Kitzbüheler Anzeiger

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Bc'i.pie/c :uin I().s.silgchall d r kös'cncr Schichten. Diinnschliff-Fotos aus dem das Kaisergebirge aufbauenden Wetter- steinkalk. An seiner Bildung in einem tropischen Flachmeer waren insbesondere kalkabscheidendeA Igen und Kalkschwämme beteiligt. Aus. ZeitschrUi Berge. und das Gemeindehaus wie auch der neue Turnsaal in Schwendt stehen auf Radiolarit- gestein, einer kieseligen Tief- meerablagerung der Jurazeit. Aber man darf sich bei diesen bemerkenswerten Vergleichen zwischen Einst und Jetzt - was die Intensität solcher Verände- rungen betrifft - nicht täuschen lassen: Es sind nämlich die klei- nen evolutionären Schritte im organischen und anorganischen Bereich, die erst bei diesen enormen, kaum vorstellbaren Zeitspannen solche auffallen- den Veränderungen bewirken. Bei den erwähnten Korallenriff- kalken der Steinplatte, die aus der obersten, d. h. jüngsten Triaszeit stammen, dauerte die durch Kontinentaldrifl bedingte Verlagerung schätzungsweise rund 150 Millionen Jahre. Wettersteinkalk aus einem Flachmeer Ein weiteres Beispiel von sich summierenden Wirkungen in langer Zeit ist die etwa 1.000 m dicke (der Geologe sagt "mäch- tige") Wettersteinkalk-Serie des Kaisergebirges. Es ist die Bil- dung eines tropischen Flach- meeres, dessen Grund sich so langsam absenkte, dass der Ab- senkungsbetrag laufend durch Sedimentation kompensiert wurde. Eine Ablagerungslei- stung von möglicherweise 5 Millionen Jahren. Was die Faltungs- und Uber- schiebungsvorgänge bei der Al- penentstehung betrifft, so schließen diese gegen Ende mehr und mehr mit Hebungen ab. Man rechnet dabei mit einer Hebungsrate von etwas 5 mm pro Jahr und diese ist jetzt mit weniger als 1 mm im Ausklin- gen. Ein global bedeutendes, geologisches Ereignis ist ferner die kontinentale Trennung Eu- ropas von Nordamerika, also die OlTnung des atlantischen Raumes, wobei die Offnungsra- te ca. 2 cm pro Jahr beträgt. Alle diese Verschiebungs- oder Scdirnentationsbeträge be- wegen sich also durchschnitt- lich nur in der Größenordnung von mm oder wenigen cm im Jahr. Natürlich liefert uns die Erdgeschichte auch Beispiele schnellablaufender, katastro- phaler Ereignisse, von außerge- wöhnlichen Vulkanausbrüchen oder gar von Impakten d. h. von Asteroiden- oder Kome- teneinschlägen. (Die Amerika- ner überlegen bereits im soge- nannten "Doomsday-Projekt" ein Frühwam- und Abwehrsy- stern). Aber diese kurzzeitigen, ausufernden Prozesse sind letztlich erdgeschichtlich doch nicht dominierend, bestimmend sind dagegen die langfristigen, weltweiten, flächendeckenden, bei denen es (wie es in Goethes Faust II heißt) "selbst im Großen nicht Gewalt ist". In diesem Zusammenhang drängt sich auch die Frage aufi, wie schnell oder langsam die Entwicklung der Lebewclt vor- anschreitet. An einem Beispiel soll ein Vergleich mit den anor- ganisch ablaufenden Verände- rungen geboten werden; näm- lich ein Vergleich mit jener Entwicklung, die zu den so markanten Dinosauriern ge- führt hat: Die stammesge- schichtliche Entwicklung von den Urreptilien der Permzeit bis zum Einsetzen des Höhepunk- tes der Dinosaurierentwicklung an der Wende JuralKreidezeit dauerte rund 140 Millionen Jahre; d. h. also grobbetrachtet ebenso lange wie die erwähnte Verlagerung des Korallenkalkes vom tropischen Meer in den Al- penraum. Fossile Fauna in den "Kössener Schichten" Einleitend wurde auf die Be- deutung einer richtigen Fra- gestellung in der Forschung hingewiesen. Bereits der natur- wissenschaftlich interessierte Dichter Adalbert Stifter hat das in der Mitte des 19. Jhdt. fol- genderrnaßen formuliert: "Die Quellen zur Geschichte der Er- de bewahrt die Erde selber, es kommt nur darauf an, dass wir sie lesen lernen". In dieser Hinsicht war es für die geologische Forschung wichtig, dass man zunächst dort ansetzte, wo ein Zugang ohne störende Begleiteffekte möglich war; und das geschah keines- falls im alpinen Raum (im geo- logisch kompliziertesten Hoch- gebirge der Erde), sondern in Gebieten mit relativ flachgela- gerten, möglichst wenig tekto- nisch gestörten Schichtserien. Solche Verhältnisse liegen vor allem im außeralpinen Mittel- und Westeuropa vor. Alpenentstehung durch Kollision Afrika-Eurasien So wurde beispielsweise für die Erforschung der Tnas- und Jurazeit die Landschaft zwi- schen Schwarzwald und dem Juragebirge wichtig. Es ist das südwestdeutsche Stufenland. Gut überschaubar entspricht hier die Aufeinanderfolge von Gesteinsschichten einer erdge- schichtlichen Zeitfolge samt de- ren Landschafts- und Lebensge- schichte. Aber bei der Ubertragung dieser wesentlichen Erster- kenntnis auf den alpinen Raum gab es zunächst Sehwierigkei- ten; denn erstens sind hier zeit- gleiche Gesteine wegen des ganz anderen Bildungsraumes unterschiedlich ausgebildet und zweitens liegt hier ein ungleich komplizierteres Baugebilde vor. Denn die Alpenentstehung geht auf einen Erdkrusteneinen- gungsvorgang zurück, der durch die Kollision von Afrika mit Eurasien hervorgerufen wurde. Dabei sind Gesteinsseri- en gefaltet, als Decken überein- ander geschoben und zuletzt bei gleichzeitiger Abtragung auch mehr und mehr gehoben wor- den. Die zeitliche Einstufung der Alpengesteine - in unserem spe- ziellen Fall die der Kalkalpen - das sogenannte "stratigraphi- sche Parallelisieren" mit zeit- lich äquivalenten außeralpinen Gesteinsserien gelang nach und nach durch das Auffinden ge- meinsamer Fossilarten. Ein in der Geologie berühm- tes Beispiel ist diesbezüglich die Parallelisierung einer fossi- len Fauna der jüngsten Triaszeit aus der Straßenschlucht zwi- schen Kössen und Reit im Winkl mit entsprechenden Bil- dungen im außeralpinen Süd- deutschland. Es handelt sich um die "Kössener Schichten", die bereits in der Mitte des 19. Jhdt. durch den weltweit anerkannten Wiener Geologen Eduard Suess erfasst worden waren. Diese fossilreiche Wechsellagerung von Kalk und Mergel lässt sich mit Unterbrechungen bis Süd- ost-Asien nachweisen. Gerade die geologische Er- schließung der Alpen ist ein gutes Beispiel dafür, wie viele Forsehungsrichtungen inner - halb der Geowissenschaften notwendig sind, um zu fort- schreitenden Erkenntnissen zu gelangen. Man benötigt die Er- kenntnisse der Mineralogie und Gesteinskunde mit ihren vielen detaillierten Fragestellungen,
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