Kitzbüheler Anzeiger

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Die Tiroler Landesfürstin )ktargarethe Maultasch war in zweiter Ehe mit Markgraf Ludwig von Brandenburg, einem Sohn des aus Bayern stammenden Königs Ludwig verheiratet. Als Witwen gut erhielt sie 1361 die Gerichte Kufstein und Kitzbühel, das Gericht Rattenherg war schon ein an Tirol übergegangenes Lehen. Margarethe wollte ihr Witwengut mit dem Land Tirol nach dem Tod des Sohnes und Er- ben (1363) den Habsburgern überlassen. Die Wittelsbacher brachen wiederholt in Tirol ein. Der FHede von Schärding brachte folgende Einigung: Die Wittelsbacher anerkennen die Herrschaft der Habs- burger über Tirol, die Habsburger verzichten auf die drei an Ober- bayern angrenzenden Gerichte. Der Friede hielt nur bis 1410. Das im Kunsthjstorischen Museum Wien erhaltene Gemälde eines unbekannten österreichischen Künstlers aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zeigt Margarethe Maultasch mit den Wappen von Tirol, Bayern und Kärnten. IV und sein Bruder Wolfgang noch kinderlos waren. Georg hatte 1475 zu Landshut in einer pompösen Hochzeit die polni- sche Prinzession Hedwig gehei- ratet, die machtpolitisch ent- scheidendere Braut hatte aber 1487 der Münchener Herzog, der Kunigunde von Osterreich, eine Schwester des Königsan- wärters Maximilian ehelichte. Nach dem frühen Tod der drei Söhne wandte Herzog Georg ei- nen besonderen "Trick" an. Entgegen Reichs- und Famili- enrecht, die eine weibliche Erb- folge ausschlossen, setzte er die Tochter Elisabeth als Universal- erbin ein. 1499 heiratete diese Ruprecht von der Pfalz, den Sohn des Kurfürsten Philipp. Da Herzog Georgs Machen- schaften der anderen Seite nicht verborgen blieben, hatte der nunmehrige König Maximilian gewisse Erbansprüche der Vet- terri in München schon 1497 anerkannt. Der niederbayrische Herzog antwortete damit, dass er den Schwiegersohn adoptier- te und dieser 1502 Statthalter und praktisch Regent in Nieder- bayern und damit auch ifir die Gerichte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel wurde. Herzog Georg starb am 1. De- zember 1503. König Maximilian handelte sofort. Schon am 9. De- zember belehnte er den Schwa- ger Herzog Albrecht und dessen Bruder Wolfgang mit dem Landshuter Erbe, bedingte sich aber nicht näher bezeichnete Ge- biete aus der Erbschaft als sein "Interesse" aus. Vergleichsver- handlungen sollten einen Krieg verhindern. Das Testament des verstorbenen Landshuter Her- zogs wurde ffir"lehenswidrig" erklärt und Niederbayern fiel an den Oberlehcnsherrn, den Kö- nig, anheim. Auch zeigte Maxi- milian auf, dass die bayrischen Hausgesetze niemals vom Reich bestätigt worden waren. Er kam den "berechtigten Ansprüchen" seiner Verwandtschaft nach, for- derte aber eine Entschädigung, die mit dem Begriff "Interesse" vorerst sehr undeutlich um- schrieben war. Holz aus der Herrschaft Kitzbühel Es kam zu Verhandlungen zwischen den Streitparteien. Kö- nig Maximilian sicherte sich für den Fall einer kriegerischen Aus- einandersetzung vorerst dadurch ab, dass er am 19. März 1504 von Augsburg aus dem Erzbi- schof Leonhard von Keutschach, Herr des Hochstifis Salzburg, schrieb: Weil König Maximilian dieses Land und dessen Regi- ment in seinen und des Reiches Schutz genommen hat und jetzt versucht, den Streit zwischen des bayrischen Herzogen gütlich beizulegen, befiehlt er dem Erz- bisehof, kein Kriegsvolk durch erzbischöfliches Gebiet durch- ziehen zu lassen. In Augsburg legte sich Maxi- milian am "Samstag vor Pal- marum in der Vasten" (Samstag vor dem Paimsonntag) ein wenig fest: Er meldete Ansprüche und For- derungen an, das sogenannte "In- teresse" auf folgende Herrschaf- ten, Stücke und Güter: Kufstein, Rattenberg und das Zillertal samt den Obrigkeitsrechten, "so viel Holz aus den Wäldefn der Herrschaft Kitzbühel, wie König Maximilian und die Grafschaft Tirol für die Bergwerke u. a. brauchen", Nachlass der Schul- den, die der König weiland bei Herzog Georg hatte. Der hm, die Landstraßen und alle Saumpfade, Wege und Stege sollten flur immer offen sein. Zoll und Umschlag zu Ratten- berg dürfen an keinen anderen Ort verlegt werden Der König machte aber auch einen ausführlichen Vergleichs- vorschlag (1. April 1504). Er hatte die Angelegenheit öffent- lich verhört, alles mit seinen Rä- ten besprochen und machte im Hinblick auf die Kriegsgefahr flur Bayern, das Reich und die Deutsche Nation zwecks Ver- meidung von Blutvergießen und zur Erhaltung des Friedens einen Vergleichsvorschlag "aus Freundschaft und Gnade". Er schlug die Teilung des nieder- bayrischen Erbes, "sein Interesse ausgenommen", so vor: Die Erben Herzog Georgs er - halten die Barschaft, Kleinodi- en, Edelsteine, Silbergeschirr und ausstehende Geldforderun- gen, ausgenommen die Schul- den Maximilians, die auch unter das "Interesse" fallen, weiters Herrschaft, Schlösser und Städte jenseits der Donau. Das Regiment Herzog Georgs sei abgeschaffl, aber das Regi- ment der niederbayrischen Landschaft bleibt im Amt und verwaltet des Königs Interesse und auch die vier noch nicht zu- geteilten Stücke Ingolstadt, Rei- chenhall, Kitzbühel und den Ze- hent von Hcilsbrunn bei Nürnberg bis zur rechtlichen Entscheidung. Beide Parteien sollen die Landstände bei ihren Freiheiten und Rechten wie bis- her belassen. "Interesse" auch an Kitzbühel Die Herzoge von Oberbayern antworteten umgehend. Sie be- kundeten am 2. April, dass Kö- nig Maximilian und seinen Er- ben das "Interesse" zusteht und sie die Ubergabe aller genannten Stücke und Güter an den König nach bestem Vermögen unter- stützen werden, sobald Maximi- lian seinen (Schieds)Spruch im Streit gefällt hat. Sie verzichte- ten unwiderruflich auf alle Rech- te und Ansprüche auf die ge- nannten Güter und Stücke. Am Osterabend (6. April 1504) billigten die oberbayri- schen Herzoge auch das "Interes- se" Maximilians an Ingolstadt, Reichenhall und Kitzbühel und am Heilsbrunner Zehent. Maxi- milian führte auch zwei Stunden Geheimverhandlungcn mit den Herzogen Albrecht und Wolf- gang. Das Kammergericht sprach den oberbayrischen Herzogen das gesamte Landshuter Erbe zu,
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