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4 / Lokal 21. Oktober 04 Jeder 6. unter der Armutsgrenze BEZIRK. 8.000 Menschen müssen ihr Auskommen mit einem monatlichem Salär finden, der unter der Armutsgrenze liegt. SP Franz Reiter fordert nun einen Heizkostenzu schuss. Verschwommene Ansichten Tirol bildet im österreichwei ten Ranking der Einkommens verhältnisse das Schlusslicht. Im bezirksweiten Vergleich ver vollständigt Kitzbühel mit ei nem durchschnittlichen Netto einkommen von 1.200 Euro die Liste mit dem letzten Rang. Haben im Land noch 66 % al ler Tiroler Berufstätigen einen Ganzjahresjob, sieht die Situa tion in Kitzbühel mit nur mehr 56 % schon deutlich unfreund licher aus. Von den tatsächlich 20.000 Beschäftigten des Bezir kes ist jeder fünfte bereits von Armut betroffen. Seit einiger Tagen erregen auffallende Plakate Aufmerk samkeit. In Form von Rufezei chen fordern Jugendliche Mit spracherecht, Gleichberechti gung, Repsekt, Unterstüt zung und das Wahlrecht. Un scharfe Fotos von saufenden, auten, kiffenden Jugend- ichen machen uns klar, dass wir, die Alten, verschwomme ne Ansichten über die Jugend von heute hätten. Diese Pla kate wurden vom Jugendfo rum Kitzbühel entworfen. Die ses hatte sich schon im Früh sommer offiziell dem Ge meinderat vorgestellt und wird sich am Samstag, 23. Oktober, um 14 Uhr den Mit bürgern der Kitzbüheler Vorderstadt vorstellen und würde sich freuen, uns Alte in eine Diskuss en zu verwik- keln. Es scheint mir höchst er- f-eulich, dass sich zumindest eine Gruppe Jugendlicher bermerkbar macht, an uns Al te herantritt, uns hoffentlich auch provoziert und den Dia log sucht. Aber es sei auch uns ehemaligen Jugendlichen erlaubt, Gegenforderungen an die Jugend zu stellen. Ich beneide sie nicht um ihre Ju gend, es ist eine gar schwieri ge, unsichere Periode des Le bens. Die Jugend von heute wurde und wird von uns Alten gründlich verunsichert und verängstigt. Sie stammt aus einer Zeit in der die traditio nellen Werte in Frage gestellt wurden, in der Familienstruk turen zerbrachen, in der meist beide Eltern den Broterwerb nachgehen mussten und da durch notgedrungen die Kin der vernachlässigten. Mate riell gehts der Jugend von heute, zumindest bei uns hier, möglicherweise besser als der Jugend von gestern oder vorgestern. Ich bin schon sehr neugierig und gespannt auf die Diskussion mit den jungen Mitbürgern am Samstag und ich freue mich sehr, dass es junge Leute gibt, die positiv auf sich und ihre Wünsche ihre und Pro bleme aufmerksam machen. Ein Heizkostenzuschuss soll die massive Teuerung für Men schen unter der Armutsgrenze abschwächen. und liegen damit bereits unter der Armutsgrenze. Der Anteil unter den Pensionisten mit 62 % ist dabei ein erschreckendes Detail. SP-Landtags Vizepräsident Franz Rener fordert nun eine rasch wirksame Initiative vor Wintereinbruch. “Der interna tionale Ölmarkt lässt die Heiz kostenpreise immer mehr in die Höhe schnellen. Für viele Men schen im Bezirk kaum oder schon bereits jetzt nicht mehr zu finanzieren.” Reiter’s Pläne, die von Tirol aus österreichweit umgesetzt werden sollen, sehen einen vom Bund (aus der Mineralölsteuer abgezweigten) bereitgestellten Heizkostenzuschuss vor. Ab einem monatlichem Ein kommen von 719 Euro und dar unter sollen die Betroffenen als Ölzuschuss 100 Euro und für andere Brennstoffe 50 Euro er halten. Für ein berufstätiges Ehepaar soll die Einkommens grenze bei 1094 Euro festge schrieben werden. Schwellenwert 719 Euro Tausende Menschen beziehen weniger als 719 Euro monatlich hch Auch Ausländer brauchen Liebe FIEBERBRUNN. Im Gegensatz zu anderen Flüchtlingsheimen gibt es am Bürglkopf reiativ we nig Probieme. insgesamt 104 Ausiänder sind dort zur Zeit untergebracht. Seit 1993 werden im Flücht lingsheim Bürglkopf in rund 900 Metern Seehöhe Men schen, die aus den unterschied lichsten Gründen ihre Heimat verlassen müssen, aufgenom men. Derzeit sind dort 104 Flüchtlinge aus fast 13 unter schiedlichen Nationen unterge bracht. Über Probleme, wie es sie derzeit in anderen Örten gibt, kann die Leiterin, Hilde Haselsberger aber glücklicher weise nicht be richten. „Es ist • bewundernswert wie sich die Flüchtlinge gegenseitig unterstützen. Auch aus der Bevölkerung hört man selten negatives“, ist sie erfreut. „Pro bleme entstehen meist dadurch, weil die Leute Angst haben und auch nicht ge willt sind, sich mit den Auslän dem auseinander zu setzen“, weiß Haselsberger, die zusam men mit zwei weiteren Ange stellten und zwei Zivildienem die Flüchtlinge betreut. Einige Heim-Bewohner kön nen in der hauseigenen Ausbil dungswerkstätte beschäftigt werden, andere besuchen bei spielsweise einen Deutsch- und Küchenhilfe-Kurs in Kitzbühel. Die Kinder werden täglich in die Schule oder den Kindergar ten gebracht. „Von den Schulen und der Gemeinde werden wir wirklich gut unterstützt, die Kinder werden in den Alltag in tegriert. Das schlimmste für die Flüchtlinge ist allerdings, dass sie vielfach keinen Arbeitsplatz finden“, so Haselsberger, die sich mehr Toleranz und Akzep tanz wünscht; „Diese Men schen sind so froh, wenn ihnen ein bisschen Liebe entgegen gebracht wird. Hätten sie keine Probleme, würden sie ihre Hei mat nie verlassen, denn wer gibt schon freiwillig seine Familie und seine Kultur auf“ Hilde Haselsberger leitet mit viel Engage ment das Flüchtlingsheim Bürglkopf. sag
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