Kitzbüheler Anzeiger

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Berichterstattung durch eine ganzseitige Collage, die von der Schimeisterin Eva Pinching über Nicole de Rothschild bis zum Kaminkehrermeister Seba­ stian Huber reichte. (Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 4. Februar 1935). So eine Saison haben wir noch nie erlebt “Wenn man in diesen Tagen in Kitzbühel ankommt und im “Grand Hotel” ein Zimmer ver­ langt, lacht der Portier bloß. “Da schau’n S’ her, ein paar hundert Telegramme kommen täglich und wir sind besetzt. Bis unters Dach. Seit 25 Jahren bin ich hier, aber so eine Saison, die haben wir noch nicht erlebt”. So eine Saison in Kitzbühel! Das ist Rendezvous der ober- sten Zweitausend aus Amerika, aus England, aus Frankreich, Der Prince of Wales stieg als mäßiger Schifahrer in "einer Weltstadt im Reich des Wintersports” selbst Italien, der Tschechoslowakei, nur bis zum Hausberg unterhalb des Hahnenkamms auf Foto: Stadtarchiv Kitzbühel aus Holland und Dänemark. Das bedeutet ein Auffahrt von es Ihnen zeigen, den ganzen Rolls Royces, Cadillacs und Rummel hochfeudalen Winter- Hispano Suizas, die allerdings sports, die Sensationen des no- bald verschwinden, denn der belsten Fleckens im heutigen ortsübliche Schlitten fordert Europa, sein Recht. und Herren gleich - mit bunten Mützen, die Bretteln auf den Schultern. Vor der Majestät der weißen Berge unseres herrli­ chen Tirol sind sie alle gleich, hinter farbigen Bändern, die die Ohren schützen, durch dunkle Schneebrillen bewahren sie ihr Inkognito. Die Marquise de Polignac hat ihre Schier geschultert und mar­ schiert in einem Trupp, der ge­ gen die Hahnenkammbahn zieht. Niemand sieht es ihr jetzt an, dass sie die imermesslich reiche Besitzerin der Sektkelle­ reien von “Pommern und Gre- no” ist, die sich über zwanzig Kilometer erstrecken. Wir sehen uns weiter um: das Kaffeehaus im “Hotel Reisch” ist voll besetzt. Letzte Stärkung vor der Tour, die vielleicht nur auf die kleine Schiwiese geht, wo man anstandshalber ein paarmal herunterrutscht oder auf den Hahnenkamm hinauf, dessen herrliche Kulissen ein­ zigartige Abfahrtsmöglichkei­ ten bieten und dessen Bahn das mühselige Bergsteigen erspart. In 15 Minuten ist man in 1700 Meter Höhe, mitten in einer feenhaften Alpenwelt, die im silbernen Schimmer dem Him­ melszelt gleicht. Oder es geht - für ernstere Schimenschen - hinauf auf die Ehrenbachhöhe, auf den Pengelstein oder aufs Kitzbüheler Horn. Sind sie wirklich alle ausge­ flogen in die Berge, in den Schnee? Nein! Ein Rundgang durch die Hotels zeigt uns die vielen, denen der Wintersport nur willkommene Gelegenheit ist, zu sein, wo mar zu sein hat, wenn man etwas auf sich und seinen Namen hält. Wer sie alle sind, was sie sind vor allem, das zeigt ein Blick auf die zweitausend Meldezet­ tel, in denen die augenblickli­ chen Besucher Kitzbühels regi­ striert sind. In der Rubrik “Beschäftigimg” s:eht in allen Sprachen der Welt so oft das ei­ ne Wort, das auf deutsch ein­ fach “keine” heißt. Beneidenswerte Menschen, die keine andere Beschäftigung haben, als hier, in “Kitz”, zu sein und ihre Renten in Dollars, Pfunden, Franken und Gulden in Empfang zu nehmen! Dem inkognito auf der Spur Wir fangen jetzt an, ihrerri In­ kognito auf die Spur zu kom­ men, müssen sehen, wer sich hinter dem uniformen Sportan­ zug verbirgt, der vor dem un­ geübten Auge einheimische Kitzbühelerinnen und holländi­ sche Ölmagnaten völlig gleich­ macht. Beim Stadttor treffen wir eine der elegantesten Frauen der Pa­ riser Gesellschaft, La Princesse de Fausigny-Lucinge, die längst schon Kitzbüheler Villenbesit­ zerin ist, mit ihren'beiden ent­ zückenden Kindern. Wir gehen weiter zum Grand Hotel hinauf und ans der Tür tritt - alles Hut ab! - Lord Ro- thermere, der englische Zei­ tungskönig, einer der wenigen, die den dunklen Wintermantel Der Herzog von Kent und sei- Saison in Kitzbühel wie noch ne Gemahlin Marina haben das nie. Alles wartet auf den Prin- Wunder gewirkt. Ihre Verlo- zen von Wales. Die vielen ande- bung in Salzburg hat Österreich ren Prinzen und Prinzessinnen, aufs neue populär gemacht, die hier sind, die Earls, die Und jetzt, da man den Prinzen Contessas, die Fürsten, die Gra- von Wales in Kitzbühel envar- fen, sie fühlen sich erledigt: tet, wollen, müssen alle dabei Denn der Prinz von Wales sein, die sonst zur Jagd nach kommt. Kanada fahren oder den Winter in Honolulu verbringen. Kitz­ bühel ist in den Londoner Rei­ sebüros gefragt wie noch nie. Kennen Sie, meine Herren Und so sind auch alle da und und Damen, das Wintersportpa- freuen sich der Sonne von Kitz­ radies Europas? Kennen Sie bühel. Kitzbühel, den Traum der Vor- Da ziehen sie alle aus, in der nehmen und Reichen aus Paris, Uniform des Wintersports, in London und New York? Ich will blauen langen Hosen - Damen Die Sensationen des nobelsten Fleckens Ä \ J m fißiß.. Um: m (M Der Prinz mit seinem Kitzbüheler Schilehrer Karl Graf Lamberg. Foto: Dr. Schloß, Wien (Stadtarchiv Kitzbähel)
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