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26/Lokal 19August04 Toni Kahlbacher zum Gedenken Am 11. August 2004 ist Toni Kahlbacher nach einem erfüllten, arbeitsreichen Leben im 91. Lebensjahr verstorben. Toni Kahlbacher wurde am 10.9.1913 in Göß bei Leoben geboren und besuchte dort die Volks- und Bürgerschule. Anschließend absolvierte er die Werkschule des Hüttenwerkes Donawitz und war dort als Facharbeiter tätig. Ab 1936 bis März 1938 war er beim Osterr. Aero-Club Geländekomman- dant und Flugleiter auf dem Fluggelände Spitzerberg (NO). Danach wurde Kahlbacher in den deutschen Fliegerverband aufgenommen und fungierte bci verschiedenen Flugsehulen als Ausbildungsleiter. Nachdem Toni Kahlbacher nach zweijähriger amerikani- scher Kriegsgefangenschaft in die Heimat zurückkehrte, absol- vierte er 1949 in Innsbruck die Meisterprüfung für Maschinen- bau und gründete gleichzeitig in Kitzbühel gemeinsam mit sei- ner Frau Marianne, die lange Jahre an seiner Seite die Buch- haltung und Finanzen des Un- ternehmens geleitet hat, unter schwierigsten Verhältnissen ei- ne Maschinenbauwerkstätte mit Handelsabteilung. Die ersten Erzeugnisse waren kleine Be- tonmischmaschinen und Bau- aufzüge sowie Seilwinden für die Bauwirtschaft. 1954 errich- tete der junge Unternehmer in der Kitzbüheler St. Johanner- straße zur Erweiterung. seiner Produktion eine große Halle und im Jahr darauf wurde die Produktion auf Schneeräumma- schinen und -geräte umgestellt, die sich dann bis zum heutigen Umfang eines umfassenden Winterdienstes entwickelt hat. Die ständige Aufwärtsentwik- lung der Firma Kahlbacher führte zur Errichtung weiterer Werkshallen in Kitzbühel sowie 1976 eines Zweigwerkes in Amstetten. Das Unternehmen ist nach wie vor ein Familienbetrieb. Zum Schutze seiner Entwick- lungsarbeiten wurden dem tüchtigen Unternehmer und Er- finder rund 270 in- und auslän- dische Patente erteilt. Heute werden neben den Sclmeeräum- maschinen auch Fluggasttrep- Durch beruflichen Erfolg zum Technischen Rat ernannt pen hergestellt. Die offizielle Anerkennurg seiner Leistungen auf öffentlichem, wirtschaftli- chem und sportlichem Gebiet erfolgte im Jahre 1973 durch die ErnennLng zum "Techni- sehen Rat". 1975 e:hielt die Fir- ma Kahlbacher das Staatswap- pan der Republik Osterreich vrliehcn, Kahlbacher erhielt die Silberne Ehrenmedaille der Tiroler Wi-tschaftskammer so- wie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik C sterreich. Außerst aktiv war TDni Kahlbacher auch in der Kommunalolitik, war er doch tut seiner 3 -jährigen Tätigkeit in Kitzbfheler Gemeinderat der längstdienende Gemeinde- rat Tirols. Seine nicht immer unumstrit- tene Tätigkeit im Kitzbüheler Rathaus begann e: bereits im Jahre 1950, wo er auf einer Per- snenlistc andidiert haue. Er widmete sich besoiders den öf- fentlichen Aeiter und gründe- te u.a. die Siedlungsgenossen- s:haft Schattberg. wo er als Obmann 34 Einfamilienhäuser errichten lasse:i kcnnte, die vor allem den irmeren Bevölke- rungskreiseti zugute kamen. Ebenso ist dc Achenverbauung, s':wie die Errichtung der Ver- bindungsbrü:ke zum Gewerbe- gibiet Nord seinem Einsatz zu vardanken. 1956 wurde Toni Kahlbacher Vizebürgermeister und konnte als Baureferent maßgeblich an der Errichtung des Altersheimes und des städt. Bauhofes mitwir- ken. Er gründete auch den Mittelschulverein 1 Kitzbühel mit rund 400 Mitgliedern. Die Schule konnte in Kitzbühel lei- der nicht errichtet wer- den, doch der Erfolg zeichnete sich in St. Jo- hann ab, wo dann aus der vorerst privaten Mittel- schule das Bundesgym- nasium entstanden ist. 1959 nahm Kahlbacher das Projekt Kunsteisbahn mit Mehrzweckhalle in Angriff und konnte durch die Projektierung ein- schl. der Finanzierung Anfangserfolge erzielen. Da jedoch der damalige Gemeinderat die zur Verfü- gLngstellung des Grundstückes verweigerte, konnte dieses für die Sportstadt Kitzbühel so wichtige Bauvorhaben nicht vrwirk1icht werden. Gemeinderat verlieh den "Goldenen Ehrenring" Am 13.6.1978 wurde dem im Gemeinderat nicht immer be- qiemen Mandatar für seine Ver- ±easte der Ehrenring der Stadt Kitzbühel verliehen und im Srptember 1998 wurde er an- läßich seines 85. Geburtstages zum Ehrenbürger der Stadt Kitzbühel ernannt. Schon seit dem Jahre 1928 beschäftigte sich Toni Kahlba- eher mit der Segelfliegerei, baute damals das erste Gleit- flugzeug und erlernte aus eige- ne: Initiative das Segelfliegen. 1936 erzielte er drei österreichi- sche Segelflugrekorde im Dau- erflug (18,5 h),sowie im Streckenflug (340 km). Beim Rhön-Wettbewerb auf .der Was- serkuppe belegte Kahlbacher den 3. Platz von 60 Teilneh- mern. 1938 stellte er zwei Dau- erweltrekorde auf, einmal mit eiter Flugzeit von 23,5 Stunden (mir. Co-Pilot Karl Tauscheck) und einmal mit einer Flugzeit von 42 Stunden (mit Co-Pilot Jcsef Führinger) auf. Vorher hatten die Engländer den Welt- rekord mit 19 Stunden inne; da- her wurde diese Leistung da- mali besonders beachtet. Im gleichen Jahr gelang ihm auch die Europabestleistung im Doppelsitzer-Segelflug von Salzburg nach Wien über 230 lun. 1939 gelangen ihm ein Streckenflug über 315 km und ein Höhenflug auf 6.500 m. Im Juli 1956 überquerte Toni Kahl- bacher anläßlich der Tiroler Meisterschaften als erster die Alpen durch einen Flug von Kufstein nach Judenburg und wurde Tiroler Meister im Segel- flug. 1972 konnte er durch einen Zielflug Zell am See - Imst und zurück sowie Flüge in die Steiermark den Diamanten zum Goldenen Leistungsabzei- ehen Nr. 1 erfliegen. Für seine fliegerischen Leistungen und Verdienste um die österreichi- sche Sportluftfahrt erhielt der Kitzbüheler noch zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen: vom Osterr. Aero-Club die Silberne und die Goldene Me- daille, das Goldene Ehrenzei- chen und die Pioniernadel in Gold, das Tiroler Landes- sportehrenzeichen und von der Traditionsgruppe Spitzerberg im Österr. Luftfahrtarchiv wur- de er zum Ehrenpräsidenten er- nannt. Ebenso wurde Toni Kahlba- eher als Ehrenmitglied in die Gesellschaft für Wissenschafts- und Technikdokumentation auf- genommen. Fast zwanzig Jahre lang bemühte sich Toni Kahlba- eher um die Errichtung eines Flugmuseums, um seiner großen Privatsammlung eine Heimstätte zu bieten. Ein besonderes und weltweit einzigartiges Stück dieser Sammlung ist eine Etrich-Tau- be, die in Wiener Neustadt ge- baut und bereits vor 100 Jahren geflogen wurde. Nach jahrelangen vergebli- chen Bemühungen, auf der Bundessportschule Spitzerberg oder am Flughafen Salzburg ein Flugmuseum zu errichten, konnte schließlich in Wiener Neustadt am 3. Juni 1999 das Flugmuseum AVIATICUM eröffnet werden, welches seit- her steigende Besucherzahlen aufweist. Damit ging ein Traum des großen Flugsportlers und Segelflugpioniers Toni Kahlba- eher in Erfüllung. Toni Kahlbacher wird als prä- gende Persönlichkeit in Erinne- rung bleiben, dessen Spuren, die er in Kitzbühel hinterlässt, gleichzeitig das ehrende Anden- ken an ihn sind.
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