Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
1Ut3bü1ctcr 4 ett atbl&ttcr Heimatkundliche Beilage des "Anzeiger" mit Beiträgen über Volkstum, Geschichte, Volksleben, Kultur und Natur Schriftleitung Hans Wirtenberger Nr. 5/2004 (132) 14. Jahrgang Katastrophale SchauNden durch einen Wintereinbruch im Juli Erinnerungen an den Sommer 1954 - Bis zu zwei Meter Schnee auf den Almen Von Hans Wirtenberger Vor 50 Jahren herrschte im Juli in ganz Mitteleuropa No vemberwetter. In der Nacht zum 8. Juli brachte Schneefall einen regelrechten Wintereinbruch mit Schneehöhen an die zwei Meter auf den höheren Almen. Das Alpvieh musste von den Hoch- auf die Niederalmen und in vielen Fällen auf die Heim- weiden gebracht werden. Die Rettung des eingeschneiten Viehs brachte Alppersonal wie- derholt in Lebensgefahr. In Bri- xen musste der Bauernhof Straif wegen einer Grundlawine geräumt werden, in Kitzbühel vertrug eine weitere Grundlawi- ne einen Stadel des Pletzerbau- ern am Fuß des Kitzbüheler Horns. Lawinen und Hochwasser Dem Wintereinbruch folgte Starkregen, der nach den Schä- den in der Landwirtschaft zu Straßcnschäden vor allem in den Gemeinden Schwendt, Going, Hopfgarten, Itter, in der Keichsau und in der Windau so- wie in Waidring und im gesam- ten Pillerseegebiet führte. Am Ii. Juli musste bekannt gegeben werden, dass die größ- te Hochwasserkatastrophe seit 1501 in Bayern und in den Bun- desländern entlang der Donau eingetreten war. Der Almbesitzer Ok. Rat. Jo- sefAufschnaiter, Peternbauer in Klausen (Kirchberg), erinnert sich: Kurz nach dem "Peters- tag" (29. Juni) waren die Tiere von der Niederalm auf die Hochaim gebracht worden. Die Kleinmoosalm unterm Schwarz- kogel im Spertental war damals mit etwa 30 Kühen und 45 Käl- Das Ausmaß des Wintereinbruchs im Juli 1954 ist auf einem der we- nigen Dokumentartotos zu erkennen. Die zwischen den Schneemas- sen stapfende Kuh war nicht auf einer Alm, sondern die "Hauskuh" auf der Schutzhütte am Pengelsteih auf 1970 in Seehöhe. Die Wirts- leute Julie und Robert Pranfner hielten jahresdurchgängig minde- stens eine Kuh, für die sie das Heu im steilen Umland um die Hüt- te gewannen und teilweise auf dem Kopf bis zum kleinen Stall trugen. - In der zweiten Juliwoche 1954 war auf der Höhe Pengel- stein kurzfristig rund eineinhalb Meter Neuschnee. Foto: Sammlung Georg Jöchl, Jochberg binnen und Kälbern bestoßen, Der Schneefall erzwang die dazu kamen 20 Ziegen, einige Räumung der Jiochaim. Die Pferde und Schweine. Das ge- Kühe mussten auf die Nie- samte Almzeug kam für vier bis deralm geführt werden, wo aus fünf Wochen auf die Hochaim. Sicherheitsgründen Altheu von der dortigen Aste gelagert war; die anderen Tiere mussten auf den Klausenberg getrieben wer- den. Für die auf der .4lm verblie- benen Tiere musste für mehr als eine Woche zusätzlich Kraftfut- ter auf Holzschlitten zugeliefert werden. Die Schweine waren auf der Hochaim verblieben und mussten dort gefüttert und mit Wasser versorgt werden. Das Hochwasser beeinträch- tigte die Zufahrt vom Hof her; beim Rettenbach war die Brücke weggerissen. In Aschau lag das noch nicht eingebrachte Egart am Boden. Der Roggen, der normalerweise um Jakobi (25. Juli) reU war; musste wie Gras abgemäht und als Heu verfüttert werden. Nach einer Woche konnte das Vieh auf die Alm zurückkehren. Der Schaden war sehr hoch. Milchrückgang auf den Almen Aus den Aufzeichnungen des damaligen Wirtschaftsberaters Ing. Josef Wörgötter in der Be- zi rksl an dwirts c haftskammer Kitzbühel: Schneefall Juli 1954, erster Schnee am 5. und 6. Juli. Schneehöhen: Hacker-Alm in Gasteig 1,5 m, "Einöd-Alm" 1 m (Abtrieb). Waidring-Stein- platte am 8.7. Vieh abgetrieben. 9. Juli in St. Johann Schnee bis "Buch" und zum "Rainer- Mahd". Kalkstein-Scheffau noch 15 cm Schnee. Getreide total geknickt und gewalzt. Auf dem Kalkstein knietief Schnee. Der Schnee ging auf der Hornseite schneller zurück als am Kalkstein. Jochberg: Wurz-Hochalm 1 m Schnee; Kirchdorf: Eggen- alm 1 bis 1,20 m Schnee. Am 11. Juli Aperung auf der "Hu-
< Page 37 | Page 39 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen