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25. November 04 Lokal / 3 Der Kitzbüheler Anzeiger im Gespräch mit LA Josef Hechenbichler Bäuerliche Welt im Wandel BEZIRK. Kaum ein Stand wird durch die Globalisie rung und die Neokapitaii- sierung so nachhaitig beeinflusst. Dennoch sind die bäuerlichen Strukturen ein unverzichtbarer Mosaikstein unserer Geselischaft wie Wirtschaft. .V . \ V • ■ M- HÄä 1V. Nicht nur die höchstgelege nen Betriebe auf gut 1.250 Me ter sind dem vorherrschend rau hen Klima des Bezirkes unter worfen. Eine kurze Vegetations zeit, hoher Jahresniederschlag und eine lange Schneedecke zwangen schon jeher dem Bauer einen harten Uberlebenskampf auf. Der enorme Konkurrenz druck ausgehend von großen internationalen, landwirtschaft lichen Produktionseinheiten, bringen die heimischen Struktu ren vermehrt aus dem Gleichge wicht. Zählte man im Jahre 1955 noch 2.798 Betriebe, so waren es 1999 nur noch 2.436. Heute steht die Gesamtzahl landwirt schaftlicher Betriebe mit einer Hofstelle unter der 2000-er Grenze. Längs! schon hat sich die bäueriiche Welt auf Wanderschaft gerr.acht, um sich aen neuen wirtschafiUchen Gegebenheiten anpassen zu können. In ihrer Substanz wird sie jedcch weiterhin ein nicht wegzudenkender Bestandteil des geseilschaftspolitischen und wirtschaft lichen Lebens sein. Auca'wenn der wirtschaftli che Beitrag der Landwirtschaft lediglich zwei bescheidene Pro zentpunkte des Bruttosozialpro duktes ausmachen, ist der Indi rekte ein großer Wirtschaftsfak tor. Diese Verflechtung drückt sich auch in einem eigenen Le bens- und Landwirtschaftsmini- steriun aus. Foto: Bachmann des Urlaubes am Bauernhof durch Erlebnisangebote.” Generell erkennt Hechen bichler eine enge Verstrickung - gleichsam eine Schicksalsge meinschaft - zwischen Bauern stand und Gastronomie wie Ho- telerie. “Wir müssen neue kali- narische Erlebniswelten schaf fen durch die geschickte Ver marktung der landwirtschaft lichen Produkte in enger Kocpe- ration mit der Gastronomie and Hotelerie.” verkauft. Nach dem Kcssener Vorbild (Landwirte erzeugen selbstständig Energie rmd ver kaufen diese an die Gemeinde und ihrer öffenthchen Einrich tungen) sieht Hechenbichler un zählige Möglichkeiten im Be zirk solcherarts eine hohe Wert- schöpfting regional zu binden und die Schaffung vieler Dauer- arbeitsplätze. .4uch die vermehrte selbst- siändige Tätigkeit im korrmiuna- len Bereich erkennt Hechen bichler als sinnvolle Erwerbs- kcmbination für den handeln den Landwirt. Von ckr Grün landraumpflege über Winter- und Straßendienst bis hin (dem Kirchdörfer Vorbild folgend) zu Kanalpflegemaßnahmen sind den Überlegungen keine Gren zen gesetzt. Auslagerungen cie- ser kommunalen Aufgaben könnten für die finanziell arg belasteten Gemeinden nur von Vorteil sein. “Auch im Bezirk muss sich die landwirtschaftliche V/elt n-iitwandeln,” glaubt Hechen bichler nach diesem Wand lungsprozess an einen gesunden Bauernstand in zenn bis fünf zehn Jahren. Ausdruck der Lebenskraft Im kommenden Jahr ist Öster reich zehn Jahre Mitglied in der Europäischen Union und hat die Vor- wie Nachteile gleicherma ßen auszuloten. “Die kommen den zehn Jahre werden jedoch wesentlich schwieriger,” sieht LA Josef Hechenbichler gerade den bäuerlichen Stand einer Auf Gegebenheiten reagieren Heute sind lediglich 25 % der heimischen (im Bezirk) Land wirte noch Vollerwerbsbauem (195C um die 50 %). Für LA Jo sef Hechenbichler besteht daher das votangige politische Ziel durch selbstständiges Handeln im Verbund mit dem Hof neue Erwecbskombinationen für den Vom Landwirt zum Energiewirt Herausforderung enormen unterworfen. “Der unvermindert harte Wettlauf gegen Globalisie rung und Neokapitalisierung, bringt natürlich kleine Struktu ren wie jene der bäuerlichen Landwirtschaft in Bedrängnis,” weiß Hechenbichler deimoch um die Stärken des Standes. Ein sichtbares Zeichen dafür sind beispielsweise Treffen der Land jugend wie kürzlich in Rfeith oder der Festumzug anlässlich der 100 Jahr Feierlichkeiten des Bauembimdes. “ Hier verleihen die Menschen ihrer Lebenskraft imd Freude Ausdruck und zei gen, dass sie sich den Heraus forderungen stellen.” Eine weitere Chance körnte das Kleingewerbe am Hof sein. “Hier bestünde durchaus die Möglichkeit der Auslagerang von Produktionsabläufen ver- Landwirt lufzuzeigen. “Die per- schiedsnster Betriebe an den sönhchen Interessen und Fähig- Bauern.” keiter. der Familie müssen je doch die Basis für diese Neu- spricht sich Hechenbichler aber zusehends durch die Etablie- Ein enormes Potential ver- orientierung sein.” Der Nebenerwerbsbauer ist rung selbstständiger Energie heute oftmals im Gewerbe und wirte. Der Landwirt nicht als in der Industrie tätig. Ein direk- bloßer Lieferant von Rohstof- tes Einkommen könnte aber fen, sondern als vollständiger auch vermehrt aus touristischer Energieanbieter, der durch Er- Tätigkeit resultieren. “Wir brau- richtung eigener kleiner Wär- chen hier eine erweiterte Form mekraftwerke “seine” Energie Christoph Hi:T.schall
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