Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
/ 9. - -- - --- - 30. Dezember 04 "Pistenmachen" soll gelernt sein! Zeit der Konflikte Auch wenn Frau Hohe noch jedes Jahr das weiße Gold vom Himmel fallen ließ, bauen kluge Köpfe vor und schaffen Schneereserven zur täglichen Präparierung der Pisten. Die Bergbahn AG Kitzbühel investiert in diese touristische Grundnotwendigkeit mehr als 2 Mb. Euro Jahr für Jahr, um die alles entscheidende Schneesicherheit zu gewähreh. Fotos: Anzeiger Keine andere Jahreszeit ver- setzt mich seit vielen Jahren in so intensive Konflikte wie Weihnachten. Als Kind erleb- te ich eine große Enttäu- schung und einen tiefschmer- zenden Einschnitt, als mir ein Mitschüler sozusagen das Christkindl stahl, als er mir sagte, dass nicht das Christ- kindl und die lieben Engerl, sondern die Eltern den Baum schmücken und Geschenke bringen. Als diese meine Eltern auch noch bestätigten, wurde ich krank und war sehr unglük- klich. Irgendwann als junger Mann begann ich stark zu be- zweifeln, dass Jesus wirklich der Retter dieser Welt sei und je mehr ich darüber nach- dachte und je mehr ich drau- ßen in der Welt erlebte und beobachtete, desto unwahr- scheinlicher schien mir der Rettungsedanke. Gleichzeitig verwunderte mich die Tatsache, dass sich diese christliche Kirche, trotz ihrer teils so unredlichen und machtgierigen Geschichte immerhin beinahe zweitau- send Jahre als Weltmacht po- sitionieren und halten konn- te. Des Rätsels Lösung schien mir in zwei mensch- lichen Schwächen: erstens der Herdentrieb und zweitens die Flucht vor der nackten Realität in den blinden Glau- ben, mit dem man sich be- schwichtigen und trösten ließ, wenn man mit der oft so tristen Wirklichkeit nicht mehr zurecht kam. Warum können wir uns nicht mit dem zufrieden geben, was wir mit unseren Sinnen wahr- nehmen können? Warum brauchen wir allerlei Prophe- ten, Priester und Schamanen, die uns Angst machen und gleichzeitig behaupten, sie könnten uns von dieser Angst befreien? Warum machen wir nicht einfach das Beste für uns und unsere Mitmenschen aus diesem Leben? Und doch: Sind sie nicht schön all diese Rituale, Bräu- che und Lieder, die aus dem Glauben und der Sehnsucht entstanden sind? KITZBÜHEL/BEZIRK. Wenn tausende Schitouri- sten sich dieser Tage auf gut präparierten Pi- sten tummeln, haben die "Macher" ganze Arbeit geleistet. Ob Kunst oder Naturschnee - eine gute Pistenpräparation braucht enormes Fachwissen. Nachdem das erste Weiß vom Himmel fiel und eine minde- stens 30 cm dicke Schneedecke die Almböden bedeckt, kom- men die 8 Tonnen schweren Pi- stenbullies aus den Garagen und sorgen für die Grundpräpa- ration. Unabhängig ob Kunst- (wie in diesem Jahr) oder Na- turschnee kommt dabei den Fahrern der Pistengeräte ent- scheidende Bedeutung zu. Die- se müssen nämlich nur wenige Zentimeter über dem Erdreich die Planierung so gestalten, dass auch durch aufwendige Manövriereinsätze keine Erde den Schnee verschmutzt. "Schon ein faustgroßer Klum- pen reicht aus, um einen Be- reich von mehr als 500 m2 Pi- stenfläche zu verunreinigen. Sobald der Schnee einmal braun gefärbt ist, nimmt der Ap- per-ungsprozess seinen unauf- haltsamen Lauf," weiß BAG-Pi- stenchef Richard Profanter um die Stärken seiner Fahrer Be- scheid. Nach dieser aufwendigen und P%STE$ "Alleine am Hahnenkamm sind gut 50 Personen rund um die Uhr im Einsatz, um optimale Pisten Tag für Tag zu sichern," erläutert Pisten- chef Richard Profanter. feinfühligen Grundarbeit wird nach und nach Schnee auf die Pisten eingearbeitet. Sinterungsprozess Mit ihren Räumschildern und Fräsen schaffen die Pistenfahr- zeuge den unverkennbaren Schneeteppich, der aber nur dann seine Festigkeit erreicht, wenn v ährend der Nachtstun- den die Schneekristalle zu- sammenwachsen können. Die- ses "Sintern" der einzelnen Kri- stalle ermöglicht den anstands- losen Schibetrieb bei gleich- bleibender Pistenfestigkeit. Aus diesem Grund kommt es auch bei Schneefall bis in die Morgenstunden zu einem scheinbar unverständlichen Phänomen. Trotz erfolgter Prä- peration hält die Piste nur weni- gen Schifahrern stand und wird zur Buckellandschaft, da die Kristalle nicht ausreichend Zeit hatten, eine widerstandsfähige Verbindung (sintern) unterein- ander einzugehen. Schneekristalle zerbrechen Die tägliche Präperation und tausende Kanten der Schier ma- chen dem Schnee jedoch arg zu schaffen und lassen die Kristal- le (nach 3 bis 4 Wochen) richtig gehend zerbrechen. Sie zerfal- len zu winziger Korngröße, ver- drängen die Luft aus der Schneedecke und die einzelnen Körner sind dicht aneinander gedrängt. Dieser Zustand ist nun eisähnlich und die Piste so- mit verbraucht. Deshalb erzeu- gen die Liftbetreiber - wie auch die Bergbahn AG - feinsten Pul- verschnee mit ihren hunderten Schneekanonen und arbeiten diesen wieder in die Piste ein. Um diese Schneequalität und -sicherheit zu gewährleisten braucht es allein im Gebiet des Hahnenkamms 550.000 m3 Wasser pro Winter, das wieder- um von 138 Kanonen in unvor- stellbare 1 Mio. Kubikmeter Schnee verwandelt wird. hch
< Page 3 | Page 5 >
< Page 3 | Page 5 >