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Donnerstag, 17. Oktober 2002 Lokal-Anzeiger Seite 5 Baulandreserve für rund 15 Jahre KITZBÜHEL. Mit dem Ankauf des Ganingfeldes durch den Bodenbeschaf fungsfonds soll günstiges Bauland für Einheimische für die nächsten 15 Jahre gesichert sein. Raumord nerische Bedenken wurden bei diesem Projekt aber ignoriert. Wie vom Kitzbüheler Anzei ger bereits in seiner letzten Aus gabe exclusiv berichtet, hat der landeseigene Bodenbeschaf fungsfonds das 56.946 Quadrat meter große Ganingfeld auf der Sonnenseite JCitzbühels ange kauft. Durchschnittsverdiener sollen sich in dieser Top-Lage den Traum von einem eigenen Heim erfüllen können. Während am freien Markt in - so einer Lage wohl von 500 Eu ro aufwärts pro Quadratmeter zu erzielen wären, sollen jetzt Einheimische schon für rund 150 Euro pro Quadratmeter zum Zug kommen. “Es ist die Aufgabe des Bodenbeschaf fungsfonds, erschwingliche Grundstücke anzukaufen und diese ohne Gewinn weiterzuge ben”, erklärt Reinhard Huber, Geschäftsführer des Bodenbe- schafiungsfonds. Kaufpreis war 73 Euro pro Quadratmeter. Die Differenz zu dem geplanten Verkaufspreis ergibt sich durch die Kosten der Erschließung. “Das Ganing-Feld ist ein Grundstück in bester Sonnenla ge und dürfte für Kitzbühel als Bauland-Reserve für die näch sten zehn bis fünfzehn Jahre ausreichen”, meint der zustän dige Landesrat Konrad Streiter Ganingwiese und Kartenspieler Jetzt hat die Politik endlich gehandelt und die Vorausset zungen dafür geschaffen, dass sich der sprichwörtliche EinT* heimische auch einmal ein Grundstück in ausgezeichneter Sonnenlage leisten kann. Dass dafür aber ausgerechnet die Ganingwiese herhalten mussj ist die andere Seite der Medail- Das Ganingfetä soll In den nächsten zehn bis fünzehn Jahren zur Wonnsiediur.g für Einheimische werden. anlässlich einer Pressekonfe renz. Die Vergabe der Grund stücke soll nach Vorschlag durch die Gemeinde erfolgen. “Spekulanten und Strohmänner werden keine Cnanee haben”, so Huber. Kaufen könne laut Huber nur jemand, der in Kitz bühel seinen Hauptwohnsitz an meldet und dis Kriterien der Wohnbauiorderung erfüllt. “Es freut mich besonders, dass es erstmals gelungen ist, ein ausgezeicnnetes Grund stück in einer so überhitzten La ge, wie in Kitzbühel, auch dem sogenannten Durchsehnittsbür- ger zu einem erschwinglichen Preis anbieten zu können”, meint Alois Leiter, Geschäfts führer dsr Neuen Heimat Tirol, der der eigentliche Drahtzieher dieses Grundstückkaufes war. Die Nene Heima: möchte auf einem Teil des Grundstückes günstige Wohnungen im Mehr geschossbau errichten. Wie die genaue Verbauung Fotos: fe der Wiese aus^hen soll, darü ber soll ein Architektenwettbe- werb befinden. Geplant ist aber ein Mix aus sozialem V/ohnbau, verdichteter Bauweise und Ein familienhäusern. Bis an die 2'JO Wohneinheiten sollen so sul:- zessive entstehen. Während sich die Gemeince- rats-Mandatare von roter und schwarzer Seite bereits pesLiv zu diesem Projebf geäußer: ha ben, gibt es auch Kritik. Dass der Kauf der Wiese komplett hinter dem Rücken des Ge meinderates erfolgte, stößt eini gen sauer auf Bruno Bauer, Vorsitzender des Bauausschus ses und Bürgerlisten-Mandatar spricht sogar von einer Brüskie- rung des Gemeinderates. “Ich habe nichts gegen Grundstücke für Einheimische”, aber dass man sich nicht einmal die Mühe gemacht habe, raumordnungs fachliche Aspekte zu berück sichtigen, sei für ihn schon ein starkes Stück. “Mit unserem Raumplaner wurde nicht eiiunal gesprochen.” Alle Gutachter hätten sich bislang gegen eine Erschließung des Ganingfeldes ausgesprochen. RaumordnungsKonzept ist gera de einmal zwei Jahre alt und ist sehon jetzt nicht mehr das Pa pier wert, auf dem es erstellt worden ist’, so Bauer, der schon jetzt mit einer Flut an weiteren Änderungswünschen rechnet. Eine Umwidmung des sich zur Zeit noch im Freiland be findlichen Ganingfeldes in Bauland stellt für Landesrat Streiter kein Problem dar. “Hier geht eindeutig das cffentlicbe Interesse vor”, daher sei es auch “raumordnerisch vertretbadt fi le. Bei genauerer Befrachtung er geben sich aber doch einige Fragezeichen. Die Angelegenl: heit ist von langer Hand ge-0 plant worden. Wer aber nicht informiert war, das waren die politischen Entscheidungsfrä->; ger in Kitzbühcl. Einige wurS den kurz vor Vertragsabschluss eingeweiht, andere haben; überhaupt erst aus der Zeitung; von dem Verkauf erfahreng Dass eine solche Vorgangswei se gewählt wurde, spricht Bän de für die Situation in Kitz-ii bühel. Den Deal eingefädelt hat Alois Leitet^ Geschäftsführer def: Neuen Heimat Tirol und Land tagsabgeordneter der SPÖ| beim Kartenspielen mit denf; Immobilienmakler Ferdinands Hagsteiner Dieser hatte ebtrij; Besitzer des Ganingfeldesi; rund 20 Mio. Schilling “gelie hen” und sich dafür das Nut zungsrecht einräumen lassen. Da aber weit und breit keine Aussicht bestand, dass diese Wiese jemals in Bauland ge widmet wird, hat Hagsteiner die Rutsche, die im von Leiter zum Bodenbeschaffungsfonds gelegt wurde, angenommen. Dass raumordnungsfachliche Aspekte jetzt einfach vom Tisch gewischt werden, mutet aber schon etwas sonderbar. Argumentiert wird mit “öffent lichem Interesse”. Es bleibt nur zu hoffen, dass parteipoli tisches Interesse nicht noch mehr wiegt, als das oft strapa zierte “öffentliche Interesse”. “Unser Landesrat Konrad Streiter (ii.) und Bodenbeschaffungsfonds- Geschäftsführer Reinhard Huber freuen sich über den Deai.
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