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.4 Abenteuerliche Reise nach Kitzbuoohel Von Pepi Reibstein Die Expedition war vom Hauptverband deutscher Win- tersportvereine in der Tschechei mit einer selten großen Zahl von Läufern aus dem Jeschken- Isergebirge, Riesengebirge und Erzgebirge zusammengestellt worden - mit allen Begleitern wohl 30 bis 40 Personen. Treff- punkt war am 31. Jänner der Masaryk-Bahnhof in Prag. Dort bestiegen die einzelnen Grup- pen den bestellten Sonderwa- gen. Schon das Außere des Waggons verriet, weFche Art von Transportmittel zur Verfü- gung gestellt wurde. Die eigent- liche Uberraschung kam jedoch erst nach Einbruch des Abends. Gleich nach dem Einsteigen hatte sich jeder auf den Holz- bänken ein Eckerl gesucht, eini- ge Gruppen bastelten sich mit Koffern Spieltische zum Kar- tenspielen. Bald wurde es fin- ster. Alle riefen "Lichtma- ehen!", wenn ein Schaffner zu sehen war. Aber es sollte einige Zeit dauern, bis einer mit dem Licht aus einer Ol-Dienstlater- ne, die an den Wänden des Wa- gens angebrachten Paraffinlich- ter anzündete. Anscheinend hatte man diesen aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg stam- menden museumsreifen Rum- pelkasten wieder ausgegraben. Trotz der stickigen Luft und bei allen Unannehmlichkeiten wur- de es doch eine selten gemütli- che Nacht. Aber dann kam der Augen- blick, wo der Tag die Paraffin- Lichternacht ablöste. Diese Be- leuchtung hatte bei allen die Gesichtsfarbe ziemlich verän- dert. Der Waggon verfügte über keine moderne Toilette, es gab darin kein Wasser. So wischte jeder an sich herum, um das Gesicht einigermaßen sauber zu kriegen. Da man sich schon Mit- temdorf näherte, mussten in Eile auch die Schier gewachst wer- den. Infolge der Zugsverspätung war bei der Ankunft der Langl auf schon fast beendet, der letzte Läufer auf der Strecke. Die HDW-Läufer trugen nun unter sich den Langlauf aus. Trotz der Unkenntnis der Strecke, der nächtlichen Kartenpartie und der Begleiterscheinungen belegten sie nicht nur die ersten vier Plät- ze, sondern setzten sich auch mannshaftlich voll durch. Auch beim folgenden Sprunglauf gab es durch einen für Hohenelbe startenden Norweger einen HDW-Sieg. Am nächsten Tag er- hielt der "Salonwagen" ein großes Plakat mit der Aufschrift "Riesengebirge", und so zogen die Mannen dann m Kitzbühel ein. In einem der schwierigsten und eigenartigsten Schirennen in der Geschichte des Schilaufs siegte vorerst im Langlauf - dieser war eigentlich ein richtiggehender Abfahrtslauf, dem man noch ei- nen Langlauf aufgepfropft hatte - Albert Ettrich vor Josef Arnold. Ettrich konnte seine Chance auf den österreichischen Meistertitcl nicht wahren - er hatte nur für den Langlauf gemeldet, wurde daher zu dem für den Titel entscheiden- den Sprunglauf nicht zugelassen. Sieger in der Kombination blieb schließlich Kurt Endler vor Josef Arnold. Viele Talente bestens genützt Talent, Fleif? und Weiterbil - dung kennzeichnen die Tätig- keiten des langjährigen Ge- mein deamtsleiters und nun auch als Kirchenchorlejter in den Ruhestand gewechselten Hermann Seibl. Scibi kam als siebtes von acht Kindern der Kleinbauernfami- lie beim Boberer (Neuhaus) in St. Johann zur Welt. Die wirt- schaftliche Ausgangslage und die Nachkriegszeit schienen be- sondere "Ausreißer" des aufge- weckten Buben auszuschließen. Seibl machte eine Bürolehre und wechselte 1956 zur Ge- meindeverwaltung, die damals nur vier Mitarbeiter hatte. Er si- cherte im zweiten Bildungsweg Aufstiegskriterien und studierte einige Semester Jus. Im Jahr 1965 wurde Seibl Amtsleiter. Nun folgten 29 Jah- re eines ungemein starken Wachstums der Gemeinde und damit weiterer Aufgaben für die Verwaltung und die Verzehnfa- chung des Budgets. Hermann Seibl zeigte stets Loyalität gegenüber den Man- dataren und Objektivität im Umgang mit den Bürgern, wo- bei er auch Beharrungsvermö- gen bewies, das schwierige Si- tuationen einfach aussitzen ließ. In der Handhabung der Gesetze erwies sich Seibl als sattelfest. Im Jahr 1994 trat Hermann Seibl nach Vollendung des 60. Lebensjahres in den Ruhestand, wirkt aber noch immer als Le- galisator. Mit zwölf Jahren erhielt Her- mann Seibl den ersten Klavier- unterricht. Schon zwei Jahre später begann seine Laufbahn als Sänger im Kirchenchor. Der vielseitig begabte Musiker machte vier Semester lang eine Ausbildung zum Chorleiter und Organisten an der Kirchenmusikabteilung der da- maligen Musikschule der Stadt Innsbruck, anschließend stu- dierte er Sologesang. Gegen Ende der Fünfzigcrjahre erfolg- te der gleitende Ubergang der Chorfi.ihrung von Oberlehrer ( Hermann Seihl. Foto: Mag. Peter Fischer Hugo Sprenger zu Seibl. Der neue Kirchenchorleiter setzte auf eigene permanente Fortbil- dung in Seminaren in Salzburg und Bregenz. Unter seiner Lei- tung kam es ab 1968 zur außer- gewöhnlichen Gestaltung der Hochämter am Ostersonntag, später auch zum Patrozinium (15. August) unter Mitwirkung namhafter Berufsmusiker und Solisten aus Innsbruck, später aus Salzburg mit der Auf- führung großer Klassikermes- sen. 1972 gab es ein viel beach- tetes Kirchenkonzert unter Mitwirkung der Camerata Salz- burg, 1992 ein Mariensingen mit der Hornklasse Prof. Mayer vom Mozai-teum Salzburg. Der Kirchenchor gestaltete dreimal die österreichweit übertragene "Radiomesse", nahm an diöze- sanen Chortreffen teil und war hei großen Festlichkeiten im Dom zu Salzburg der Vertreter des Tiroler Anteiles. Wiederholt gelang der Einbau junger Kräf- te. Neben der Tätigkeit als Chor- leiter und Organist in St. Johann war Hermann Seibl als Chorlei- ter und Solosänger in verschie- denen Pfarren innerhalb und außerhalb des Dekanats im Ein- satz. Von 1992 bis 2003 gehörte er als Mitglied der diözesanen Kirchenmusikkommjssion an. Hermann Seibls unspektakulä- rer, aber enormer Einsatz wurde mit dem Rupert- und Virgil- Verdienstorden der Erzdiözese Salzburg und zahlreichen Dankurkunden der Bischöfe be- stätigt, die Marktgemeinde ehr- te ihn, als er noch lange im Ak- tivstand war, mit dem Ehrenzeichen. H. W
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