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6 Aktue Ausgabe 46 Gemeinderat stimmt für eine Umwidmung zu Gunsten der Firma Egger - scharfe Proteste folgen Wirtschaftsentwicklung versus Tourismus Vier Hektar Grüntläche benötigt die Firma Egger für die weitere Betriebs- entwicklung zur Produkti- on von Leichtbauplatten. Scharfe Proteste kommen vom Umweltschutzverein und dem Tourismusver- band der Region. ST. JOHANN/OBERNDORF. Der wichtigste Punkt auf der- Tagesordnung der letzten Ge- meinderatsitzung betraf die Umwidmung einer land- und forstwirtschaftlichen Freihalte- fläche zu bebaubarem Gebiet an der entlang des Römerweges verlaufenden Grenze des Egger- Werkes. Dazu wurden mehrere Stellungnahmen präsentiert und es waren auch etliche pri- vate Interessenten erschienen, die vor allem ihr Missfallen ge- genüber dem Projekt zum Aus- druck bringen wollten. Nichts destotrotz entschied der Ge- meinderat mit 17 Ja-Stim- men (gegen ein Nein und eine Stimmenthaltung) eindeutig für das Vorhaben. Um diese Umwidmung über- haupt vornehmen zu können, ist eine Änderung des Raum- ordnungskonzeptes notwen- dig. Der Grüngürtel sowie der an der Grenze des Betriebes verlaufende Römerweg müssen verlegt werden. Auf den in die- sem Gebiet vorhandenen Brun- nen, welcher sich (so wie das betreffende Grünland) im Be- sitz des Unternehmers Fritz Eg- ger befindet, hätte der Ausbau nach offiziellen Angaben keine Auswirkungen. Keine Argumente gegen Umwidmung Die Gemeinde St. Johann hat im Vorfeld den Ortsplaner DI Günter Poppinger ange- wiesen, die Voraussetzungen in diesem Fall zu überprüfen und die Resultate dem Ge- meinderat mitzuteilen. Er kam zu dem eindeutigen Ergebnis, dass im Falle der Umwidmung zu Gunsten der Firma Egger keine relevanten Gegenargumente angeführt werden könnten. Er konnte in diesem Fall keine erheblichen Umweltauswirkungen feststel- len und hielt daher eine Prü- fung nicht für notwendig. Es gäbe keine gravierende Ände- rung des Landschaftsbildes, eine ausreichende Entfernung zum benachbarten Camping- platz wie auch dem Schige- biet in Oberndorf sei gegeben, die Steigerung der Lärmbelä- stigung wäre nicht signifikant und bei diesem speziellen Pro- duktionszweig sei auch keine Zunahme bei den Luft-Emmis- sionen zu erwarten. Hingegen wäre mit der Weiterentwick- lung des wichtigsten Arbeitge- bers in St. Johann im Sinne der Standortsicherung ein eindeu- tiges öffenffiches Interesse ge- geben, das Raumordungskon- zept zu ändern. Im Anschluss an die Stel- lungnahme, die von Gemeinde- Baumeister Primus Steinacher verlesen wurde, präsentierte Produktionsleiter Albert Berk- told die Pläne, welche die Firma Egger auf dem künftigen Areal verfolgt. Vor allem soll dort eine neue Produktionsstätte für Leichtplatten entstehen, welche in der Möbelindustrie zuneh- mend Verwendung fänden. Die Firma Egger sehe hier großes Verkaufspotential, wenn man rasch handeln würde. Nach sei- nen Aussagen würde es zu kei- ner zusätzlichen Luftbelastung kommen; Absauganlage und Filteranlage würden eingebaut und die Luft wieder in die Halle zurückgeführt. Auch sollte (ab- gesehen von den Personal-Er- fordernissen) kein zusätzliches Abwasser entstehen. Statt des- sen versprach der Betriebsleiter 40 neue Arbeitsplätze und eine bessere Auslastung der LKWs (beziehungsweise nur gering- fiigig erhöhter Verkehr), weil die Anhänger durch die relativ leichten Platten mit der dop- pelten Menge beladen werden könnten. Weiters soll auf dem Ge- lände ein neues, internes In- standhaltungsgebäude (mit KFZ-Werkstatt, Schlosse- rei, Feinmmechanik, Elektro- technik, etc.) entstehen, dass für die Lehrlinge auch bessere Ausbildungmöglichkeiten bringen würde. Schande für eine Tourism usregion Den Ausführungen konn- ten weder der anwesende Ob- mann des Umweltschutzver- eines BI Eggerwerk, Hansjörg Hofer, noch anwesende Tou- ristiker aus Oberndorf etwas abgewinnen. Hansjörg Hofer zeigte aktuelle Fotos, die die beträchtliche, sichtbare Abgas- entwicidung der vergangenen Tage belegte und betonte, dass es ein Versprechen der Werks- leitung gegeben hätte, den Be- trieb in absehbarer Zeit nicht zu vergrößern. Sehr kritisch äußerten sich auch die vier Tourismusver- bände der Ferienregion St. Jo- hann - Oberndorf - Kirchdorf -Erpfendorf in einem Schrei- ben an den Gemeinderat und ersuchten diesen, die Erwei- terung abzulehnen. "Die Tou- rismusverbände haben die Be- fürchtung, dass durch eine weitere Vergrößerung des Eg- ger-Werkes sowohl in optischer, als auch in emissionsmäßiger Hinsicht dem Tourismus der gesamten Region großer wirt- schaftlicher Schaden entsteht. Unsere Gäste werden in Um- weltfragen immer sensib- ler. . .' unterschrieben sowohl von KR Dieter Jöchler (Ob- mann TVB St. Johann) als auch Manfred Heim, Obmann TVB Oberndorf. "Ich hatte heuer schon zwei Gäste, die wegen des Werkes abgereist sind und immer wie- der muss ich erklären, was die- ser Schandfleck eigentlich dar- stellt. Unsere Gäste wünschen sich eine schöne Berglandschaft und reisen woanders hin, wenn sie die hier nicht bekommen' präzisierte Rosenhof-Betrei- benn Alexa Voggenreiter, eine aufgebrachte Zuhörerin der Gemeinderatssitzung. Unterstützung erhalten die Touristiker allerdings kaum, selbst in den Reihen der St. Johanner Grünen gab es mit Hannes Hofinger eine Ja- Stimme. "Ich gehe davon aus, dass es stimmt, was uns der Sprecher des Egger-Werkes be- richtet hat, und es zu keinen weiteren Abwasser- und Luft- verschmutzungen konmit. In diesem Fall halte ich die Arbeits- plätze für relevanter. Zielfüh- rend wäre es allerdings sicher, die Gegner und Egger-Vertre- ter an einen Tisch zu bringen, um das gesamte Vorhaben aus- zudiskutieren. Ich würde mich in diesem Fall gerne als Orga- nisator zu Verfügung stellen' so Hofinger. Mit dieser Meinung vertritt er aber nicht die breite grüne Ba- sis. "Wir werden mit unserem Anwalt Dr. Klaus Renner eine Gegen-Stellungnahme, basie- rend auf mehreren Punkten wie Raumordnungskonzept, Gleis- anschluss, etcetera, abgeben. Wir sind zur Zeit auf alle Fälle gegen eine Erweiterung, haben aber keinen Clubzwang", betont Grün-GR Sigfried Pürstl. Einspruchberechtigt in den kommenden drei Wochen (plus einer Woche Überziehfrist) sind St. Johanner Bürger sowie die Gemeinde Oberndorf. Hier hat man allerdings nichts dergleichen im Sinn. "Wir werden dagegen nichts unternehmen, vielmehr habe ich sogar den Tourismusver- band gerügt, dass sie mit einer negativen Stellungnahme so rasch bei der Hand sind" er- klärt BM Hans Schweigkofler. "Das Eggerwerk steht seit An- fang 1960 und damals gab es zum Beispiel viele Hotels noch nicht. Die wertvollen Ganz- jahres-Arbeitsplätze stehen im Vordergrund und wenn ich als Touristiker möchte, dass das Erscheinungsbild verbessert wird, muss ich mich mit den Verantwortlichen zusammen setzen und schauen, dass eine Lösung gefunden wird!" sura
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