Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 3 9. März 2006 Im Einsatz um Leben zu retten: Bei extremen Bedingungen auf der Suche nach einem jungen Snowboarder Wenn Wunder Wirklichkeit werden Wenn Urlauber in Kitzbü­ hels Schigebieten ihr Talent überschätzen, sind selbst erfahrene Bergretter oft machtlos. Zeitnot und Risi­ ko sind bei solchen Such­ aktionen ständige Begleiter. m . r II /■ ’M:- BEZIRK. Nicht zum ersten Mal riskierten engagierte Män­ ner dieser Tage ihre eigene Ge­ sundheit, um einem ihnen unbekannten vermissten Ur­ lauber das Leben zu retten. Eine Suche nach der sprich­ wörtlichen Stecknadel im Heu­ haufen, denn das Kitzbüheler Schigebiet ist riesig. Ausge­ rechnet hier wird Anfang der Woche ein 26-jähriger israeU- scher Snowboarder vermisst. Seine Überlebenschancen sind verschwindend gering. Letzte Liftfahrt: 15:04 - Steinbergkogel Es ist Monatg, halb zehn Uhr in der Nacht, als zwei Männer bei der Polizeiinspektion Kitz­ bühel melden, dass ihr Freund heute nicht ins Quartier zu­ rückgekehrt sei. Zusammen sind sie am Vormittag noch mit der Hahnenkammbahn aufgefahren. An der Bergsta­ tion haben sich die drei aus Israel stammenden Urlauber dann getrennt, jeder für sich wollen sie die Schiregion er­ kunden. Treffpunkt machen sie keinen aus. Der 26-Jäh­ rige hat es vor allem auf die schwierigen Abfahrten, ab­ seits der gesicherten Pisten abgesehen. Er ist von seinem snowboarderischen Können überzeugt. Die Nachforschungen der Alpinpolizei und der Kitzbü­ heler Bergbahn ergeben, dass der Urlauber gegen 15 Uhr zum letzten Mal seine Karte an der Steinbergkogel Talsta­ tion gesteckt hat. Wegen sei­ nes Sechs-Tage-Passes lasssen sich seine Fahrten bis zu die­ sem Zeitpunkt genau verfol­ gen. Doch nun fehlt jede Spxir. Gegen halb elf Uhr in der Nacht schrillen bei sämtlichen Kein Einzelfall: Mitten in der Nacht, bei dichtem Schneetreiben und eisigen Temperaturen machen sich die Bergretter auf die Suche nach einem vermissten Snowcoarder. Foto: Anzeiger Bergrettern der näheren Um­ gebung dann die Handys. Die meisten von ihnen schlafen bereits, müssen am nächsten Tag pünktlich am Arbeitsplatz erscheinen. Doch es geht um Leben und Tod, denn bei die­ sen Temperaturen wird eine Nacht im Freien zum Über­ lebenskampf Selbst die Hah­ nenkammbahn wird für die bevorstehende Suchaktion noch einmal hochgefahren. Drei Stunden Schlaf müssen reichen Bei stürmischen Schneetrei­ ben und mehreren Graden unter Null fahren die Männer der drei betroffenen Ortsstel­ len Jochberg, Kirchberg und Kitzbühel sämtliche Pisten ab, durchsuchen die Waldrän­ der und rufen unentwegt nach dem Vermissten. Gegen 2.30 Uhr wird der Einsatz schließlich ergebnis­ los abgebrochen. Sämtliche Gräben und freien Abfahrten können nicht abgesucht wer­ den, aufgrund der erheblichen Neuschneemengen herrscht große Lawinengefahr. Um vier Uhr fallen die Bergretter schließlich tot müde ins Bett. Doch die Nacht ist kurz. Be­ reits um 7.30 Uhr am nächsten Morgen beginnt die Suchaktion von neuem. 51 Mann, danmter die Hoffnung nicht auf.“ Und zwei Alpinpclizisten und sechs die Männer wurden für ihren Hundefiihrer der Ortsstellen Einsatz belohnt. Kirchberg, Jochberg, Kitzbü­ hel, St. Johaim, Westendorf und Hopfgarten, stehen im Einsatz. „Die Wetterbedingungen könnten fast nicht schlimmer sein“, so Einsatzeiter Alexan­ der Semonsky. „Doch viel­ leicht hac er Glück und ist nicht schwer verletzt. Dann kann er sich -WTimöglich in eine Hütte reffen. Wir geben Als keiner mehr an das Wunder glaubte Gegen Mittag, als man die Su­ che beinahe erfolglos abbre­ chen hätte müssen, entdeckte ein Suchtrupp den Snowboar­ der völhg erschöpft in einer der Brunnalmen im Gemeindege- biet Kirchberg. Unverletzt wird er ins Krankenhaus geflogen. „Ich bin sc froh, dass mich endlich wer gefunden hat.“ Adi Gadot weiß, wieviel Glück er gehabt hat. „Ich bin immer tiefer in den Schnee geraten, bis ich nicht mehr weiter kam. Ich habe versucht, wieder hi­ nauf zu kriechen, doch dann wurde es dunkel und so habe ich die Tür von einer Hütte aufgebrochen. Ich bin die ganze Nacht dagesessen und habe meine Füße massiert. Schlafen konnte ich nicht, nur warten, bis mich endlich jemand findet“ schildert Ga­ dot, der drei Tage zuvor erst seinen 26. Geburtstag feierte, die schlimmsten Stunden sei­ nes Lebens. Beinahe wäre es sein letzter gewesen, doch nun kann er gleich zwei Ge­ burtstage feiern... Adi Gadot - erschöpft und über­ glücklich zug’eich. Foto: Anzeiger Sabine Gratt
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