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MARIA LUISINft&) (801 rn) bei LiuFerbach hr. Brixenlal, Tiroh Herrliche Lage am W&ri mit schOnen Spaziergänger. 14 Zimmer. vorzüglizhn Verflegueg zu mIiigen Preiser Werbung aus dem ZVordtircter Bäderführer (1926). ternehmende Badinhaber ge- wiss auf Erbauung einer beque- men Wohnung bedacht sein" werde. Die bisherigen Badegä- ste hatten vorerst in Brixen eine "bequeme, wohlfeilc und ange- nehme Unterkunft, wohin das Badewasser leicht gebracht werden kann". Der Ortschirurg, den Steinberger als geschickt und gebildet bezeichnete, lei- stete die notwendigen Dienste des Badearztes und die geprüf- ten Arzte und Doktoren der Me- dizin in Kitzbühel und St. Jo- hann seien zur 1-lilfe bereit. Steinberger, der zu diesem Zeitpunkt Vikar in Westendorf war, schloss der Darstellung ein allgemeines Lob über Brixen an und ergänzte den ersten Artikel mit einem Beitrag "Brixental in botanischer Hinsicht". darin bot er, der sich als botanisch nicht gebildet ausgibt, Angaben eines jungen Freundes. Dieser war vermutlich Joseph Traunsteiner aus Kitzbühel. Die Badeanstalt in Brixen wurde 1830 eröffnet und vier Jahre später vergrößert. Inner- halb von vier Wochen nach der Eröffnung kamen schon 60 Kurgäste. In den Jahren nach der Erweiterung waren bis zu 300 Gäste zu verzeichnen. Die chemische Analyse be- stätigte dem Wasser der Marie- Louisen-Quelle: sehr viele freie und durch Eisen gebundene Kohlensäure, einen bedeuten- den Gehalt an Eisen als kohlen- saures Eisenoxyd, etwas schwe- felsaure Tonerde, etwas Kieselerde. Trink- und Badekur Im weiteren werden die An- wendungsmöglichkeiten aufge- zählt. Das Wasser wurde als Trink- und Badekur verwendet, und zwar gegen Unterleibsbe- sehwerden, bei Schwäche, ge- schwächter Verdauung, Blasen- stein, Anschoppungen im Unterleib, Hypochondrie, Hy- sterie, Bleichsucht, ungeregelte Monatsreinigung, bei Gebämut- terblutungen, weißem Fluss, Blasenkatarrh, Schleimhusten, gegen Hautkrankheiten, Rheu- ma, Hüft- und Lendenschn-ier- zen, bei hartnäckigen Hautaus- schlägen, Krätze, Flechten, bei Fußgesehwüren, Beinfraß, ge- gen Frostbeulen, Syphilis und Skrofeln. In einem alten Handbuch, das Hugo Klein im Jahr 1926 einge- sehen hat, waren eine Menge von Anerkennungseintragun- gen, welche die Güte und Heil- kraft des Wassers dartaten. Johann Jakob Staffier. der Ti- rol und Vorarlberg topogra - phisch erfasste, schrieb über das Marie-Louisen-Bad, dass es "zu unterst an der sanft auslau- fenden Abdachung des Flaudin- ger Joches auf einer sehr ange- nehmen Stelle mit der Ansicht des schönen Salven- und Brixe- ner-Sonntag-Berges beim Ur- sprung der Heilquelle stehe. Staffier führt als Bestanctelc kohlensaures Eisen. schwefel- saure Bittererde und schwefel- saure Tonerde an. Das Bad zeigt sich vorzüglich wirksam, werde als Trink- und Badekur ge- braucht, die Krankheiter]iste (langwierige Unterleilsbe- schwerden mit Charakter der Schwäche, Krankheiten ert- standen aus fehlerha'ter Blu:ab- sonderung und bei hartnäckigen Leiden des Haut- und Drüsei- systems) ist etwas kürzer als vorhin. Die bewährte Heilkraf des Wassers, die bequeme TJi.. terkunft und gute Verpflegung der Gäste haben dieser Anstalt bereits einen vorteihaften Na- men gegründet. Man zähle prc. Jahr 200 bis 250 Badegäste. Zu den Heilung suchenden Gästen kamen an Samstagen und besonders vor Festtagc-n viele Einheimische ins Badhaus zu einer Generalreirigung und zur Entspannung. Bis zu 2cht Leute konnten gleich.zeitig in den Badekabinen in ±e hölzer- nen Bottiche - später in email- lierte Wannen - steigen. Eine Baddirn sorgte für Heißwasser- nachguss, bediente die Gste und hielt die BadestLbe sauber. Anschließend an das Bad stark- ten sich die Besucher in der Gaststube mit einer Jause cnd spielten Karten. Diese Form von Badevergnügen war im 19. Jahrhundert, als es noch keine Privatbäder gab und der Sams- tag der übliche Badetag in den Familien war, an dem auch die Kinder in die mit Heilwasser gefüllten Bottiche gesteckt wur- den, in ganz Tirol üblich. Alle Heilbäder hatten auch die Auf- gabe von Reinigur.gsinstituten, wobei bekannt ist, dass Körper- pflege damals durchwegs sehr klein geschrieben wurde und der Besuch eines Bades daher eine festliche Form annahm, die bei den Herren häufi g auch mit einer gründlichen Rasur durch das Badepersonal verbunden war. Illustres Gästebuch Laut Gästebuch des Brixener Bades kamen zuerst Gäste aus dem Brixental und aus der Nachbarschaft, allerdings ohne Unterschied des Standes. Eines der häufigsten Leiden von Zwanzig- und Dreißigjährigen war Rheuma. Um 1870 trugen sich schon Besucher aus Wien, Frag, Leip- zig und Mainz in das Gästebuch ein. Um 1900 waren vereinzelt auch Italiener, Engkirder, Fran- zosen und Amerikaner im Bad- haus. Fast durchwegs liest man lobende Vermerke über Heil- wirkung und Verpflegung. Zweifellos hilfreich war für das Bad die Eröff:iung der Bahnlinie Salzburg - Zell am See - Kitzbühel - \Virgl (1875), aber die Zugverbindungen durch das Brixental waren "elend und miserabel". Hugo Klein führi eine erste Analyse durch das Hauptpro- bieramt in Brixlegg vom 7. Ok- tober 1824 an. Dieses schrieb: "Dem J Bauer Wiwdarzt zu Brixen im Thal, wird anmit das Zeugnis erteilt, dass sein bei Brixen entdecktes Mineralwas- ser ein eigentümliches Eisen- wasser sei... und es sei dieses hinsichtlich der Bestandteile und sohin auch der Wirksamkeit nut dem berühmten Gesund- brunnen zu Pyrmond im Wal- deckischen und mit der Mine- raiquelle zu Spaa im Bistum Lüttich zu vergleichen." Um 1925 war das Badhaus in sehr gutem Zustand, konnte un- gefähr 20 Personen beherbergen und besaß acht Kabinen, die al- lerdings für den großen Zu- strom kaum mehr genügen konnten, sodass mit einem wei- teren Ausbau gerechnet wurde. Die Höchstzahl der ständigen Badegäste vor dem Ersten Welt- krieg belief sich auf 140. Noch 1964 schrieb Rudolf Albrecht, dass der Badebetrieb vom 15. Juni bis zum 15. Sep- tember währe. Die Temperatur der Quelle wurde im Monats- mittel mit 16, 6 Grad Celsius im Juni, 15,8 im Juli, 14,7 im Au- gust und 11,8 im September an- gegeben. 1964 warb die Besit- zerfamilie Bernardi für den Badebetrieb mit "Pension im Haupthaus oder in den in näch- ster Nähe befindlichen neuer- bauten Privathäusem". Zudem gab es für die Wintergäste einen Schlepplift bei den Ubungshän- gen. "Allmählich begann der Ba- debetrieb etwas nachzulassen und wurde Anfang der sechzi- ger Jahre wegen der hohen Auf- lagen der Behörden und wegen der zu geringen Ergiebigkeit der Quelle eingestellt. Wie bei so vielen Tiroler Bädern, die aufgelassen wurden, besteht heute nur mehr der Gastbe- trieb." (Josef Soder, 1988). Literatur.- Steinberger Vinzenz (St- gr) in Bote für Tirol und Vorarlberg, Beilage Ne 5 - 2.10.1826, - redaktio- nelle Richtigstellung in Bote für Tirol und Vorarlberg, Ne 8711826; Mayer Matthias, Der Tiroler Anteil.., 1. Heft (193 6); Klein Hugo, Nordtiroler Bä- derflihrer; hg. vom Land Tirol, Ver- kehrsamt (1926); Rupert Manfred, Apotheker Botaniker und Politiker Joseph Traunsteiner; in Stadt buch Kitzbühel, Band IV (1971) mit Anga- ben zu Vinzenz Steinberger (1781 - 1837), Sohn des Chorregenten und Lehrers in Kitzbühel, 1819 - 26 Vikar in Westendorf Soder Josef Aus Brauchtum und Arbeitswelt, in Posch Sebastian (Hg.), Brixen im Thale 788 - 1988 (1988); Albrecht Rudolf Bri- xen im Thale (Wagners Wanderbuch, 1964).
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