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Die passeide Technik lässt schrie!! die RumpfrnLskuatur verifizi&en und gibt Klarheit. Foto: Anzoger Die richtige Zuordnung sorgt im Versehrtenspitznsport für Fairness „Der Klassifizierer macht's" 4 Ak:ueII Ausgabe 35/0 Das Wort „Redlichkeit" scheint sich nicht nur aus un- serern Sprachgebrauch, son- dern auc unserer Begriff- lichkeit verabschiedet zu haben. Redlichkeit scheint nicht mehr zum gegenwär- dgen Zei:geist, oder besser gesagt, Zeitgeistlosigkeit zu Redlichkeit ist wohl rncht mehr „in'. Redlichkeit galt einst als nützliche und e1bstrerständliche Tugend, gleichbedeitend mit Ehrlich- Iceit, Verlisslichkeit, Anstand. Auch die.s Begriffe, die zu- mindest ais dem öffentlichen Leben, aus den Fü:hrungseta- gen der PoLitik, den Cockpits der Wirtschaftskapitäne und den Ljxusbüros der Gewerk- schaftsbc'sse verschwunden zu sein scheinen. Nicht ein- mal Adel verpflichtet mehr zu Redlichkeit. Selbst die Me- dien können mit diesen Be- griffen, die Eckpfeiler einer kluge:i uid überlebensnot- wendigen Moral und Ethil einer lebenswerten Zivilisa- tion und Kultur sein sollten, wenig anfangen. Redlich- kit ist en Unwort gewor- den, während Korruption, Dummheit, Gier, Unverläss- lichkeit, kurzum: Unred- jchkeit n erschrecknd zu- nehmenden Maße unser Bewusstsein prägen. Ein red- Licher Politiker ist sowas wie ein Auslanfmodell, ein red- icher Wirtschaftskapitän, ein anständiger, ehrlicher Gewerks•±aftsboss, das sind Raritäten, belächelte Oldti- mer, Antiquitäten. Es mag alt- vaterisch und kitschig klin- gen: ChneRedlichkeitwerden wir den Bach hinuntergehen, werden wr einer düsteren Zukunft entgegentrudeln. Ein St. Johanner ist es, der im Versehrtensport maBgebl ich die richtigen Einteilungen trifft, um faire Wettkämpfe zu gewähren. ST. JOHANN. Der 49-jährige Ridiard Akenberger ist als er - fahreer Physiotherapeut ein Experte füt die Rehabilitie- rung und als Klassifizierer für das internationale Paralym- pische Kornmitee (kurz: IPC) ein Fachmann internationaler Güte und in dieser Funktion einmalig in Osterreich. Altenberger zählt zu je- ner kleinen Schar weltweit, die während internationaler Großwetkämpfe - vorwie- gend Wintersport - die rich- tige Einteilung der Athleten zu treffen hat. Dabei wird das körperliche Defizit des Sport- lers bewertet, um je nach sui- nen Fähgkeiten, die richtige Schadensklasse zu definieren. Schummier haben keine Chance Der Versehrtensport funktio- niert primär innerhalb eines ausgeldügelten Bewertungssy- sterns, dami: die Athleten im fairen Wettstreit ihre Fähig- keiten messen können. Unter- teilt in verschiedenste Klassen (wie: bein- oder armamputiert; hohe-, mittlere- und tiefe Läh- mung) erhäl: der Spitzensport- ler in se:ner Gruppe den rich- tigen Multipfikationsfaktor. Dieser wird mit der Realzeit (aus dem Wettkampf) mult:- phziert md ergibt somit eine aussagefähige Endzeit. Viel Erfahrung und umfangreiche Tests „Dieses komplexe System verceutlicht die Aufgabe des Klassifizierers. Denn gelingt es mir nicht, den Sportler in der Summe seiner Fähigkeiten zu erfassen, läuft das System Ge- fahr zu versagen," weiß Al- tenberger um die Mogelver- suche seiner Athleten bestens Bescheid. „Natürlich versucht ein zu Klass:fizierender, sich so schlecht wie möglich darzL- stellen, um in weiterer Folge in einer leichteren Klasse starten zu können. Deshalb wird der Athlet ausgiebig untersucht und getestet : " nennt der Fach- mann auch einfache IJber?rü- fungen wie Cas Abtesten der RumpfmuskuIatur, während dieser sein f-Shirt anszieh:, als durchaus hilfreiche Kniffe. „Natürlich stehen die Sport- ler schon vor, während und nach einer TeiEnahme an einem internationalem Großwettbe - werb unter Beobachtung, um die Sicherheit des Systems zu garantieren. Seit Nagano immer mit dabei Seit 25 Jahren arbeitet Alten- berger im REHA-Zentruin Bad Häring als Experte ftr die Rehabilitierung von Qu.ei- schnittgelähm:en. Diese wert volle Erfahrung an der Basis gepaart mit seiner Sportbe- geisterung und mehrjähriger Ausbildung, ließen den zwei- fachen Familienvater in cen erlauchten Kreis der Klassifl- zierer des IPC aufsteigen. Seit- her wird er auch immer für die Paralympics und Weltmei- sterschaften in dieser Funk- tion norniniert. „Für mich isi es zum Einen immer wieder eine hohe Auszeichnung, zum Anderen natürlich auch Moti- vation für meinen Beruf. Es ist einfach toll zu erleben, zu wel- chen Leistungen ein bestem ausrehabiitierter Mensch wie- derum fähig ist," zeigt s:ch Altenberger immer bemüht, diese Erfahrungen gerade „fri- schen" Patienten zu vermitcln. „Natürlich stürzt ein Quer- schnittsgelährnter in ein tiefes Loch. Dennoch ist es immer wieder möglich, recht rasch neue Hoffnung aufzubauen.:" Christoph Hirnsc/a' otobene Redlichkeit
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