Kitzbüheler Anzeiger

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Heimatkundliche Beilage des “Anzeiger” mit Beiträgen über Volkstum, Geschichte, Volksleben, Kultur und Natur Schriftleitung Hans Wittenberger 13. Jahrgang Nr. 3/2003 (122) Vermischtes aus dem alten Oberndorf Die angebliche Erstnennung 1097 betrifft Oberndorf in Kirchbichl Gepinheim im Tauschv/ege den vierten Teil eines Gewässers bei Reichenhall für einen Hof im Kohlental und Halbhöfe (Hu­ ben) im Dorf, welches Obern­ dorf genannt wird. Kail August Muffat, der Herausgeber, loka­ lisierte das Kohlental in Schwendt - Kössen (ein anderes gibt es nicht) und Oberndorf mit jenem in St Johann. (3) Ganz grob geschätzt fällt die Nennung in die Zeit 1120/40. (Eine neue Datierung ist mir nicht zugänglich). Josef Bichler (1932) führt diese Quelle an und wundert sich, dass in den späteren dies­ bezüglichen Urkunden Obern­ dorf fehlt (4). Er übeisah, dass es sich um einen Tausch han­ delt, in welchem das Stift Berchtesgaden seine Güter in Oberndorf abgegeben hatte. Dieses Stift besaß 1416 je zwei Höfe in Wiesenschwang und Bichlach, jedoch keinen einzigen in Oberndorf (!), Eber- hartling und Sparten (5). Die Nennung Kohler.tal zusammen mit Oberndorf macht die Nähe zu St. Johann wahrscheinlieh. Das Kloster Altomünster nennt im ältesten Urbar (Güter­ verzeichnis) von ca. 1250/70 u. a. Oberndorf, Ober- und Nie- dersperten. (6; freundliche Mit­ teilung von Dr. Martin Bit- schnau). Zu Wiesenschwang: Im Schutzprivileg bestätigt Papst Eugen III. im Jahre 1151 dem bayerischen Benediktinerklo­ ster Rott “...und was immer der edle Pfalzgraf Cuno, Euer Stif­ ter von Jochberg bis Streichen besessen hatte. Euch von ihm im frommen Gelübde zugestan­ den wurde, ausgenommen ei­ nen Hof bei Wisinschwank.” Eduard Widmoser ins Standard­ werk “Tirol A bis Z” (1970) un­ geprüft übernommen und findet sich schließlich in der schönen Ortschronik von Franz Burger (1991) wieder. Aufgrund dieser Angaben wurde 1997 das 900 Jahr-Jubiläum gefeiert. In der Urkunde von 1097 schenkte Kaiser Heinrich IV. der Kirche des hl. Georg (=Ge- orgenberg) sechs Höfe in den Dörfern (Chv)ntvla (Nr. 1 in der Karte), Lvisvelt (2), Oberendorf (3), Uvinchelheim (4), Birken- wanc (5) und Ebese (6) im Inn- talgau gelegen. (2) Daraus geht klar hervor, dass ein anderes Oberndorf in dieser Urkunde gemeint ist (Obern­ dorf, Ortsteil im heutigen Kirchbichl). Auch im Schenkungsbuch der ehemals gefürsteten Prob- stei Berchtesgaden, welches 1856 veröffentlicht wurde, wird ein Oberndorf erwähnt. Ziem­ lich am Anfang des Buches (IV) übergab Graf Gebehard von Sulzbach dem Kloster Berchtesgaden aus der Hand des Edlen Willehalm von Von Dr. Herwig Pirkl Die Gemeinde Oberndorf fei­ erte im Jahr 1997 das Jubiläum “900 Jahre Oberndorf”, weil in einer Schenkungsurkunde von 1097 Kaiser Heinrich IV. u. a. ein “Oberendorf” genannt wird. Nachfolgend soll belegt werden, dass es sich dabei um einen durch die Literatur be­ gründeten Irrtum handelte, wie er auch anderen Gemeinden passierte. Anschließend werden Klarstellungen zu Höfen in Wie­ senschwang, zur Erstnennung der Kirche von Oberndorf, zur Ersterwähnung eines Schulmei­ sters in Kitzbühel und zur alten irrefiihrenden Inschrift mit der Jahreszahl 1229 auf einem Haus bei Obersteinerbach ge­ troffen Beiträge zum alten Oberndorf. Die angebliche Erstnennung von Oberndorf für das Jahr 1097 geht auf den sonst sehr ge­ wissenhaften Heimatforscher DDr. Matthias Mayer, Pfarrer in Going (1959), gestorben 1967, zurück (1), wurde dann von Dr. (7) In einem späteren Privileg von Papst Alexander III. (1179) mit einer erweiterten Besitzliste wird dieser Hof näher begrün­ det: “den er (= Graf Kuno) sei­ ner Tochter zu Nächtigungen übergeben hatte.” (8) Kunos Tochter Irmgard (+ 1101) stiftete das Kloster Berchtesgaden. Es wäre merk­ würdig, hätte sie diesen Hof nicht ihrem eigenen Kloster vermacht. insgesamt einige Kaiser Heinrich IV war ein hervorragender Wohltäter des Klosters und der Kirche von St. Georgenberg. Er übereignete der Rapotonen- stifiung im Jahr 1097 sechs Höfe im Unterinntal und berief sich darauf, dass die Kirche St. Georg im Gebiet seines Gaugrafen Rapoto lie­ ge. Sie lagen zwischen Chvntvla (1) und Ebese (6).
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