Kitzbüheler Anzeiger

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Personal isst. In der Langen Mauer war es so. Krautsuppe mit Wurst und Glasnudeln wur­ de in einem großen Topf aufge­ tischt, wir wünschten uns guten Appetit. Wir lächelten uns an, niemand sprach ein Wort, wir schlürften die Suppe aus den Schalen und für einige Momen­ te schloss ich meine Augen und wünschte mir nichts. lern, wenn man sie so wie ich, bedrohliche Musik. So ziehen zehn Minuten lang anstarrt, die PASS durch die Gemeinde. Der erste Bissen ist eine Über- Man tut sich Gutes, wenn man raschung, würzig, saftig, flei- einige Meter hinter der Absper- schig. Kein Mehlwurstgemisch, rung bleibt, ansonsten könnte wie man es bei den Frankfur- es einem erwischen. Er- tern vorfindet und wo man zu- schrecken tut man so oder so. meist auch noch die Haut ab- Ein jeder hat ein Horn auf der Stirn oder trägt seine Rute locker in der Hand, immer zum Peitschen be­ reit. Mich haben sie nicht erwi­ scht, weil ich stellte mich hinter mei­ nen Mann. Manch einer lag auf der Straße, die Teufel über ihm, mit Kohle ange­ schmiert und ein paar Hie­ be auf den Hintern. Das war eine Schreierei. Als die Kir­ chenglocken läuteten, da stand ich schon auf der Terrasse am Marktplatz ... und war gerettet. Den Heimweg suchte ich mir über Dosen, Flaschen, Scher­ ben und Müll. In der Almbar trank ich dann noch Schnaps und Wein und als ich wieder auf die Straße ging, da wunder­ te ich mich, weil alles so aus­ sah, wie vorher. Still und ruhig, als sei nichts geschehen. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, ich würde sagen, es war ein wüster Traum. flasche, Gugelhupfformen (ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass auch ich ein­ mal Kuchen backe) Bücher und wieder Bücher. Ein guter Tag. Auf der Jagd ziehen muss Einmal nahm mich ein Jäger mit auf die Pirsch, um fünf Uhr früh trafen wir uns bei der Kir­ che, es war neblig und kalt, ich stieg in sein Auto, ich kannte ihn kaum und wir fuhren los, hinauf in die Berge. Oben konnte ich die Sterne sehen. Es waren viele. Langsam wurde es hell, wir fuhren an einen abge­ legenen Ort. Er stieg aus und ich folgte ihm. Ich wusste ja nicht, was zu tun war. Wir setz­ ten uns auf einen Felsen und warteten ab. Es geschah nichts. Immer wieder nickte ich ein, weil ich müde war, ich habe die ganze Nacht über kein Auge zugemacht vor Aufregung. Die Stille beruhigte mich. Die Son­ ne ging auf Ich fror ein wenig, er bemerkte es und gab mir sein Fernglas. Jetzt sah ich die Gämsen. Sie kamen von unten und liefen auf den Bergrücken zu. Sie standen genau vor uns. Ich hielt den Atem an, ich bete­ te, keine würde getroffen. Der Jäger hielt sein Gewehr am Riemen, er trug es auf der Schulter. Wir standen beide auf einem Felsen und sahen durch das Fernglas. Es war so still. Ich hörte nur unseren Atem. Er hat nicht geschossen, und ich war froh. Jeden Tag ist es anders, in St Johann, und das ist gut. Wer nach St Johann kommt, der geht in die Berge, auf Skiern oder Schuhen, so oder so, dort kommt man immer voran. Hinauf und hinunter. Abends, wenn du hungrig bist, dann gehst du auf Schlutzkrap- fen mit brauner Butter ins Gast­ haus Mauth und zum Abschluss trinkst du einen Schnaps, dann wirst du gut schlafen. Ich hab es so gemacht. Wie immer bin ich froh, ein Gast zu sein, in St. Johann, in Hanoi, in Kairo, in Berlin, in San Jose, in Monte Sant Ange- lo oder sonst wo auf der Welt. Ich danke den Menschen in St. Johann, dass ich für zwei­ einhalb Monate hier leben konnte, das war wirklich gut! © by Arbeitskreis Literatur, Joachim Burger um dem Pla- s t i k g e - schmack zu entgehen. Das Huber­ bräu ist ein guter Ort, vor allem Im Gemeinderat. Eine Luftansicht, St. Johann um 1800, grün gepolsterte Sit­ ze, braun gestreifte Vorhänge, ein Thermometer, eine Uhr. Das Zusammentreffen des Ge­ meinderates, eine wichtige Sa­ che, das Lenkrad von St. Jo­ hann. Ich nehme Platz und höre. Bericht des Bürgermeisters, Wasserrechtsbescheide, Detail­ planung, private Asphaltierung, Paketabgeltungen, Baubeginne. Verbauungen, Katastrophen­ pläne, Grossachenregulierung, Einheitswerte, Hochwasserspit­ ze, Beschlüsse. Immer wieder der selbe Satz: Wer damit ein­ verstanden ist, ein Zeichen mit der Hand. Gegenstimmen - keine. In diesem Moment hebe ich immer meinen Kopf, dann höre ich weiter. Gemeindewald der Gemeinde, Katasterplan, Retensionsräume, Ersatzman­ datare, Reiterache, Grossache, ... ich freue mich über die neu­ en Vokabeln, ich habe genug gehört und mache mich auf den Weg ins Huberbräu. Würstel und Bier, die St.Johanner Wür­ stel stechen mir gleich ins Au­ ge, lang und schmal, über den Tellerrand hinaus biegen sie sich, faszinierend. Wie mir scheint sind sie in eine Spezial­ haut gepresst, die an den Enden leicht verschrumpelt, vor al- wenn man wissen will, was in der Gemeinde so los ist. Setzt man sich rechts hinten an den Tisch, dann hat man die be­ ste Akustik. Perchten undToifl- treffen: Schon seit Mittag ist die Gemeinde, so gut wie, abgeriegelt. Busse, Feuer­ wehr und Polizei im Großein­ satz. Es ist Samstag, der 22. November und in St. Johann treffen sich Tausende von Toifi und Perchten aus dem ganzen Land. Wer dabei war, der weiß, wovon ich spreche. Man muss es gesehen haben. Dunkle, dü­ stere Gestalten, in Felle und Masken gehüllt, mit Stöcken, Ketten, Glocken und Knochen bewaffnet, von Rauch und Feu­ er umgeben, vereinzelt beglei­ tet von Frauen in Engelkostü­ men. Lärm, Rasseln, Geschrei, stampfende Füße, Gebrüll und Schulflohmarkt Wenn man etwas über die Menschen aus einer bestimm­ ten Gegend erfahren will, dann eignet sich ein Flohmarkt ganz besonders, vor allem, wetm er einem guten Zweck dient, so wie im BG St. Johann. Eine Fülle an Waren, strukturiert und geordnet, überschaubares Chaos, jeder hatte seinen Platz, Schüler und Lehrer im Team.. Seit dem Schulflohmarkt, weiß ich, wie es ist wenn man nichts mehr ins Auto bekommt, weil es voll ist. Ein Globus, eine Schreibmaschine, ein Stoffele­ fant aus Indien, Bilderrahmen, Kaffeekannen, eine Thermos- W I I.. 1 s i L
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