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lT immer ausgenommen das könig- liche "Interesse". Herzog Rup- recht kam in die Reichsacht. Nun musste der niederbayri- sehe Herrscher rasch handeln. Er besetzte Landshut und Burghau- sen. Schon am 20. oder 21. April ermahnte der König den Pfleger des Landgerichts Kitzbühel so- wie Bürgermeister und Rat der Stadt getreulich bei der von der Landschaft den Herzogen Alb- recht und Wolfgang von Bayern gegebenen Verschreibung zu bleiben und dem Herzog Rup- recht, dessen Hauptleute wider alles Recht und gegen seine ei- genen versiegelten Briefe die Stadt Landshut überfallen und eingenommen haben, keine Ge- folgschaft zu leisten (Stadtar- chiv Kitzbühel, Urkunde 201). Der Reichstag zu Augsburg bestätigte am 3. Mai 1504 die endgültige Abtretung der Ge- richte Rattenberg und Kufstein. Am 16. Mai begehrte Herzog Albrecht von den Städten Rat- tenberg und Kufstein die Huldi- gung und forderten von Pfle- gern, Richtern und Kastnern sowie den Bürgermeistern und Räten der beiden Städte, den Kommissaren des Königs für den König als Oberherrn und für sich als Erbherrn die schul- digen Amts- und Gehorsamsei- de zu leisten. Am 10. Juni befahl König Maximilian dem Richter und dem Rat der Stadt Kitzbühel, dem in des Reiches Acht getane- nen Herzog Ruprecht von Bay- ern-Pfalz nicht zu huldigen, sondern sich in des Königs Schutz zu begeben und am 17. Juni nach Rattenberg zu den kö- niglichen Haupticuten und Kommissären eine Abordnung zu senden, welche die Ent- schließung der Stadt auf den kö- niglichen Befehl bekanntgeben soll. Die Hauptleute hätten den Auftrag die Stadt alifällig gegen Herzog Ruprecht zu schützen. Sollte diese dem königlichen Be- fehl nicht Folge leistep, wird sie bestraft (Stadtarchiv Kitzbühel, Urkunde 202). Die oberbayrischen Herzoge begründeten die Forderung nach dem Huldigungseid für die Ge- richte Rattenberg und Kufstein mit dem Hinweis, dass die Abtre- tung an den König erst mit Ende des Krieges vorgesehen sei. Auf Gericht und Stadt Kitz- bühel meldeten die Herzoge keine Rechte an, weil zu diesem Zeitpunkt der König über die Zukunft dieses Gebietes, ausge- nommen die Holzrechte für die Bergwerke im Inntal, noch nicht entschieden hatta. Erst der Verlauf des "Bayri- schen Kriegs" machte den Kö- nig so stark, dass er auch das Gericht Kitzbüjel voll bean- spruchen konnte. Sommer und Herbst 1504 brachten die kriegerischen Aus- einandersetzungen (u. a. Bela- gerung und Eroberung von Kuf- stein), erst nach dem Waffenstillstand (5. Februar 1505) kam es am 30. Juli 1505 zum Friedensschluss auf dem Reichstag von Köln und damit zur reichen "Kriegsentschädi- gung" für den König, der auf dem Höhepunkt seiner Macht war und nun auch das Gericht Kitzbühel an sieh brachte. Von der Regelung ausgenommen blieb das Brixental, das bis 1803 beim Erzstift Salzburg verblieb. Literatur: Ausstellungskataloge Innsbruck 1963, 1969, Kufstein 1993, Wetzlar 2002; Manfred Rupert, Beiträge zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitli- chen Hüttengeschichte von Kitzbühel und Umgebung; Hermann Wiesfiecker, Regesten Maximilians; handbuch der Bayrischen Geschichte (Spindler - Kraus); Stadtarchiv Kitzbühel. Überzeugungskraft, Kampfgeist und Geduld Große Festschrift zu Ehren von Landeskonservators Dr. Franz Caramelle Der 60. Geburtstag von Hofrat Dr. Franz Caramelle war nicht nur Anlass zu Feiern und Würdigungen des seit 1988 ver- antwortlichen Leiters des Denk- malamtes, sondern auch zur Fortsetzung einer Tradition, die immer als Zeichen besonderer Wertschätzung zu sehen war und ist, nämlich die Herausgabe einer Festschrift. Diese liegt nun mit entschuldbarer Verspä- tung als prächtige Tyrolensie vor. Der Einladung der Heraus- geberinnen Mag. Dr. Michaela Frick und MMag. Gabriele Neumann folgten rund 60 Freunde, Kollegen und Wegge- fährten mit übersichtlichen Beiträgen aus verschiedensten Bereichen von Denkmalpflege und Kunst- und Kulturgeschich- te Tirol. Daran schließen ein knapper Lebenslauf und die lange, 150 Titel umfassende Li- ste der Publikationen von Franz Caramelle in fast 40 Jahren. Da Dr. Peter Baeck - Dr. Caramelle verfasste viele grundlegende Beiträge für die von ihm redi- gierte Zeitschrift "Tirol - immer einen Urlaub wert" - als Helfer gewonnen wurde, der Fotograf Egon Wurm mit Fotobeiträgen bester Qualität mitwirkte und ausgezeichnete "Amtsfotos" verwertet werden konnten, be- zeichnen die Herausgeberirmen das Buch zu Recht als Samm- lung von "Wissenschaftsbon- bons", eben "Caramellen". Die Bedeutung von Franz Ca- ramelle, der sein Lebenswerk fast ausschließlich der Denk- malpflege im Land Tirol gewid- met hat, unterstreichen außeror- dentlich gehaltvolle Vorworte, die aufzeigen, dass die Amtsträ- gerinnen und Amtsträger den Landeskonservator schätzen ge- lernt haben. Der frühere Diözesanbischof Dr. Reinhold Stecher kenn- zeichnet die PeTsönlichkeit Dr. Caramelles so: Er vereinigt in seinem Wesen lie Liebe zum Schönen, das Wissen des Kunsthistorikers, die Ehrfurcht vor dem Mysterium, das Verant- wortungsbewusttsein für die Heimat, die Sorgfalt im Um- gang mit dem künstlerischen Erbe und das Verständnis für die Notwendigkeiten und Mög- lichkeiten von Heute. Bundesministerin Elisabeth Gehrer bestätigt mit dem Dank für das langjährige Engagement und den Einsatz für den Denk- malschutz in Tirol neben fun- diertem Expertenwissen eine gehörige Port:on Uberzeu- gungskraft, Kampfgeist und Geduld. Ergänzend sei hier erwähnt, was Prälat Prof. Dr. Johannes Neuhardt bei der Uberreichung der Insignien des Ritterordens des hI. Papstes Silvester durch Erzbischof Dr. Alois Kothgasser zum "geistlichen Menschen" aussagte. Der Diözesankoserva- tor betonte die Zusammenarbeit in einer Atmosphäre des Ver- trauens und der Vertrautheit. "Gottes und der Menschen Haus wissen wir in deinen Händen in guter Hand". Als Landeskonservator sei Dr. Caramelle stets in die Fra- gestellungen kirchlicher Denk- malpflege eingebunden gewe- sen und habe vor allem auch mit dem Bauamt der Erzdiözese Salzburg sowie mit allen ande- ren kirchlichen Institutionen immer konstruktiv zusammen- gearbeitet. Das Augustinermuseum in Rattenberg, dessen Bestände zum Großteil aus den 60 Pfar- reien des zur Erzdiözese Salz- burg gehörenden Unterlandes stammen, hat Dr. Caramelle zu einer Herzensangelegenheit sei- ner denkmalpflegerischen In- itiative gemacht. Das Museum dankte ihm anlässlich der Zehn- Jahres-Feier mit dem Ehrenzei- chen. Die Festschrift bietet ein Kurzporträt von Dr. Gretl Köfler. Franz Caramelle kam als zweiter Sohn des Ehepaares Franz und Elsa Caramelle im Jahr 1944 in Kitzbühel zur Welt. Die Mutter stammte aus einer Lehrer- und Kirehenmusi- kerfamilie, der Vater, Sohn ei- nes aus dem Trentino stammen- den Gendarmen, war ebenfalls als Gendarm tätig. Als guter Schüler kam der zehnjährige Franz ins Gymnasium, was da-
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