Kitzbüheler Anzeiger

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Heimatkundliche Beilage des “Anzeiger” mit Beiträgen über Volkstum, Geschichte, Volksleben, Kultur und Natur Schriftleitung Hans Wirtenberger 15. Jahrgang Nr. 3/2005 (140) Der lange Schatten des Earl of Chester Der Privatbesuch des englischen Thronfolgers im Jahr 1935 - Dichtung und Wahrheit Auftritte vorsah. Aus der Feder eines Englän­ ders, der eine Voraussehau ge­ ben wollte, was den Prinzen er­ wartet, ist eine eher köstliche Schilderung erhalten. 3) Much Wieser (1935) “Kitzbühel, wohin der Prinz Bekanntlich waren Engländer von Wales sich zum Winter- die er- Sportaufenthalt begibt, kann ge­ genüber St. Moritz den An­ spruch als vornehmstes Schizentrum Europas geltend machen. Es strömen auch un­ zählige Gäste zu dem klei- \ nen Landstädtchen, das \ sich zwischen den großartigen Bergen des österreichischen Tirols duckt. Kitzbühels Auf- . stieg hat sich I plötzlich (!) voll- I zogen. Noch vor ■ wenigen Jahren I war der Ort le- I diglich das Ziel I solch unentweg- B ter Schiläufer, ■ die bereit waren, ■ für ihren Sport I die etwas primiti- ' ven Lebensbedin­ gungen zu erdul­ den (!!), die es zu bieten imstande war. Anders als die Mehrzahl der schwei- ^ zerischen Wintersport- plätze war Kitzbühel schon bekannt, bevor die ersten Engländer das erste Paar Schier aus Skandinavien brachten (!) und zur Verwunderung der Ai­ sten Winter- penbewohner ihre Abfahrten sportgäste in Kitzbühel gewe- vom Berg machten, sen. Die im Lauf der Zeit Das schmucke Städtchen mit entstandene kleine “englische seinen alten Toren und Wehr- Kolonie” in Kitzbühel war hoch erfreut, dass der Prinz of Wales in das “Skizentrum Europas” kam, sie konnte sich dabei nähere Kontakte mit dem künf­ tigen Herrscher des Weltreichs Reiz, der Orten, die nur durch auch deswegen erwarten, weil ihre geographische Lage und der Besuch keine offiziellen wintersportliche Eignung em- Wales might look at me”. Und wenn ich später irgend Mysterium der Schi-Urzeit. ...Touropa und Scharnow lie­ ferten die Massen von Sommer- einen Engländer traf, so war frischlem und Schifahrern an, dessen erste Frage gewöhnlich: die bewusst oder unbewusst im- “Have you seen the Prince of mer noch irgendwo den Schat- Wales?” 2) ten des Prinzen von Wales su­ chen. Schnee gibt es auch anderswo, vor allem billigeren, aber den Schatten des Prinzen von Wales, die Hände in Norwe­ gerhandschuhe in den Schlaufen seiner manns­ hohen Bambusstöcke, gibt es sonst nirgends. NursoistdasMyste- rium Kitzbuhel zu Von Hans Wirtenberger Eines der spektakulärsten Ereignisse in der Tourismus­ entwicklung von KitzbUhel war der Besuch des Herzogs von Windsor, der vom 5. bis 18. Februar 1935 im Grand Hotel logierte, im strengsten Inkognito angekündigt war und die englischsprechende Welt ungewöhnlich beschäf­ tigte. Das Medienecho von “Prince Charming” war enorm, die Schweizer Kon­ kurrenz sah sich ausgebootet, die österreichische Politik, die auf die Westmächte im Kampf gegen hoffte, bestätigt, der Kitz- bäheler Tourismus, der durch die von Deutschland verhäng­ te “Tausend-Mark-Sperre” wegen seines internationale­ ren Publikums weniger als die umliegenden Orte gelitten batte, setzte in der Werbung - Stichwort “Kitzbüheler Na­ tionalsänger”, die schon 1934 in England aufgetreten waren - verstärkt auf englisches Pu­ blikum. Im Februar 1935 war das Pri­ vatleben kein Thema. In Kitz­ bühel waren zahlreiche Journa­ listen, aber offenbar keine Nachfrage nach Papparazzi-Fo- tos und bei den öffentlichen Auftritten des Prinzen Diskreti­ on Selbstverständlichkeit. tj;;: erklären. 1) Herbert Ro- sendorfer (1974) 1 Ein Hitler-Deutschland unge- g wöhnliches Er­ hielt eignis nicht nur Kitz­ bühel und die konkurrieren­ den führenden Wintersport­ plätze Europas, sondern alle 220 englisch­ sprechenden Millionen in Atem: der Prince , 'J of Wales, der zukünftige Beherr­ scher des englischen Imperiums, als Gast des Grand Hotels in Kitz- V bühel! Man muss die fanatisch-mon­ archistische Einstellung des Engländers kennen, um zu ver­ stehen, was diese Tatsache für ihn bedeutet. La grande saison! Eine in Kitzbühel ansässige Engländerin, Frau Prof Nebes- ky, kein flopper sondern eine t\ürdige, geläuterte Dame von 60 Jahren, kam in leidenschaft­ licher Erregung mit der Bitte zu mir, ich möchte sie als Partnerin in Alt-Tirolertracht zum Prin- zen-Ball ins Grand Hotel mit­ nehmen. “So that the Prince of 'I Mysterium Kitzbühel An Hand von unterschiedli­ chen Berichten wird nachfol­ gend der Aufsehen erregende Besuch in Erinnerung gerufen. Der Prinz von Wales (der exzen­ trische, der spätere Herzog von Windsor) kam gelegentlich mit dem Flugzeug, nahm nach dem Telemark den Fünf-Uhr-Tee beim Eggerwirt. Das war das bauten (?), seinen Herbergen und Weinhäusern, war ein Treff­ punkt weidgerechter öster­ reichischer Edelleute, und dies verleiht ihm einen besonderen
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