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auch in Kitzbühel nicht mit ei nem bunten Pullover vertau schen. Lord Rothermere ist dem Schnee gegenüber konservativ... Eine Weile bleiben wir noch auf unserem Beobachtungspo sten und sehen auch Lord Ro- thermeres Sohn, Sir Edmond Hamsworth, im Kreise seiner Kinder. Und eine Minute später endlich auch eine Wienerin, Frau Kommerzialrat Rene May- ne illustre Tafelrunde vom .“Grand Hotel” bis zum “Tyrol” hinunter. Die Bars sind voll, die Cocktails fließen, wie sonst im Wirtshaus nur das Bier. Ein Fest jagt das andere. Wer den Alpenvereinsball versäumt, kann zum “Ball der Dame” ge hen oder dann zum “Super sport-Ball”, zum “Bösen-Bu- ben-Ball”, zur “Gala-Reunion”, “Prämienabend”, zum “Ball des Kitzbüheler Skiklubs” zum er. A propos, Wienerin, da höre ich zwei Kitzbüheler Gastwirte im Gespräch: “Ja, jetzt in der Hochsaison können wir den Wienern mit’m Preis net entge-. genkommen, die sollen früher oder später kommen”. Kein Platz für die Lady aus London “Na freilich”, antwortet der anderen, “So so ein G’riß um die Zimmer is. Da kommt vor gestern die Lady aus London, die alle Jahr’ bei mir wohnt, oh ne sich anzusagen, auf einmal daher. Sag’ ich ihr: Net für tau send Schilling können S’ a Zim mer hab’n. - Ich werde zahlen zweitausend, gibt sie mir zur Antwort. - Auch wann S’ zwei tausend zahlen, kaim ich mei nen italienischen Conte nicht mehr aussischmeißen”. So vergeht die Zeit bis zum Dinner, bei dem wir uns, schon im Abendkleid und Frack, Wie dersehen. Jetzt erkennen wir sie endlich, können sie abschätzen, unsere Gäste, an den Diademen im Haar, an den Diamanten, an den Broschen und Plaketten. Ei oder er kann sich unter der De vise “In Grinzing beim Heuri gen” amüsieren. Wenn dann ein paar Flaschen Sekt laut geknallt haben, wenn Coriandoli tmd Papierschlangen geflogen sind, daim liegen die Die Sänger- und Schuhplattlergruppe Feiersinger aus Kirchbichl, Scheckbücher auf dem Tisch; die wiederholt im Grand Hotel auftrat, sang und spielte auch für die Guarantee Trust Company, den Prince of Wales. Gukz links Josef Brunner, Förster i. R. inJoch- New York, die Midland Bank, berg. London, die Banca Commercia- le Italiana und Credit Lyonais, sie werden alle aus Kitzbühel tie strömt in Scharen herbei, datierte Schecks en masse ein- Und wenn sie keinen Platz be- lösen müssen. Auch Bargeld al-" kommen, werden sie eben bau- 1er Währungen fliegt gleichsam en. (Wiener Sonn- und Mon tags-Zeitung, 4. Februar 1935) Wie wird sich der Im Arlberg-Express und im Salonwagen Damals verkehrte der Arl berg-Express jeden' Dienstag, Donnecstag und Samstag von Westen nach Osten und hielt in Kitzbühel an. An den anderen Werktagen fuhr er in der Ge genrichtung. Der Prinz und sein Gefolge kamen am 4. Februar um 15.30 Uhr am Bahnhof an und wurde sofort ins Grand Hotel geleitet. Bald danach unternahm er ei nen Rundgang durch die tief verschneite Innenstadt, begeg nete beim “Reisch” seinem ehe maligen Adjutanten Captain O’Brien French, der als Pensio nist ständig in Kitzbühel lebt, unterhielt sich gut und kehrte bei strömendem Regen ins Grand Hotel zurück. Dort be wohnte er mit seinem Gefolge “eine Reihe von Zimmern”. Für den Sicherheitsdienst waren Beamte aus Wien und London beigezogen worden. Für die Dauer des Aufenthalts des Prin zen bestand in Kitzbühel eine verstärkte Meldevorschrift. Ei ne eigene Telefonleitung stand ausschließlich für den Prinzen bei Tag und Nacht zur Verfü gung - damals brauchte man das “Fräulein vom Amt” für die Herstellung der Verbindung. “Dem Städtchen braucht um seine Zukunft nicht bange zu sein. Kitzbühel trägt Fahnen schmuck, an die Stelle der Au tomobile sind Pferdeschlitten getreten. Unter den fremden Gästen sind auch die Korre spondenten hervorragender Pa riser und Londoner Blätter, auch Filmgesellschaften sind Die englische Hocharistokra- durcludie Luft. Gerade heute abend ist großer Ball im Grand Hotel. Ball im Scheinwerferlicht. Es wird ge filmt, die Schönsten der Schö nen werden ausgesucht, jede Nation stellt ihre Schönheitskö- Ort verändern? “Kitzbthel ist mondän, mo dern, international bekarmt und besucht, ein Wintersporcplatz, der gleicherv/eise für Sport und nigin von Kitzbühel. Das war ein Tag, den wir da Unterhaltung, für Komfort und verbracht haben. Und so leben Bequemlichkeit der Besucher sie in Kitzbühel alle Tage. Was sorgt. Wie wird sich dieser Ort sagt da einer? Mittwoch, wenn nun durch den 14-tägigen Auf- der Prinz von Wales kommt, enthalt des Prinzen verändern?” “Prince Charming”, wie ihn sei- (Neue Freie Presse. Wien, 4. Fe rn Bewunderer nennen, da bruar 1935) wird’s erst richtig angehen. Und anderswo wurde die Er wartung ausgesprochen, die Anwesenheit des enghschen Thronfolgers würde viel dazu beitragen, dass Kitzbühel als Winterspertort an Weltruf noch zunehmen wird. (Volks-Zeitung, Wien, 7. Februar 1935) In den Vorausberichten wurde auch daran erinnert, dass die F Engländer im Prinzen einen llj starken Gestalter der Zukunft |1 ihres Reienes sehen, der infolge 11 der Krankheit des Köni^ be reits Repräsentationspflichten übernommen habe und anf der Höhe der Aufgaben stehe, die einem modernen Herrscher ge stellt sind. (Tiroler Anzeiger, 5. Februar 1935). Und schließlich kam er auf Umwegen nach Kitzbühel. Lawinengefahr ;m Klostertal erzwangen eine Rou tenänderung des Arlberg-Ex- 1 press über Lindau - München - Kufstein. Die Ankunft in Kilz- Regen, Neuschnee und Matsch kennzeichneten die Wetterlage beim Be- bühel verzögerte sich um über such des englischen Thronfolgers im Jahr 1935. Foto: Stadtarchiv Kiizbühel vier Stunden. - tsiäl Illl ' rj Ä lir1 I» Iti m t0 Wm ail-a Piil /Ä. V • J ■in: ' « j Pi?' il II a • J I' lili Ja t ft f0\ W: jrS,
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