Kitzbüheler Anzeiger

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Der Wechsel vom Erzstift zum Kurfürstentum Vor 200 Jahren endete im Brixental die Herrschaft des Erzstifts Salzburg Exil lebende Landesfürst stellte maßlose finanzielle Forderun­ gen, die Besatzung saugte das Land durch Zwangsrequisitio- Das Brixental wurde 1380 nen, Plünderungen imd die Ver- von Bischof Konrad VT. von Schleppung von Kunstschätzen Regensburg dem Erzbischof aus. Pilgrim 11. von Salzburg ver­ kauft. Der jeweilige Fürsterzbi­ schof übte als Landesherr und Bedingungen des Friedens von Reichsfürst die weltliche Macht Campoformio (einschließlich über das Brixental aus. Kirch- der geheimen Zusätze) erfüllen, lieh war es aber ein Teil des Getauscht wurde am Rhein und Salzburger Sufffaganbistums in Italien. Napoleon entschied, dass der Großherzog von Toska- Das Leukental mit dem kirch- na das bisherige Reichsstift liehen Mittelpimkt St. Johann Salzburg mit Berchtesgaden, und der Stadt Kitzbühel (ab Eichstätt und Passau als Ent- 1297 Sitz der politischen Schädigung erhalten wird. Macht) gehörte bis 1505 zu Bayern und dann zum babsbur- de Ahnimg von dem in Campo- gischen Tirol. Die Brixentaler formio und Lxmeville zuge- waren politisch Salzburger und dachten Geschick. Der Wiener kirchlich Chiemseer, Sitz des Hof wollte zwar eine höhere Dekanats war ab 1621 für das Entschädigung, scheiterte aber Leukental und das Brixental ebenso wie der bisherige Lan- (ausgenommen Itter) St. Jo- desfürst Erzbischof Colloredo hann. Innerhalb weniger Jahre kam es zwischen 1803 und 1805 zu schwerwiegenden Änderungen ge, das neue Herzogtum Salz­ in politischer und kirchlicher Zuständigkeit, auf die hier ein­ gegangen werden soll. Dabei muss darauf verwiesen werden, dass sich im nachfolgenden Jahrzehnt noch weitere teils verwirrende Umwälzungen er­ gaben, die ebenfalls durch die Eroberungspolitik Napoleons 1. bedingt waren. Insgesamt wa­ ren sie Teil eines unrühmlichen Schauspiels der Mächtigen im Reich in kriegerischer Zeit. Das Salzburger Erzstift, der größte geistliche Fürstenstaat im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, wurde im Frieden von Campoformio (1797) zwischen Österreich und Frankreich als Entschädigung für habsburgische Gebietsverlu­ ste in Italien in Geheimartikeln Von Hans Wirtenberger Im Frieden von Luneville (1801) musste Österreich die Chiemsee. Im Erzstift war man ohne je- an Napoleon. ..... Der Großherzog von Toskana Hieronymus Graf Colloredo, der letzte regierende Fürsterzbischof erhielt von Napoleon die Zusa- von Salzburg (1772 - 1803). quidation teil. Napoleon und Franz 11. waren sich einig darin, Salzburg zu säkularisieren. Zur Konkretisierung des Ent- schädigut^shandels wurde vom Reichstag eine Reichsdeputati­ on bestellt, die in Regensburg tagte. Den Plan lieferten Frank­ reich und Russland. Der ausgearbeitete Reichsde- putations-Hauptschluss war am 25. Februar 1803 unterschrifts- reif Alle geistlichen Fürstentü­ mer im Reich wurden aufgelöst und die Gebiete neuen Herren zugewiesen, Salzburg wurde mit kaiserlichem Dekret vom 17. Juli 1803 ein Herzogtum. Der neue Landesherr war ein neuen Verwaltimg. Der dritte Koalitionskrieg und der Sieg Napoleons bei Austerlitz (Dreikaiserscblacht) über Russen und Österreicher besiegelte das Schicksal des Kurfürstentums. Schon im Ok­ tober 1805 hatte der Kurfürst Salzburg in Richtung Budapest verlassen, bald rückten franzö­ sische Truppen ein. Im Frieden von Preßburg wurden weiter Länder und Menschen verschoben, Tirol kam zu Bayern, Salzburg und Berchtesgaden den Wiener Habsburgem. Das Brixental wurde erstmals öster­ reichisch innerhalb der Reichs­ provinz Salzburg. Auch die folgenden Jahre bis zum Ende des Wiener Kongres­ ses waren für das Brixental tur­ bulent. unterstanden . Bruder von Kaiser Franz: IL, der Kurfürst Ferdinand von Salz- bisherige Großherzog Ferdi­ nand von Toskana Die Wiener bereits zum Tode verurteilt. Im bürg (1803 - 1805). zweiten Koalitionskrieg (1799 - Habsburger sicheren sich aber 1802 wurde die Hauptstadt bürg bekomme - die Zustim- im Prinzh bereits den Zugriff Salzburg erstmals von französi- mung des Zaren von Russland zu Salzburg. Vorerst blieb die sehen Truppen besetzt, womit vorausgesetzt - die Würde eines territoriale Integrität und die Ei­ eine 300 Jahre währende Frie- Kurfüstentums, nachdem die genstaatlichkeit des Landes im denszeit für das Reichsstift zu bisherigen geistlichen Kurfü- Reichsveroand gewahrt. Ende war. Erzbischof stentümer im Westen des Rei- Hieronymus Graf Colloredo ches aufgelöst waren, floh Ende 1800 nach Wien, er hatte eine Statthalterschaft ein­ gesetzt, der Fürstbischof Chri­ stoph Sigmund von Zeil- Trauchburg Vorstand. Der im Literatur: Dopsch/Spatzeneg- ger, Geschichte Salzburgs, 1995; OrtnerF, Das Erzbistum Salzburg in seiner Geschichte, 1997; Graß J, St. Jakob ur.d St. Leonhard zu Hopfgarten i. Br., 1995; Zaisberger F, Salzburg in napoleonischer Zeit und die Verschleppung seiner Kunst­ schätze, 1984. Der neue Fürst hatte knapp zwei Jahre Zeit, um seine Herr- Der Kaiser des Hl. Römi- Schaft einzurichten. Er verzich- schen Reiches war durch seine tete darauf, Vermögenswerte Wahl Schutzherr der Reichskir- der JGrehe und der Klöster ein- che und nahm unter Bruch sei- zuziehen und verzeichnete Er- nes Krönungseides an deren Li- folge bei der Installierung einer
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