Kitzbüheler Anzeiger

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Se it e tsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 40 Lo k a l -An z e ig e r Do n n e r s t a g , 31. Jä n n e r 2002 NMLKJIHGFEDCBA D ie Insel der lachenden K inder - eine Zwei wunderbare große und stierung fand nie statt. So also scharfsinnige braune Augen kamen Wayan und seine Freun- starrten mich an, im kleinen de zu dem heißbegehrten Ny- Dorf von Jimbaran in Bali/In- lonsäckchen. Sorgfältig - ohne donesien. Wayan sei sein Name. Das heißt „der Erstgeborene“ und der kleine Bub war stolz darauf, der Älteste von seinen fünf Geschwistern zu sein. Bali gibt es nämlich nur vier Namen: Wayan, Ma­ de, Nyoman und Ketut. Beim fünften Kind be­ ginnt man wieder bei Wayan, mit einem sehr phantasievollen Zu­ satznamen. Gott sei Dank wa­ ren meine indonesi­ schen Sprach- kenntnisse schon np so ausgereift, dass * ich mich mit mei- edcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA m \ kleinen Ä ' schon ® Ä dem neuen „Flugobjekt“ den involviert: seine Angabe be- Strand entlang. Jeder durfte ein- steht darin, dass er did Nachge- mal - und wieder xmd wieder burt fein säubert imd in eine und es scheint uns unvorstell- Kokosnussschale legt und diese bar, aber das Schauspiel dauerte vor dem Hauseingang, je nach Mädchen oder Jungen rechts oder links, begräbt und dann auf diesem Fleckchen einen Baum pflanzt. Die Nachge­ burt ist also keineswegs grauslich oder gar unappe­ titlich, sondern „auf ihr“ entsteht wieder neues Leben in Form einer Pflanze. Stunden. Ibu und Bapak nehmen ihre Klein­ sten mit auf all ihren Wegen. Durch geduldiges I Zureden wird Einsicht erreicht und das Kind folgt seinen El­ tern. Schläge gibt es nie, denn diese könnten die zarte Seele des Kleinen verletzen. Durch die­ se Erziehung gelangt das kleine Kind un­ gewöhnlich fnih zu Verantwortungsbewusstsein und Reife. I Nyoman Sandhi lebte mit seiner Familie in der Nähe mei­ nes Hauses am Strand von Nusa Dua. Damals war er ca. 6 Jahre alt. Ich hatte als Reiseleiter natür­ lich immer viel Schreibarbeit zu erledigen und hatte in meinem Farbkasten viele bunte Stifte. Sandhi besuchte mich sehr oft und kam zum Malen. Schon da­ mals war er ein kleiner Künstler und er beschäftigte sich Nach­ mittage lang damit, mir ver­ schiedene „Gemälde“ anzufer­ tigen. Dann kaufte ich ihm in einem Laden in Denpasar Was­ serfarben, das war natürlich ei­ ne Besonderheit und Sandhi schwang geschickt den Pinsel über das Zeichenpapier und es entstanden von diesem so klei­ nen Jungen so große Meister­ werke. Als er mich mit nach Hause nahm, um mir seine Ibu (= Mama) und seinen Bapak (= Papa) vorzustellen, zeigte er mir voller Stolz seine „Spielsa­ chen“. Es war mir auch nicht ganz klar, was er damit meinte, denn ich sah soviel wie gar nichts. Da waren keine kleinen Autos, Bausteine oder Sonsti- nem Freund recht gut unter- | halten konnte. 1 Wayan war da- | mals etwa vier | Jahre und wir tra- j fen uns regel- J mäßig am Strand des kleinen Fischerdorfes Jim­ baran. Damals gab es noch kei­ ne Bettenburgen, die einen der schönsten Strände der Götterin­ sel als ihre Niederlassung wähl­ ten. Bimte Fischerboote säum­ ten das Ufer. Wayan hatte viele Freunde und es war diese un­ sagbare Harmonie zu ver­ spüren, als ich die kleinen Kerl­ chen in ihren zerrissenen T-Shirts beim Spielen beobach­ ten durfte. Ich bezeichne es als dürfen, denn es war eine unaus­ gesprochene Ehre, dem beizu­ wohnen. Am Strand hatte sich irgend­ wo bei einer Kokosnussschale ein kleines Nylonsäckchen ver­ fangen. Einer der Burschen ent­ deckte es und alle raimten zu auf den „wertvollen Fimd“. Man sollte vielleicht erwähnen, dass natürlich eine Nylontasche für Bali damals noch eine Ra­ rität darstellte. Bislang wurde alles Essbare auf Bananenblät- tem serviert, diese konnte man ohne Bedenken auf der Erde entsorgen, nicht so mit Nylon. Und als die großen fast food Ketten langsam ihren Einzug hielten auf der Insel, entsorgte man natürlich weiterhin sorglos auf der Erde. Nur die Kompo­ es zu zerreißen, befreiten sie es von der Kokosnuss. Jeder durfte es einmal in sei­ nen Händen halten. Man hatte auch dieses Gefühl der Zusam­ mengehörigkeit, alle gemein­ sam waren nun im Besitz dieses wertvollen Gegenstandes. Einer der kleinen Buben schnappte die Kokosnuss imd den mit Jubelgeschrei, Geläch­ ter und innigen Umarmungen. Jawohl - ein einfaches Ny­ lonsäckchen! Wayan ist mir noch immer in Erinnerung, mit seinen strah­ lenden fröhlichen Kinderaugen. Bali wird auch die Insel der lachenden Kinder genannt. Sie sind dort bevorzugte Wesen, denn je kleiner ein Kind, um so näher ist seine Seele dem Him­ mel und sein Denken ist noch rein. ■ Kinder werden in eine wundersame und erwartungs­ volle Welt hineingeboren. Sie werden gehegt und gepflegt und liebevoll von allen Familieiunit- gliedem betreut. Ein Neugebo­ renes gilt sogar als heilig, es darf auch die unreine Erde zunächst nicht herühren und wird deshalb ständig getragen. Nach den ersten drei Erdenmo­ naten zelebriert der Hoheprie­ ster ein Opfer imd das Baby darf zum ersten Mal mit seinen kleinen Füßen den Boden berühren. Der ganze Lebensweg ist auf eine wunderbare Art und Weise verflochten mit Zeremonien; diese beginnen bereits bei der Geburt. Wenn das Baby gebo­ ren wird, ist der Vater ebenso m mnmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA ‘’s mm. : '*• / 0 riss ein paar Fasern aus der Schale. Irgendwie banden sie diese „Fäden“ am Ny­ lonsäckchen fest und schon lie­ fen sie im Gänsemarsch mit
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