Kitzbüheler Anzeiger

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ä 6 / Lokal 18. November 04 Gleichstellung der Frau nur “de jure” Ein Impulsreferat über Gender Mainstreaming aniässiich der Bezirksfrauenkonferenz des 0GB von Mag. Maria Fritz, AK - Rechtsexpertin BEZIRK. Ein vielzitiertes Schlagwort, von dem viele nicht wissen, was es be­ deutet und vor aliem wis­ sen sie nicht, dass es viei 'bedeutet. Gender Main­ streaming (GeM) ist kein Theoretikum, sondern be­ einflusst im Wege der eu­ ropäischen - und damit auch der österreichischen und tirolerischen Gesetz­ gebung wie -Vollziehung unser tägliches Leben. stimmtes Denken wird in Poli­ tik und Verwaltung, Programme und Maßnahmen übernommen und zu einem selbstverständ­ lichen Handlungsmuster. Ein Sonderthema wird zu einem Hauptthema. Gender Mainstreaming be­ deutet also, dass soziale Un­ gleichheiten zwischen Frauen Das Konzept GeM geht da­ von aus, dass es Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Diese Unterschiede müs­ sen nicht mehr argumentiert oder diskutiert werden, sie wer­ den als erwiesen angesehen. Frauen und Männer: - sind mit unterschiedlichen geschlechtsspezifischen Rol­ lenzuschreibungen und Erwar­ tungshaltungen konfrontiert. - entwickeln in der Folge häu­ fig unterschiedliche Interessen, Bedürfnisse und Kommunika­ tionskulturen. - weisen tendenziell unter­ schiedliche Muster im Umgang mit Konflikten auf. - wählen aus einem relativ en­ gen Spektrum von Ausbil- dungs- und Berufsmöglichkei­ ten aus, was zu einer ge­ schlechtsspezifischen Segrega­ tion am Arbeitsmarkt führt. Gender Mainstreaming - soll die Ursachen mangeln­ der Chancengleichheit von Frauen und Männern analysie­ ren und erfassen. - zielt auf eine Veränderung von Strukturen und Vorstellun­ gen, die Benachteiligungen ver­ ursachen. - ist darauf ausgerichtet, Or­ ganisationen, Institutionen und Lebensbereiche so zu gestalten, dass Frauen und Männer gleich­ berechtigt partizipieren können ohne gleich sein zu müssen. - stellt damit eine längerfristi­ ge Strategie zur Erreichung ei­ ner “de facto - Gleichstellung” stellt, damit diese einen Beitrag zur Förderung der Chancen­ gleichheit von Frauen und Män­ nern, Jungen und Mädchen lei­ sten köimen. Gender Expertinnen einbinden! Die eigentliche “Genderar- beit” erfolgt in allen Abteilun­ gen und Bereichen. Gender Ex­ pertinnen beraten, greifen unterstützend ein. Jedoch kei­ neswegs auf fachlicher Ebene, sondern “lediglich” in der Gen- deranalyse. Ganzheitliches und zielgrup­ penorientiertes Handeln erfor­ dert eine Vielfalt an Methoden und Zugängen: - Berücksichtigung weib­ licher Lebenszusammenhänge. - eigene Frauenprojekte sind weiterhin nötig. -Geschlechtshomogene Gruppen ermöglichen. - Vermeidung von Rollenkli­ schees und die Erweiterung der Lebens- und Berufsperspekti­ ven der Geschlechter aktiv for­ dern. - Verwendung einer nicht se­ xistischen, frauengerechten Sprache. -Berücksichtigung der Ge- schlechterdiffcrenz bei Studien und Analysen. (Beispiel - Steuerreform: Wer profitiert von einer Steuerre­ form? Wer ist von einer Steuer­ erhöhung betroffen? Der Al- leinverdienerabsetzbetrag er­ leichtert zwar die Steuerbela­ stung von Familien im Gesam­ ten, stellt aber ein Hindernis für eine Erwerbstätigkeit der Frau dar, da im Falle eines zweiten Einkommens der “Mann” auf den Alleinverdienerabsetzbe- trag verzichten müsste) Vorraussetzung Wenn die derzeitige Chance­ nungleichheit durch konsequen­ te Anwendung von GeM durch alle Entscheidungsträger in Po­ litik und Wirtschaft irgendwann “im Mainstream” ist, dann wird echte Chancengleichheit kein Wunschtraum mehr sein. Christoph Hirnschall Die Wurzeln von GeM liegen in der Dritten Weltfrauenkonfe­ renz der Vereinten Nationen 1985 in Nairobi. In der Folge wurde GeM ein wichtiger An­ satz der europäischen Gleich­ stellungspolitik und im EU-Ver- trag von Amsterdam (Ungleich­ heiten zu beseitigen und die Gleichstellung von Frauen und Männern zu fördern) primär­ rechtlich verankert. Auch in Tirol tvurde GeM im Landtag 2001 sowie in der Lan­ desregierung 2002 durch Be­ schlüsse rechtlich umgesetzt. Was heißt nun Gender Mainstreaming? “Der Nutzen von GeM be­ steht darin, dass Frauen und Männer im Mittelpunkt der Überiegungen stehen," so Mag. Maria Fritz. Foto: Anzeiger Gender bedeutet, im Unter­ schied zum biologischen Ge­ schlecht, das soziale Geschlecht und bezeichnet die gesellschaft- und Männern in allen Bereichen liehen Geschlechterrollen - die und bei allen Planungs- und Vorstellungen und Erwartungen Entscheidungsschritten immer darüber, wie Frauen und Män- bewusst wahrzunehmen und zu ner sind bzw. sein sollen. Weib- berücksichtigen sind, liehe und mäimliche Rollen än- Ziel von GeM ist die Gleich- dem sich im Laufe der Zeit und Stellung von Frauen und Män- sind sowohl innerhalb als auch nem. zwischen den Kulturen sehr unterschiedlich. (Bsp.: Es sind zwar die Frau­ en, die Kinder gebären, jedoch ist es nicht von biologischen Die Berücksichtigung von sondern von sozialen Kffterien unterschiedlichen Bedürfhissen abhängig, wer die Kinder auf- von Frauen und Männern soll die Unterschiede nicht als gege- Dadurch, dass die Unter- ben hiimehmen. Gleichstellung schiede zwischen den Ge- ist nicht nur ein Frauenproblem, schlechterrollen als gesell- sondern geht Frauen und Män- schaftlich “gemachte” erkannt ner gleichermaßen an. werden, kann man sie als verän- Nicht Frauen müssen sich än­ derbar begreifen. Mainstreaming dar. Gleich berechtigt und beteiligt Unterschiediiehe Bedürfnisse Gleichstellung von Frauen und Männern wäre dann er­ reicht, wenn beide Geschlechter in der privaten Lebensgemein­ schaft bzw. in der Familie, im beruflichen Bereich und in Poli­ tik und Gesellschaft gleicher­ maßen berechtigt und beteiligt sind und Verantwortung tragen. Damit Gender Mainstrea­ ming in verschiedensten Pro­ jekten funktionieren kann, wur­ den im Rahmen des Leonardo da Vinci Programms Leitlinien für Projektverantwortliche er­ zieht). passen, sondern Strukturen bedeutet müssen angepasst werden, da­ wörtlich übersetzt “in den mit Gleichstellung erreicht wer- Hauptstrom bringen”. Ein be- den kann.
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