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Fiadenbrot aus Weizenmehl w.rd in der Pfanne über of- fenen Feuer herg9s teilt. Foto: Harald Lechenperg kalten Winter sowie als Bauma- terial dient und aus dem fast al- le wichtigen Gebrauchsgegen- stände hergestellt werden. Die unmittelbare Abhängig- keit von der Natur äußert sich auch im Weltbild der Kalasha, das ganz auf die Erhaltung ihres Lebensraumes als Garant der Nahrung und des Wohlstandes abzielt. Neben dem Schöpfer- gott Chodai, von dem kein Ab- bild existiert, der alles kann und überall zugleich zugegen ist, existieren zahlreiche Geister, Dämonen und untergeordnete Gottheiten, die für alle Dinge des Lebens, wie insbesondere das Gedeihen der Felder und des Viehs, die Wiederkehr des Frühlings, oder Geburt und Tod zuständig sind. Die großen Feste werden im Einldang mit den Jahreszeiten, vor allem mit dem Frühlingsbeginn gefeiert. Die über den Winter gehorteten Nahrungsreserven sind zu die- ser Zeit weitgehend verbraucht, die entsprechenden Riten zielen auf ein möglichst ertragreiches, von Steinschlägen und anderen Unglücken freies Jahr ab. Einfache Gesellschaft Dieser Ursprünglichkeit ihrer materiellen und geistigen Kul- tur entsprechend einfach gestal- tet sich auch die Gesellschaft der Kalasha. Den Bewohnern eines Dorfes stehen einzelne Männer vor, die sich durch das Ausrichten von Festen verdient machen, bei denen sie die Dorfgemeinschaft mit Ziegen- fleisch, Wein und anderen Nah- rungsmittel beschenken. Sol- chen verdienten Männern wird nach ihrem Tod in Form von Er- zählungen und auch mit dem Aufstellen lebensgroßer hölzer- ner Ahnenfiguren gedacht, die inzwischen zu einer Art "Mar- kenzeichen" der Kafiren gewor- den sind. berührt, geweihtes Ziegen- fleisch nur von Männerii geges- sen werden. Daraus resultiert auch eine Rollenverteilung, die aus unserer Sicht der Dinge "verkehrt" erscheiiien mag. Während die Männer der Kalas- ha mit Ziegenhaltung und der mit ihr verbunde- nen Milch- und Almwirtschaft be- fasst sind, liegt der Aufgabenbereich der Frauen im Feld- bau und hier insbe- sondere in der Be- wässerung der Weizenfelder. bewahren konnten, so schwer wird es sein, dieses Erbe fortzu- fthren. Der EiLfluss der islami- schen Ziv:lisation is: heute unü- bersehbar. Die Kalasha leben nur noch in drei Talschaften. Da ihnen Geld lange nicht vertraut war, wurden se von geschäft- Das verlorene Bergvolk Der Kitzbüheler Fotopionier Harald Lechenperg auf den Spuren der Kafiren in Afghanistan. Sonderausstellung im Museum Kitzbühel 19.6 - 19.9. 2004 täglich 10— 18, freitags 10 - 20 Uhr. Freitag, 20. und 27. August 10 - 22 Uhr. Führungen jeden Freitag 18 Uhr. Museum Kitzbühel Hinterstadt 32 6370 Kitzbühel Tel. +43 (0)5356 / 67274 into@museum-kitzbuehei.at stüchtigen Pakistani oft über- vorteilt. Nur allzu häufig ka- men Nahrungsmittel, Ge- brauchsgegenstände, aber auch Grund und Boden für ver- gleichsweise geringes Entgelt in pakistanischen Besitz. Im sel- ben Atemzug versprechen die Errungenschaften der Zivilisati- on ein angenehmeres als das harte Leben in den Tälern des Hindukusch. Die Antwort auf die Frage, ob Reisende, die sich in 50 Jahren auf die Spuren Harald Lechen- pergs begeben, auf die Kultur der Kalasha stoßen werden, bleibt ungewiss. r Die Kalasha sind eine Männergesellschaft, in der die Frauen benachteiligt sind. Der Menstruation wegen gelten sie als zeitweise unrein und sind daher von allem Göttlichen und den damit verbundenen Riten ausgeschlossen. Während ihrer Menstruation müssen sie von ihrer Familie getrennt in spezi- ell für sie errichteten Häusern wohnen. Die als heilig erachtete Ziege darf von keiner Frau Gibt es eine Zukunft? So erstaunlich es erscheinen mag, dass die nur etwa 3000 Personen um- fassenden Kalasha ihre Kultur inmitten einer überwältigen- den islamischen Be- völkerungsmehr- heit bis heute in der Ausstellung "Das verlorene Berg volk" im Museum Kitzbühel wer - den einmalige Zeugnisse der Kultur der Kafiren präsentiert. Foto: Lazzari
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