Kitzbüheler Anzeiger

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Freitag, 2. Mai 2003 Lokal-Anzeiger Seite 2 Kritik an der Pensionsreform aus den roten und schwarzen Reihen BEZIRK. ÖAAB-Bezirks- chef Paul Sieberer kriti­ siert die geplante Pen­ sionsreform: “Reform des Pensionssystems ist drin­ gend nötig, aber in dieser Form nicht zu akzeptie­ ren.” Und die Gewerk­ schaft bereitet sich auch im Bezirk auf “Abwehr­ maßnahmen” vor. ist die Famiiie pensionsreif? Eigentlich ist es noch gar nicht so lange her, dass gerade auch in Ti­ rol der Familie ein großer Wert zu- erkarmt wurde. Dass es selbstver­ ständlich war, dass die Frauen zu Hause blieben und sich dort dem Eaushalt und vor allem anderen der Kindererziehung widmeten. Niemand - am allerwenigsten ein Vertreter einer christlich-demokra- (i sehen Gesteshaltung - hätte da­ mals bezweifek, dass dieser Auf­ gabe eine große Bedeutung zukommt und hätte sie gleichsam als lebensnotwendig zum Erhalt der Gesellschaft eingestuft. Betrachtet oan sich hingegen die heutige Aiteits- und Familiensi- taation, so ist es oftmals so, dass es ach die Frau nicht mehr leisten kam., (fireilich auch nicht immer will), zu Hause zu bleiben und sich ihrem Kind (die Mehrzahl ist ja immer seltener anzutreffen) zu wrdoen. Aber während ein sol­ ches Verhaltsn oislang gerade bei uns von Volkspartei-Seite immer ein wenig scheel (imd famiüen- femdlich) betrachtet wurde, hat man sich nun offenbar aus heite­ rem (oder besser gesagt, tief­ schwarzem) Himmel dazu ent­ schlossen, das Aufziehen der Kinder und darnit den Familiener- ha It im Verglei :h zur Ausübung ei­ nes Berufs als mehr oder minder wertlos einzustufen. Zumindest nicht als so wichtig, dass damiü ein entsprechender Pen- sions-insprucli gerechtfertigt wäre. Unc der Landeshauptmann meint fföhlich, dass nur schmerzhafte Reformen auch gute Reformen seien. Werm dieser Schmerz nur nicht am Ende auf der falschen Seite weh­ tu:. Könnte nämlich leicht sein, dass dann noch mehr Frauen es verziehen, kinderlos zu bleiben, anstatt eine AJtsrsarmut zu riskie­ ren. Und wer soll wohl die Pensio­ nen zahlen, wenn es keine Kinder mehl pbt? Sicher nicht jene Politi­ ker, de sich bis dahin längst in ih­ re gut gepolsterten Alterswohnsit­ ze zurückgezogen haben... Der Bezirksobmann ÖAAB Kitzbühel, Bürgermei­ ster Paul Sieberer, spricht sich gegen die Pensionsreform in der vorliegenden Form aus: “Es ist zweifellos notwenig, das öster­ reichische grundlegend zu reformieren.” Nur so sei es möglich, die Pen­ sionen langfristig zu sichern. “Der von der Bundesregierung tung her so angelegt sein, dass vorgelegte Entwurf ist jedoch Frauen jid Mütter nich: be- übereilt, sozial unausgewogen nachteihgl ws-den und die und daher in der derzeit vorge- Libemahme familiärer Aufga- ter kämpferisch, legten Fassung abzulehnen”, ben müsstm wesentlich stärkere Mit Informationsveranstal- lässt Sieberer kein gutes Haar Berücksichtigung finden. hingen in sechs Betrieben des an den Reformplänen, Der ÖAAB-Bezirksobmann Bezirkes hat man von Gewerk- “Die Reformen der Jahre abschließend: “Wir foidem eine schaftsseite aus aber schon in 1997 und 2000 beginnen jetzt wchltbsrlegte Überarbeimng der vergangenen Woche begon- gerade zu greifen”, meint der des bestehenden Entwurfes un- nen. “Die überwiegende Mehr- VP-Obmann. Die im Entwurf ter Einbindung der Sozialpart- zahl der Menschen war ganz geplanten Änderungen würden ner. Bei dieser Reform müssen eindeutig betroffen und aufge- in erster Linie darauf abzielen, unvertretbare Belasrungen und eine rasche Budgetsanierung zu Härteralle ausgeschlossen und erreichen. “Eine Pensionsre- die Pensicuen auch tur die form darf jedoch nicht auf Ko- nächsten Generationen gesi-, “Besonders die älteren Mitar­ sten des Vertrauensschutzes und chert werder..” beiter können es kaum glauben. m II 3e: :.iU bil niiiii Besonders die Frauen sind von der Reform stark betroffen. Pensionssystem Gesprächsbereitschaft zu ge­ ben. Deswegen fassen wir nun auch sogenannte Abwehr- smeiks ins Auge, die aber im konkreten Fall erst beschlossen fär die jüngere Generaticn er- kermbat sem.” Weiters müsse eine Reform von der Ausgestal- werden müssen”, zeigt sich Rei- bracht über die geplante Pen­ sionsreform”, schilderte Be­ zirkssekretär Hansjörg Hanser. eines langfristig ausgewogenen Pensionssystems durchgefuhrt werden”, so Sieberer weiter. Eine Pensionsreform dieser ‘Van Staa soll | lieber den I Kontakt m<t | den Arbeitern | suchen, als I schmerzhafte 1 Reformen gut-1 heißen”, so | Franz Reiter. | wemgen dass sie wirklich auf diese Wei- Streiks ixd außerordentlich vie- se behandelt werden und hoffen Info-Veranstaltungen und vielleicht Abwehrstreiks ■ '■« Jene angesprochenen Sozial- par.ner sehen diese Panner- Tragweise müsse auf jeden Fall sozial ausgewogen sein. Siebe­ rer nennt einige Eckpunkte, die sch.ift allerdings iir. Moment ernsthaft gefährdet. “Icln halte sehr viel von sozialem Frieden, Österreich ist ein Staat mi: il- eine Reform enthalten müsse; “Die Einhaltung eines umfas­ senden Vertrauensschutzes, da­ mit die Akzeptanz des Systems außerordentlich und der Generationenvertrag er­ halten bleiben” und weiter: “Es len Verhandlungen”, erlnärte ncch auf Andeamngen.” müssen positive Perspektiven der Tircier ÖGB-Vorsitzende “Diese Änderungen müssen und St. Jakober Bürgermeister kommen, besonders was die Er- Franz Reiter “Die besten Er- ziehungs-Bewertungszeiten der gebr.isse wurden in der Vergan- Frauen betrifft oder die Länge der Arbeitszeit bei Berufen wie etwa den Bauarbeitern. Wenn wir nicht längere Übergangsfri­ sten und fairere Bewertungszei- genheit immer dann erzielt, wenn dcraitig wichtige Ent- scheidunger. mit den Sozial- “Pensions- reform ist in dieser Form Partner ausve-handen wurden. Im Zdoment wird unsere ausge- ten bekommen, werden große streckte Hand allerdings wegge- Teile der Bevölkerung verar­ schlagen und es scheint hier von F.sgicrungsseite keinerlei nicht zu ak­ zeptieren.” Paul Siebe­ rer Foto: fe men”, so Reiter abschließend. fe/sura
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