Kitzbüheler Anzeiger

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ausgefiillt mit einer farben­ prächtigen Darstellung der Be­ gnadigungsszene. Auf der ent­ gegengesetzten Seite befand sich die Widmungsinschrift, darüber das Bildnis des Pien- zenauers, umgeben von einem Lorbeerkranz mit einem Spruchband, auf dem die an­ geblich letzten Worte Pienzen- auers standen. In der Randleiste thronten die Gestalten der Ge­ rechtigkeit und der Geschichte. In den beiden Seitennischen waren Strophen aus zwei alten Landsknechtliedem. Dazu ka­ men als Zeichen der Fantasie und Kleinkunst des Malers Al­ fons Siber die bekannte “Bcsen- geschichte” und Darstellungen aus dem Landsknechtsleben. Opfer treuer Pflichterfüllung? Die Gestalter der Bildsäule von 1905 standen unter dem Eindruck der Geschichtsschrei­ bung des 19. Jahrhunderts, die eine durch nichts gerechtfertig­ te Hervorhebung Pienzenauers hervorgebracht hatte. Dabei wurde der Pfleger auf der Fest­ ung Kufstein zu einem “Opfer treuer Pflichterfüllung gegenü­ ber seinem Dienstherren Rupp- recht”, wie es auch auf der Denksäule festgehalten wurde. Keineswegs gerechtfertigt war unter diesem Aspekt die Dar­ stellung der Geschichte als “Wahrheitsverkünderin” die Runenschrift “Justitia, du kommst, wenn oft auch spät, doch immer,” durch Emil FIol- zinger und Alfons Siber. Die Freskotechnik des freiste­ henden Bildstockes hielt den Witterungseinflüssen nicht lan­ ge stand, bald waren die Bilder verwaschen und die Schriften unleserlich. Die Stadtgemeinde Kufstein übernahm die Kosten einer Erneuerung, die sich als wesentlich stabiler erwies. Im Jabr 1930 hat der Bildhauer Stephan Silberberger Steinreli­ efs geschaffen, die die Be­ schießung, die Besengeschichte (Verhöhnung durch Pienzenauer angesichts der geringen Wirkung der erst eingesetzten Geschoße) und die Enthauptung Pienzen­ auers zeigen. Rudolf Sinwel würdigte die Darstellungen “in ihrer schlichten, gemeinver- Ausdrucksweise Hinrichtung des Hans von Pienzenau und von Geföhnten am 17. Oktober 15C4, links im Bild König Mccdmilian mit dem bayrischen Herzog Aibrecht und anderen Fürsten. Zeichnung aus dem “Weißkunig", der Seibstbiographie Maximilians und Kufstein in den breitesten Volksschichten wachzuhalten.” (Tiroler Heimatblätter, 1931). Der Text auf dem Bildstock ist bis heute unverändert und behauptet über Pienzenauer: “Er starb als ein Opfer treuer Pflichterfüllung gegenüber sei­ nem Dienstherrn Rupprecht von der Pfalz”. Sinwel behauptete auch: “Mochte immerhin das formel­ le Recht auf Seite Maximilians stehen und muss auch diesem zur Begründung und Erklärung seines ungewöhnlich harten Verfahrens eine Reine von Um­ ständen und eine gewisse seeli­ sche Befangenheit zuerkannt werden, so darf uns Tiroler dies billigerw'eise nicht hindern, dem hochgemuten, todesküh­ nen Verfechter mittsladerlicher Fürsten- und StammesTeue ein ehrendes Andenken zu bewah­ ren, wie es seine bayerischen Lardsleute niemals in ihrer danl':baren Verehrung gegen Hans von Pienzenau irrege­ macht iiat.” Gegen die österreich-kriti­ sche und habsburg-feindliche Geschichtsauffassung, die zrur Zeit der Errichtung des Bild­ stocks und noch mehr zur Zeit seiner Erneuerung im Umfeld herrschte, stehen die Tatsachen tretung, die auf dem Reichsnug in Augsburg im Mai 1504 er­ folgte, eröffnete Rupprecht von der Pfalz, der Schwiegersohn Georgs und vorgesehene Erbe, cen Krieg. König Maximilian führte curch seinen Rat Hans Caspar Patter von Laubenberg Ende Ju­ ni mit Pienzenauer Verhandlun­ gen, dieser übergab ohne Schwierigkeiten die Festung und wmrde, nachdem er steh Maximilian eidlich verpflichtet hatte, als Pfleger belassen. Vom König wurde die Fest­ ung reich mit Geschützen und Munition aus dem Innsbrucker Zeughaus ausgestattet, um ge­ gen allfä.lige Angriffe der Pfäl­ zer gewappnet zu sein. Anfang August zog eine pfäl­ zische Abteilung, angeblich 6000 Mann, von Wasserburg gegen Tirol. Durch List gelang es ihnen, in die Stadt Kufstein einzudringen und sich festza- setzen. Alsbald wurden Ver- Maximilians “Interesse” Hans von Pienzenau war als Pfleger von Stadt und Schloss Kufstein von Herzog Georg dem P,.eichen von Ingolstadt eingesetzt worden. Nach dessen Tod belehnte Maximilian um­ gehend die Herzöge Aibrecht und Wolfgang von Bayern- München mit dem Erbe, nicht ohne sieh Gebiete, die zuerst nicht näher bezeichnet wurden, als sein “Interesse” auszubedin­ gen. Es kam zu Verhandlungen mit den Erben Herzog Georgs. Noch vor der endgültigen Ab- Maximilians zu- ständlichen (als) ganz geeignet, die Erinne­ rung an jene große Zeit und an das Andenken an den helden­ mütigen Verteidiger der Festung
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