osterreichs hoch!" und konnte die Mitteilung ma- chen, dass durch den Gemein- derat in einer Festsitzung dem 20 Jahre alten Sportler der Eh- renring der Stadt zuerkannt worden war. Einer der erster: Gratulanten war der lis dahii einzige Eh- renringträer Pfarrer Cons. Jo- seph Schmid, der den Wunsch aussprach "Gott fige Dir durch ein langes Leben jeden Einsatz rnr unsere Heimat Kitzbühel." In dem im Frühiahr 1956 er- schienen Bestselle "Toni Sailer - Mein Weg zum dreifachen Olympiasieg" liest man: "Aber ich kann es halt n:.tht anders sa- gen, als es mir ehrlich vor- kommt: In Kitzbübel ist es am schönsten Der ungeheuer rei- he Boss, der mich in Cortina stellte unc mir erklärte, er wür- de mich morgen h die Staaten bringen, - denn gibt es etwas Schöneres als Amerika? - machte ein betroffenes Gesicht, als ich ihm zur Aitwort gab: Ja - Kitzbühel!" Ein s ic,!ulich gerihrter Toni Sauer beim Festakt im Rathaus. 46 Jahre sind seit derL ange- führten Aussagen und Ereignis- sen vergangen, sie haben enor- me Anderungen und im Leben des damals plötzlich zum Idol eines ganzen Staates geworde- nen Sportlers eine Fülle von Er- fahrung, Weltsicht und wech- selnder Gnst des Lebens und der Menschen gebrach:, aber seine Einstellung zur 1-leimat nicht verändert, sondern nur vertieft. Die Ausnahmestellung Toni Sailers in seiner Heimatstadt führte seinerzeit zu einer äuEerst t.ngewöhnlichen Eh- rung für einen nach den damali- gen Gesetzen noch nicht einmal volljährigen jungen Mann und wurde nun formell durch die Zuerkennung der Ehrenbürger - schaft bekräftigt. Toni Sailer hat e]ne Vielzahl ungewöhnlicher Ehrungen er- hal:en, so nach dem Totaltri- umph von Cortina das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Repullik, den Premio Una Vita Lo Ski in Italien, den IS- PO-Pokal für hervorragende sportliche Leistungen und Be- ständigkeit und als bleibendes Vorbild für die Jugend in Deutschlafld, er war dreimal Osterreichs Sportler des Jahres und wurde schließlich einer der "Jahrhundertsportler". Unschätzbar ist Sailers An- teil an der Entwicklung des österreichischen Selbstbewus- stseins nach den Jahren der Not, ziemlich bald. nach dem Ende von Besatzung und staat- licher Unselbstständigkeit und Unfreiheit und beim Start des "Wirtschaftswunders". Auf den Zwanzigjährigen ist damals ein Medienrummel ein- gestürzt, der zu dieser Zeit unvorstellbar war - er hat ihn bewältigt und seine zurückhal- tende Grundeinstellung damals und seither bewahrt, sich sei- ner internationalen Popularität gefreut, ohne sie zu gebrau- chen oder gar zu missbrau- chen. Als er in einer Stunde der Not als Präsident des Kitz- büheler Ski Club gerufen wur- de, folgte er bereitwillig, wie er neun Jahre später zur Kennt- nis nahm, dass man ohne ihn auskommen wolle. Er kehrte später als Rennleiter dcs Hah- nenkammrennens zurück und füllt die Position mit seinem enormen Image im Schisport, nicht zuletzt als überall akzep- tierter Vorsitzender des FIS- Alpinkomitees aus. Auch um Positionen im Vereinswesen der Golfer brauchte sich Sauer nicht zu bewerben und wirkte, so lange er gebraucht wurde oder wird. Die Verpflichtung als Leiter der Kinderschischule wurde ihm Aufgabe und Freu- de. Sein privates Glück mit Ga- briele, geb. Rumeny und Sohn Florian hütete Toni Sailer mit aller Zurückhaltung. Krankheit und Tod der Gattin, die ihn schwer trafen, durchlitt er in stiller Trauer. Das Eigenheim in einem stillen Winkel der Hei- mat ist der Familie das notwen- dige Stück Daheim geworden. Um Sailers Verdienste für Kitzbühel hat man seit Jahr- zehnten gewusst, hat seinen Einsatz dankbar akzeptiert und erstmals zu seinem Sechziger wurde groß gefeiert und ge- dankt, Sailer antwortete mit dem ganzen Einsatz als "Zug- pferd" für die Olympiabewer- bung 2006, deren Erfolg an- dernorts verhindert wurde. Als überzeugter Kämpfer für eine weitere Bewerbung ließ er sich wieder "einspannen". Toni Sailers Verdienste um die Stadt Kitzbühel sind nun durch Urkunde und Feier doku- mentiert. Möge der neue Eh- renbürger lange in Gesundheit und Freude tätig sein und sich der Heimat erfreuen, fe/H. W.
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