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Hilfe in mannigfaltigen Krankheiten 00 und Körpergebrechen Vor 180 Jahren wurde am Brixener Götschen eine Heilquelle entdeckt Von Hans Wirtenberger Auf ein neu entdecktes Heil- bad im Brixental im Kreis Un- terinntal machte eine Beilage des Boten für Tirol und Vorarl- berg am 2. Oktober 1826 auf- merksam. Drei Wochen später wurde dazu eine Ergänzung ge- bracht, um die das Landgericht Hopfgarten im Brixental gebe- ten hatte. Es ging zuerst um die Darstellung des neuen Heilba- des und dann um die "Ehre der Erfindung". In der Literatur ist meist nur der erste Teil der Be- richterstattung erwähnt. Das Jahr 1823 war für die Brixentaler ein besonderes Glücksjahr. Am 6. September besuchte Ihre Majestät die Her- zogin von Parma durchlauchtig- ste Erzherzogin Marie Louise die Hohe Salve. Bergbesteigun- gen durch fürstliche Persönlich- keiten waren damals für die Be- völkerung durchaus eine Sensation. Marle Louise Rast am Jordan Man erinnerte sieh "mit En- thusiasmus an Ihre Sanftmut und ungezwungene Herablas- Sung" schrieb Vinzenz Stein- berger und schrieb begeistert über "Marie Louises Ruhe am Jordan". Er bezog sich auf eine kleine gemauerte Kapelle am Weg zur Salve, in der ein Bild von der Taufe Jesu die Erzher- zogin erfreute. "Der Täufer Jo- hannes hält eine Muschel, aus welcher eine Bergquelle ihr kri- stallklares Wasser ergießt." Dort rastete die fürstliche Wan- dererin und man nannte das Plätzchen fortan eben "Marie Louise Rast am Jordan". In der selben Woche, als die- ses höchst erfreuliche Ereignis die Herzen aller Talbewohner entzückte, wurde durch einen Zufall eine Heilquelle entdeckt. Der Mechaniker Martin Lie- minger - manchmal findet sieh die Schreibung Lieninger, spä- ter Leiminger - hatte eine Ge- schwulst am Fuß und einen flechtenartigen Hautausschlag. Er hatte vergeblich im Gastei- ner Wildbad Heilung oder Bes- serung gesucht. . Just in der ZeiL. 1 als die Erzher- zogin im Bri- xental weilte war der Manu mehrere Tau ‚ im Moorgruni bei der Quell. - unterhalb Gotschens he schäftigt. Er ar ‚ . beitete barful Dabei bemerki. er die . Besse- - - rung und datii sogar die Hei- lung der Fußge- 1 schwulst, gegen EE: die niemand hatte helfen können. Später benützte er das Wasser auch er- folgreich gegen deTi hartnäcki- gen Hautaussehlag. Es zeigte sich, dass die Heihng nachhal- tig war, denn weder die Ge- schwulst noch der Ausschlag kehrten wieder. Die Kunde von dem Heilwas- ser verbreitete sich. Im folgen- den Jahr zählte man bereits 51 Personen, welche sich se:ner in "mannigfaltigen Krankheiten und Körpergebrechen mit vor- züglich gutem Erfolg bedien- ten". Der geheilte Mechaniker war nicht in der Lage, seine Ent- deckung wirtschaftlich zu ver- werten, legte aber auch keinen besonderen Wert auf die Ehre der "Erfindung". Als Antwort auf den Artikel Steinbergers erschien in der Normalausgabe des Boten für Tirol und Vorarlberg vom 30. Oktober 1826 (Nr. 7) eine Be- richtigung. "In der Beilage zum Boten von Tirol !nd Vorarlberg wird Martin Lien iager L'fecha- niker, als Erfinder der Heilquel- le, welche den Nairen Ihrer Ma- jestät der durchi2uchtigsten Erzherzogin Mare Louise Her- zogin von Parmafiil'rt, ingege- ben. Durch eine 'v!itteilung de5 Landgerichts Hcpfgarten vom 19. d. M. wurde die Redaktior ersucht, diese Angabe dahin za berichtigen, dass die eigentli- che Ehre der ErfiFzdung dieser Quelle dem Wundcrzt Johanr Baoer zu Brixen im Brixeha1e zukomme, weicher bereits seit dem Jahr 1820 sicn alle Mühe gegeben habe, in der Umgegend von Brixen eine Heilqueie af zufinden, welches 0m aber erst am 3. IVovember durch Ent - dedcung der genannten Qtelle gelungen ser Dam t simrnt auch die ämtlich erhobe'w Aus- sage des Martin Liernger überein." Bauer beabsichtigte die wirt- schaftliche Nutzung der Quelle. Der Distriktsarzt Dr. Ischalle- ner in St. Johann ließ das Heil- wasser an der Quelle untersu- chen. Der Kitzbülieer Apotheker Traunsteiner iihrte die chemische Analyse durch. Damals war Michael Tra.jnst•ei- ner Inhaber der Apotacke, aber es ist durchaus möglieL dass die Analyse von seinem Sohn gemacht wurde, dc: der Be:rieb als Provisor ab 1820 leitete. J. Traunsteiner (179 - l8O) ist einer der bahnbrechenden Bota- niker Tirols und eine ca :ai-ir- hundert nrägender Pers.tinlich- keiten in Kitzbühel geworder.. Die Untersuchung des Was- sers zeig:e. dass es "mit i3sen- oxyd und viel Kohlensäure ge schwängert (ist), wod.irch es sich zu einem mireraLsehen Wasser eignet". Dem uni das Bad verdien:en Wundarzt Bauer wurde am 21. März 1826 d:e Erlaubnis erteilt. diese Quelle zur Erriehtutg ei- ner vollständiger Badeanstalt zu bcnützei. "Das sser er- regt auf der Zunge eaen schar- fen, tintenähnlichen esckraack uid verursacht als Trinkwasser genossen ein leichtes Abfültren. Als Badewasser ist es he isam bei venerischen, skophuMsen, fistulösen, sei/ist auc) bei 'i'eral- teten Kncchengesclrwüren und bei Hautausschlag, leiste' gute Dienste bei Gliederschmerzen, C-ichtanfäller u. G. Selbst gegen Schwäche der Arige'i wurde es mit Nutzen angewen i'et." Marle Louisen Quelle Die Gemeinde iannte die Quelle nach der zur Zeit der Entdeckung im Brixental wei- lenden Erzherzogir "Marie- Louisen-Q.ielle". Bei der Durehreise am 27. Mai 1826 geruhte "Höchstdieselbige dazu [ire allergnädigsle Bewildgung zu erteilen". Die Quelle entspnngt am Fuß des Götsehen. Dort war üher Bergbau auf Kiipferkiez und Fahlerz im Tonschiefer und Traholz im Moosgraben etrie- ben worden. Im Jahr 1826 war noci kein eigenes Badhaus erbaut. Stein- berger kündigte an, dass im Fall der stärkeren Frequenz der Hcilquellc der "zwar nic ver- mögliche aber redliche und un- Maria Louise.'bad (1925), Aufiahme aus dem Buch "Brixen im T6ale 758 - 1988
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