Kitzbüheler Anzeiger

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7. Oktober 04 Lokal / 3 Kluft Arme-Reiche wird immer größer Eine aktuelle und unabhängige Studie offenbart schockierende Zahlen Österreich ist tatsächlich ein Steuerparadies für Vermögen­ de. Die Kapitalertragssteuer macht nur 0,2% des vorhande­ nen Geldvermögens aus, die Grundsteuer 0,2% am Grund­ vermögen. Die gesamten Ver­ mögenssteuern in Österreich machen ungefähr 0,2 % aus, während die Steuern auf Arbeit 42% der Bundes-Steuereinnah- men betragen. Die Steuerlasten liegen zu 92% (!) auf den Er­ werbseinkommen und ihrer Verwendung (etwa auf den Pro­ dukten, die man einkaufl). „Dieses System ist einfach nicht gerecht und mit der Armut wächst auch die soziale Unzu­ friedenheit“, erklärte Andreas Höferl. „Der Staat müsste hier, auch durch eine gerechte Steu­ erreform, eine Trendwende her­ beiführen. Angesichts eines vorhandenen Geld- und Sach­ vermögens von mehr als 2.100 Milliarden Euro und ihres mini­ malen Beitrags zum Allgemein­ wohl ist es nicht notwendig oder anständig, bei den Ein­ kommen und Pensionen der Är­ meren zu sparen. In Folge wäre men“. Der Politexper- te, der als Berater für Finanzminister oder auch Wiens Bürger­ meister Häupl fun- giert(e), ist Generalse­ kretär der ÖGPP, einem gemeinnützi­ gen Verein, der sich zur Förderung der All­ gemeinheit auf geisti­ gem und politischem i Gebiet mit grundsätz- ■ liehen Fragen der Po­ ll . litikberatung und Poli- , 1 tikentwicklung sowie der Trend- und Zu­ kunftsforschung be­ fasst. Was die Studie of- . fenbar durch unabhän­ gige Fakten belegt, scheint auf den ersten Blick unglaublich - Während die (ziemlich) Reichen in Öster- rich in einem wahren Steuerpa­ radies leben und immer noch bessere Konditionen zuge­ schanzt bekommen, wird die gesamte finanzielle Staatslast auf den Rücken der einfachen Arbeiter imd kleineren Selbst­ ständigen geladen. Einige Zah­ len der Studie gefällig? schnittlichen Einkommen blie­ ben in den letzten Jahren fast gleich, während die Einkom­ men der 5% Top Verdiener des Landes seit 1995 um durch­ schnittlich 23% gestiegen sind. Der BIP-Anteil der Einkünfte aus Sozial- und Sozialversiche­ rungsleistungen ist 1994 nicht mehr gestiegen und geht seit 1997 zurück. Die Einkommens­ unterschiede zwischen Män­ nern und Frauen betrugen bei unselbstständigen Bruttolöhnen 2001 68% (auch aufgrund der atypischen Frauen-Beschäfti- gungen, Anw. d. Red.), betragen aber auch bei gleicher Leistung und Position noch 29%. Die öffentlichen Schulden stiegen in den letzten Jahren weiter, ausschließlich allerdings beim Bund, der Schuldenstand bei Ländern und Gemeinden ist rückläufig. Besteuerung bevorzugt eindeutig die Reichen ir • -if-i „Die Studie ist sozialpoliti­ scher Sprengstoff“, ist Dr. Andreas Höfe.i überzeugt. KiTZBÜHEL. Am 29. Sep­ tember dokumentierte Dr. Andreas Höferl von der Österreichischen Geseii- schaft für Politikberatung und Poiitikentwicklung im Rahmen eines SPÖ-Polit- stammtisches das bestür- zende Ungieichgewicht zwischen Arm und Reich, in Österreich sind 11% der Bevölkerung von der Ar­ mut betroffen. Die vielleicht interessanteste Analyse des Berichtes betrifft die österreichische Besteue­ rung. Unser Steuerrecht be­ steuert nämlich das Einkommen in völlig unter­ schiedlicher Weise. Erwerb­ seinkommen von Arbeitneh­ mern und selbst­ ständigen er­ werbstätigen werden mit einem progressiven Steuersatz von bis zu 50% besteuert. Erwerbsein­ kommen von Körperschaften dagegen einheitlich mit 34% und ab 2005 mit 25% und das Einkommen durch Kapitalver­ mögen ebenfalls einheitlich mit 25%. 2003 wurden in der Rea­ lität nur 7,7% der gesamten Be­ triebsüberschüsse und Selbst- ständigeneinkommen in Form von Einkommens- und Körper­ schaftssteuer an den Staat abge­ liefert, aber 13,3% an Lohn­ steuer. Diese Entwicklung wird durch die Steuerreform noch verstärkt. Privatstiftungen (hin­ ter denen sich viele Betriebe sehr prominenter Österreicher verbergen) zahlen überhaupt keine Steuern. ■»iw 165.000 Euro „Bares“ für jeden Österreicher? -H«, h i; Das durchschnittliche Geld sura 4 p,. »i (nur Geld, keine Sac'hmittel!)- „Bislang haben sich Studien Vermögen ist zwischen 1996 immer nur mit der Armutssitua- und 2003 um 60% gewachsen, tion beschäftigt, es lag im Inter- Dies wären durchschnittlich pro esse keiner Partei, dass auch die Österreicher 164.274 Euro. Wer aber besitzt das schon? Dreimal so stark gestiegen ist der Anteil der Wirtschaft (+ 14,7%) ge­ genüber den Privaten und hier wiederum war es die Finanz­ wirtschaft (Banken), die am stärksten profitierte. Der Anteil von Wirtschaft und Finanzwirt­ schaft nahm um rund 4% zu, während der Anteil an Privaten im selben Maß zurückging. Seit 1982 sinkt der Anteil der W i „Reden allein nützt nichts, es muss auch etwas getan wer­ den“, fordert Gertraud Rief (li.). „Wir waren die ersten, die Armut in Tirol themati­ siert haben und werden dies auch weiterhin tun“, so Franz Reiter. auch eine Harmonisierung der gesamten EU-Steuem sowie die Festlegung eins Mindest-Steu- ersatzes anzupeilen, es darf kei­ ne Steueroasen auf Kosten der Anderen mehr geben!“ Die anwesenden SP-Politiker, darunter Landtagsvizepräs. Franz Reiter und StR Gertraud Rief zeigten sich von den prä­ sentierten Zahlen beeindruckt und versprachen, das Problem auch in den Landtag bezie­ hungsweise das Parlament zu tragen. Es müsste dies eigent­ lich das Anliegen aller Parteien sein, die behaupten, sich für den „kleinen Mann“ einzusetzen... Reichen einmal genauer durch­ leuchtet wurden“, erklärte Mit- Arbeitnehmerentgelte am Brut­ autor Andreas Höferl.,. Wir sind toinlandsprodukt obwohl die die bislang ersten, die sich im Zahl der Arbeiter um 400.000 Armurs- und P..eichttms-Be- gestiegen ist! Im Gegensatz da­ richt für Österreich mit beiden zu stieg der BIP-Anteil aus Be- Seiten neutral, aber fundiert triebsüberschüssen und Selbst- auseinandergesetzt haben. Fakt ständigen-Einkommen, obwohl ist. dass sowohl Armut als auch deren Zahl zurückging. Reichtum in Österreich zuneh- Die kleinen, unterdurch-
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