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Seite 4 Lokal-Anzeiger Donnerstag, 27. März 2003 “Ich möchte einfach nur mit meiner Familie in Frieden leben” ilii liii- t. ST. JOHANN. Die seit einem Jahr in St. Johann iebende iranerin Shokat Abyareh ist verzweifeit. Nachdem ihr Mann im iran ais Kritiker der Diktatur der fanatischen Religions- poiizeit poiitisch verfolgt wurde, musste er flüchten. Frau und Sohn folgten, wurden allerdings nicht als Asylanten akzeptiert. Nun ist die Familie ge trennt und dem Vater droht die Abschiebung. Wenn man die Bilder der letz ten Tage betrachtet und be denkt, dass die politische Situa tion des Irak und des Iran nicht sonderlich verschieden ist (auch wenn sich diese Staaten einst im Golfkrieg gegenüberstanden), dann scheint es kaum vorstell bar, dass eine christliche Fami lie in eine solche Region zurückgeschickt werden soll. Hier ermordet Saddam Hussein seine Gegner, im Iran ist es die Religionspolizei des ehemali gen Führers Ajatollah Khomei- ni und seines Nachfolgers Kha menei, die sich trotz eines fortschrittlicher eingestellten Präsidenten unliebsame Glau bensgegner terrorisiert. Khame nei als “Geistlicher Führer” des Iran hat die Oberaufsicht im Lande und kann bei entschei denden Fragen sein Veto einle- gen. Minderheiten wie die Chri sten werden unterdrückt und dürfen nur nach strengsten Auf lagen leben. Beim geringsten Anlass steht auf ihre Tötung keinerlei Strafe. fi; * ri ■............ — Ist Kitzbühel frauenfeindiich? Wenn es im Kitzbüheler Rat haus wieder irgend jemanden einfällt, es sd an der Zeit, ei- “en Ehrenbürger zu küren, ist than durchaus nicht zimper- iieh, solange es nur keine Frau M. Es ist unglaublich, aber wahr: Noch nie haben die Kitzbüheler Stadtväter eine Frau zum Ehrenbüiger er nannt. Warum wohl? Es ist ja kaum anzunehmen, dass es in Kitz bühel nie eine Frau gab, die solcher Ehrung würdig gewe sen sei. Nirgends steht ge schrieben, welche Kriterien ein Kitzbüheler oder eine Kitz- bühelerin erfüllen muss, um sieh als Ehrenbürger zu quali fizieren. Liest man die Liste der Kitzbüheler Ehrenbürger der letzten Jahrzehnte, so fin det man einen Bischof, einen ^Arzt, einen Giympioniken, ei nen Industriellen und ein hal bes Dutzend Bürgermeister. Keine Künstler und wie schon gesagt, überhaupt keine Frau. Nun wirken die meisten Frau en allerdings im Stillen, sozu sagen hinter den Kulissen. Sie siellen ihre Ehrenhaftigkeit weniger zur Schau, als die Männer. Allerdings hätte man in jüngster Zeit, anlässlich ih res 80. Geburtstages, eine Frau, die sich um das Wohl ih rer Mitbürger;zeitlebens große Verdienste erworben hat, un bedingt zur ersten Ehrenbürge rn! ernennen sollen. Frau Käthe Nagiller hat wahr scheinlich mehr Gutes getan und geleistet, als irgend je mand sonst in unserer Stadt und sie wirkt immer noch in ihrem Seniorenclub. Für mich ist Frau Nagiller schon längst die erste Ehren bürgerin. Vielleicht kann auch dieser Gemeinderat noch über seinen Schatten springen und sich selbst ehren, in dem er Frau Nagiller ehrt. Sie hat es wahrlich verdient! Shokat Abyareh möchte in St. Johann eh Leben aufbauen. Familienzusammen führung wurde in Deutschland abgelehnt, derzeit vertritt der österreichische Rechtsanwalt Dr. Max Kapferer den Fall. Die Asylbewerbimg Shokats und ih res Sohnes wird voraussichtlich 2004 behandelt. Das Asylver- fahren ihres Mannes ist eben falls noch in Schwebe und seit Oktober 2001 (!) ist die Familie nun getrennt. Wohnung gesucht im Iran einsetzte, bei Demon strationen festgenommen wor den und hatte schon drei Jahre im Gefängnis verbracht. Nach dem er neuerlich mit Studenten gegen das Regime marschiert war, musste er wegen der Ge fahr erneuter Einkerkerung oder sogar Verurteilung zum Tode 1999 nach Deutschland fliehen. Da ich und unser 1991 geborener Sohn Reza danach ständig bedroht wurden, folgten wir ein Jahr später.” In Deutschland unterzcg sich das Ehepaar Abyareh der Taufe und ließ sich noch einmal christ lich trauen. Nach 15 gemeinsa men Monaten wurde dureü neue EU-Regeln jedoch das in Tehe ran an der österreichischen Bot schaft beantragte Visum in Deutschland nicht mehr aner kannt und Shokat und ihr Sohn über Nacht nach Österreich überstellt. Hier waren sie eine Zeit lang auch im Flüchtlings- herm Bürglkopf in Fieberbnmn untergebracht, doch erschien hier ihr Aufenthalt als bekennen de Christin (und inz'vischen Mitglied der Evangelikalen Frei kirche Kitzbühel/St. Johann) nach Anfeindungen durch dort lebende Moslems nicht mehr si cher. Inzwischen fand Shokat Arbeit in einem Hotel in SL Jo- Die “Die Trennung ist gerade für meinen Sohn, der inzwischen in St. Johaim zur Schule geht, äußerst belastend. Ich würdq mir von Herzen wünschen, mit meinem Mann hier in Tirol le ben zu dürfen. Hier habe ich schon viele freundliche Men schen kermengelemt und könn te voraussichilich auch bei mei ner jetzigen Arbeitsstelle bleiben. Was wir allerdings dringend benötigen würden, wäre eine erschwingliche Woh nung, da wir derzeit nur in ei nem Kellerzimmer unterge bracht sind. Ein solide Lebensgrund age in St. Johann könnte sich auf das Asylverfah ren und die Familienzusammen führung positiv auswirken”. Wer helfen könnte, sollte sich hann und hat mit dem laufenden bitte bei Pastor Wolfgang Dvor- Asyl-Verfahren auch nicht so ak (Tel. 05352/ 63627) melden! schlechte Aussichten. “Es gab immer wieder Drohungen gegen uns” “Mein Mann und ich (beide als Bauingeneure tätig, Anm. d. Red.) haben über Exil-Sender bei der Suche nach unzensurier- ten Nachrichten das christliche Radio kennengelemt und diese Botschaft der Liebe und Tole ranz veränderte unser Leben”, schildert Shokat Abyareh. “Durch Verteilen von christli chen Inhalten mittels Kassetten waren wir ständigen Drohungen und Schikanen ausgesetzt. Zu dem war mein Mann, der sich seit je her für echte Demokratie Susanne Radke
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