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der Hominidencntwicklung und ihren Folgen absieht) und vollzieht sich in der auf die Ter- tiärzeit vor 1,7 Millionen Jahren folgenden Quartärzeit. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. begann man zu begrei- fen, dass die großen Fremdge- steinsblöcke, die Findlinge, welche man im Alpenvorland oder in der Norddeutschen Tief- ebene feststellte, durch Eis- transport hierher befördert wur- den. So begann sich die Vorstellung von einer Zeit be- sonders ausgedehnter Verglet- scherung mehr und mehr durch- zusetzen. Die anschließende Frage, ob diese Eiszeit ein ein- maliges Ereignis in der Quartär- zeit war, oder ob die Gletscher mehrere Male vorstießen, wur- de u. a. erst im Jahre 1912 bei einer wissenschaftlichen Ta- gung in Innsbruck entschieden; und zwar als man erkannte, dass eine warmzeitliche Murschutt- ablagerung am Hange der Nordkette - es ist die "Höttinger Brekzie" - von eiszeitlichen Moränen unter- und überlagert ist. Mehrere Kaltzeiten Mittlerweile kann man längst mehrer quartäre Eiszeiten un- terscheiden; es ist aber besser, von Kalt- oder Glazialzeiten zu sprechen bzw. statt Zwischen- eiszeit die Bezeichnungen Warm- oder interglazialzeit zu verwenden. Im übrigen gab es in vielen älteren erdgeschichtli- ehen Perioden ebenfalls Eiszei- ten. Das quartäre Eiszeitalter be- gann vor 1,7 Millionen Jahren und endete mit der letzten Kalt- zeit vor 10.000 Jahren. Zum Höhepunkt der Kaltzeiten be- trug die Vergletscherung global das Dreifache von heute. In un- seren Breiten rechnet man mit einer Schneegrenzabsenkung bis zu 1.200 m bzw. mit einer Temperaturabnahme von etwa 8 Grad. Forschungen der letzten Jahr- zehnte haben nun überraschen- derweise ergeben, dass sowohl in Warm- als auch in Kaltzeiten kurzfristige Klimaumsehwiinge die Regel sind. Die letzc Kalt- zeit ist die nach einem bayeri- schen Fluss benannte "Würm- eiszeit". Sie dauerte über 100.000 Jahre und in dieser Zeit sind neun Wärmeeinbrüche nachgewiesen. Umgekehrt sind aus der Nacheiszeit, dem soge- nannten Holozän, etwa zehn Kältephasen bekannt geworden, in denen die Schneegrenze um 100 bis 200 rn abgesunken ist. Braunkohle aus einer Warme iszeit Im Gemeindegebiet von St. Johann wurde in Apfeldorf früher vorübergehend sogar Lignit abgebaut. Diese erdge- schichtlich junge Braunkohle, die noch Holzreste enthält, ist auf Grund einer Radiokarbon- datierung älter als 40.000 Jahre; könnte also einem älteren Wär- meinbruch im Laufe der Würm- eiszeit entsprechen oder der vorausgehenden "Warmeis- zeit", dem Interglazial Riß/Würm (genannt Elm). In den Alpen nahm die eis- zeitliche Vergletscherung die Form eines Eisstromnetzes an, wie man das heute in Spitzber- gen sehen kann. Die Gletscher- ströme endeten mit gewaltigen Eislappen im Alpenvorland. An dieser Stelle befinden sieh heu- te die großen Seen. Bei uns ver- lief die Eisoberfläche in etwa 1.800 m Höhe, was bedeutet, dass die Hochfläche der Kalk- stein-Kirchberggruppe eisüber- flossen war. Auf ihr wurden eis- zeitliche Gneisgeschiebe aus den Hohen Tauern zurückgelas- sen. Gerade die Klimaschwan- kungen der letzten Zeit haben das Interesse wieder verstärkt auf das Eiszeitalter gelenkt. Wir befinden uns derzeit in ei- . \ k < \.. ;. ner sehr auffälligen Phase des Klimawandels, den wir durch einen beträchtlichen Einsatz von Messdaten zu erfassen versuchen. Es sind atmos- phärische hydrologische terre- strische, astronomische und letztlich auch einzubeziehende anthropogene Faktoren, die langzeitig den Klimaablaufbe- stimmen. Wie dieses Zusam- menwirken geschieht, ob es zu unerwarteten Verstärkungen oder Abschwächungen in dem komplizierten Wirkungsgeffi- ge kommt, ist schwer vorher- zusagen. Es kann aber der Blick zurück in die Vergangen- heit auf das Vorhandensein ei- nes bestimmten, vorgegebe- nen, natürlichen Rhythmus aufmerksam machen. Mit verstärkten Klima- schwankungen zu rechnen Die Frage, die sich heute stellt, ist die, ob es sieh gegen- wärtig um eine kurze oder um eine einsetzende langfristige Klimaschwankung handelt. Das Eiszeitalter an sich ist wohl auf Grund der übergeordneten Konstellationen noch nicht vor- bei. Zu diesen zählen die periodi- schen Anderungen der Erd- bahnelemente, welche die Ein- strahlung bestimmen und Einflüsse, die von den durch die Kontinentaldrift in höheren geographischen Breiten ange- sammelten und auch gebiets- 3-1/ k-m d/cii'es !i,landeis (rn de E7sr/ro)Ndz.:) /?ox!'na/?rtiSzi»? ds JndiQWfc' i'»d : 7W; kfi.s ‚c,fc: f2, g14f,// es Qfl7 Vf2,SCCru C/S(1i1,t t k. J4s€4 weise gehobenen Landmassen ausgehen. Und wie steht es mit der noch viel ferner gelegenen Zukunft der Erde? Der Werdegang eines Sternes - und damit der Sonne - ist uns aus der Astrophysik be- kannt: Demnach wird sieh die Sonne in fünf Milliarden Jahren zu einem roten Riesenstern auf- blähen, der bis in den Raum der inneren Planeten reichen wird. Das bedeutet natürlich nicht, dass bis dahin das Schicksal un- serer übervölkerten Erde (trotz allen technischen Einsatzes) ge- fahrlos verlaufen wird. Man muss sich rechtzeitig damit ver- traut machen, dass mit verstärk- ten Klimaschwankungen zu rechnen ist, dass nach wie vor Impaktereignisse drohen und dass plattentektonische Vorgän- ge verbunden mit Vulkanismus, Erdbeben und Flutwellen uns katastrophenartig überfallen. All das lehrt uns bereits die Erdgeschichte, und es ist ver- antwortungslos solche Mög- lichkeiten zu verdrängen. Schon von ihrer fachlichen Eigenheit her kann die erdge- schichtliche Forschung der Ten- denz zur "Blickverengung" - al- so bedenklichen Kurzformen an Welterklärungen - entgegenwir- ken. Wenn man von vorüberge- henden Arbeitshypothesen ab- sieht, ist eine monokausale, einseitige und auch lebensfrem- de Erklärung eines komplexen Systems immer sehr problem- behaftet. Eüe.1)cje Ver9/efscnine &ft490 Lj ker/(,'(c p,,,JW (e/SeJlic4 I,'k CC4 m(r,5 -- s.PiL5ej Qbjenki1 (QL?OlOO,r • ....[‚rtn/e der Nox'm' retJzi'i (LZJIP öL / /3 =Ji4le / LJ wald{rci 1dj4i . (Ti4oidra,Jkp,e) EJWa 1 d ga 1 1 Verbreitung der eiszeitlichen Vergletscherung in Europa.
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