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Lokal! 3 je in ungewisse Zukunft 2. Dezember 04 Gemeinden blicken KIRCHDORF/HOCHFIL- ZEN. In Kirchdorf und Hochfilzen sitzt der Schock tief. Aus den Medien erfuhren Bürger- meister und Einwohner, dass ihre Postämter dem- nächst geschlossen wer- den sollen. Die Post spricht von notwendigen Optimierungen. Offiziell gab die Österreichi- sche Post AG erst am Dienstag bekannt, was die meisten der betroffenen Gemeinden längst aus den Medien erfahren hatten: Insgesamt 357 weitere Postäm- ter sollen im kommenden Früh- jahr aufgelassen werden. Im Bezirk Kitzbühel sind die bei- den Gemeinden Kirchdorf und Hochfilzen von den Sparmaß- nahmen der Post betroffen. Postämter rechnen sich nicht mehr Als Gründe dafür nennt der für Tirol zuständige Pressespre- cher der Post, Martin Riedl, mangelnde Kostendeckung. „Die von Seiten der Post durch- geführten Durchrechnungen ha- ben ergeben, dass 20 bis 25 Pro- zent der derzeit existierenden Postämter stark defizitär sind und daher optimiert werden müssen", so Riedl. Derzeit wür- den die betroffenen Mitarbeiter informiert und der Dialog mit den Bürgermeistern gesucht, um, wie in der Post-Universal- dienstverordung vorgesehen, gemeinsam Lösungsvorschläge zu erarbeiten, erklärt der Presse- sprecher weiter. „Bisher wur- de ich von der Post noch nicht offiziell infor- miert. Alles was ich weiß, habe .J ‚ ich aus der Zeitung er- fahren", so Schwaiger Von Gesprächsbereitsschaft habe er bis jetzt noch nicht viel gemerkt, kontert der Kirchdor- fer Bürgermeister Ernst Schwaiger. „Mit mir hat noch niemand gesprochen. Dass die Post in Kirchdorf geschlossen werden soll, davon habe ich aus der Zeitung erfahren", so Schwaiger enttäuscht. So wie er können es sich vie- le Kirchdorfer nicht erklären, warum gerade ihr Postamt ge- schlossen werden scll, wurde es doch vor zwei Jahren erst reno- viert und sogar um eine zweite Schalterstelle erweitert. Welches Geschäft wird das Nächste sein „Demnächst werden Gesprä- che mit der Post staifinden und dann werden wir auf eine Erklä- rung von Seiten der Post behar- ren. Denn eines ist klar: Die Versorgung der Bevölkerung muss auch in Zulcinft gesichert sein", gibt sich Kirchdorfs Bür- germeister noch nicht geschla- gen. Für ihn wäre es durchaus vorstellbar, dass sich die Ge- meinde beispielsweise an den Mietkosten beteiigten. Aber auch an die Bevikerung will Schwaiger künftig appelieren, dass diese die örtl:chen Einrich- tungen vermehrt in Anspruch nimmt, damit ande:en Geschäf- ten nicht ein ähnliches Schick- sal widerfährt. Ähnlich gestaltet sich derzeit die Situation in Hochfilzen. Auc dort sieit Bürgermeister Sebastian Eder einer ungewissen Zukunft entgegen. „Bevor wir über Alter- nativen r nachden- ken, werden wir alles L versuchen, um unser Postamt zu behalten" so Eder , J Fotos: Anzeiger „Von der Post habe ich bis jetzt noch nicht eimal ein offi- zieles Schreien erhalten. Be- vor ich mit den zuständigen Per- sonen nicht gesprochen habe, wei 3 ich nicht, wie es mit der Post bei uns weitergehen wird. Über Alternativen will ich daher noch nicht nacidenken", zeigt auci er sich über die Vorgehens- weise der Ostereichischen Post AG verärgert. Vor allem vor dem Hnter- grund der im Frühjahr stattfin- denden Biathlc.n Weltmeister- schaft und der bereits abge- schlossenen Verträge für weite- re Weltcup-Bewerbe bis 2010 kann sich Eder die geplanten Maßnahmen der Post nicht er- klären: „Das Entwicklungspo- tential unserer Gemeinde wird total unterschätzt. Wir haben ei- nige große Betriebe, für die die Post wichtig ist. Die Post ist ei- ne der ältesten Einrichtungen, die wir haben und es ist nach wie vor ihre Aufgabe für die Versorgung der Bevölkerung im Ort zu sorgen. Ich werde darauf bestehen, dass uns entsprechen- de Vergleichszahlen gezeigt werden, die eine mögliche Schließung der Post rechtferti- gen", gibt sich auch der Hoch- filzener Bürgermeister noch nicht geschlagen. Wie hoch die Chancen für die beiden Gemeinden sind, dass ihr Postamt dennoch erhalten wer- den kann, bleibt fraglich. Für Pressesprecher Martin Riedl sind die angekündigten Schließungen so gut wie sicher „Wir werden mit den Betroffenen Lösungen finden. Wie diese aussehen wer- den, steht allerdings noch nicht fest", so die Auskunft Riedels, der nicht versprechen kann, ob in einigen Jahren nicht noch weite- re Postämter im Bezirk „opti- miert" werden. Ländliche Strukturen werden bedroht Kritik für ihre Pläne erntet die Österreichische Post AG nicht nur vom Osterreichischen Gemeindebund, der die betrof- fenen Orte auf die gesetzlichen Pflichten der Post hinweist und die Gemeinden auffordert, sich gegen die geplanten Schließun- gen zur Wehr zu setzten, son- dern auch von Tirols 0GB-Chef Franz Reiter: „Gerade die Post- ämter sind unabkömmlich für eine funktionierende Infrastruk- tur und Nahversorgung in unse- rem Land. Es darf nicht jede Einrichtung aus Kostengründen und zu Lasten der Beschäftigten zugesperrt werden, ansonsten verschwinden über kurz oder lang alle Postämter, Schulen und Gendarmerieposten aus den ländlichen Gemeinden." Wie es im Streit um die Post- schließungen weiter geht, wer- den die ersten, für nächste Wo- chen anberaumten, Verhand- lungen zeigen. sag
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